"Kein Tag ist wie der andere"

​​​​​​André Reiser leitet eines von vier Funktionsteams am Universitätsklinikum. 22 Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten hören auf sein Kommando. Eine Aufgabe für Kommunikatoren – und Jongleure.

André Reiser ist seit dem 1. Juli 2010 am Universitätsklinikum Leipzig tätig. Als Leitender Physiotherapeut koordiniert er den Einsatz von 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Funktionsbereich der Neurologie. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. "Kurz gesagt: Ich sorge dafür, dass alle Stationen etwas vom therapeutischen Kuchen abbekommen." An der Physikalischen Therapie, seinem Fachbereich, schätzt André Reiser vor allem die Vielzahl von Anwendungen und Therapiemöglichkeiten. Allerdings ist es nicht immer leicht, alles unter einen Hut zu bringen. "Kein Tag ist wie der andere! Es ist immer viel, und es ist immer anders. Aber gerade das liebe ich an meinem Beruf. Jeder Tag hat unterschiedliche Facetten und bringt neue Erfahrungen."

Vieles läuft parallel

Trotz allem Stress müssen die Therapeuten jedem Patienten gerecht werden. Kein Mensch ist wie der andere, niemand fühlt, denkt und reagiert immer gleich. "Wir müssen uns täglich neu auf die Patienten einstellen – speziell im Akutbereich eine große Herausforderung. Die Patienten müssen zur Diagnostik, dann kommt die Pflege, dann der Arzt, dann wir mit unseren Übungen. So viele Eindrücke und Menschen, die etwas von einem wollen... Da braucht es Fingerspitzengefühl!" Anders als in einer Praxis, wo Therapeuten einen Termin nach dem anderen absolvieren, läuft in der Klinik vieles parallel. Die Therapeuten haben eine gewisse Anzahl an Patienten, die bis zum Abend behandelt werden müssen – komme, was wolle. 

"Es geschieht immer wieder, dass ein Patient genau in dem Augenblick nicht da ist, wenn eine Therapie beginnen soll, weil er zum Beispiel zum Röntgen muss. Dann disponieren wir um. So geht auch mal Zeit verloren, aber am Ende des Tages müssen wir alle Patienten betreut haben. Das ist ein bisschen wie beim Jonglieren. Vier Bälle sind schon in der Luft, drei weitere kommen hinzu, großes Finale vor dem Applaus!"

Kraft tanken im Kreis der Familie

Als Zivildienstleistender in einer Reha-Klinik bei Leipzig staunte André Reiser bereits, wie die Therapeuten ihr tägliches Pensum meisterten. "Ich konnte sehen, dass dieser Beruf viel Abwechslung bietet, und habe verstanden, wie wichtig es ist, einen privaten Ausgleich zu haben. Heute helfen mir meine Frau, meine Kinder und meine Freunde beim Auftanken. Die Gespräche mit meinem Team, mit Ärzten und Pflegern geben mir viel Kraft. Dieser Austausch ist notwendig, um in schwierigen Situationen richtig zu handeln." Dass André Reiser vor zehn Jahren am UKL gelandet ist, hängt vor allem mit dem Standort zusammen. "Leipzig ist meine Stadt, hier komme ich her. Irgendwann dachte ich: Du bist jetzt genug herumgereist, drei Jahre Dresden, drei Jahre Bayreuth... Ich wollte zurück nach Leipzig, zu meinen Wurzeln, meiner Familie. Dass am UKL die passende Stelle frei wurde, war pures Glück. Am Universitätsklinikum arbeite ich in einem professionellen Team, genieße soziale Sicherheit und kann mich weiterentwickeln. Es ist wichtig, nicht stehen zu bleiben."

André Reiser schätzt das hohe medizinische Niveau am UKL. Als Teamleiter begleitet er die Entwicklung und Einführung neuer Behandlungsmethoden und ist fachlich immer auf Ballhöhe. Mit seiner Berufswahl ist er zufrieden und würde, wenn er einen Wunsch frei hätte, alles wieder genau so machen. 

"Meine Erwartungen beim Einstieg in den Beruf konnte die Realität locker toppen! Es ist schön zu sehen, dass wir den Menschen etwas Gutes tun und ihnen wirklich helfen können. Alleine aufstehen, die ersten Schritte machen, die Arme bewegen. Die Patienten denken oft, das klappt nie. Und dann geht es doch. Ein kleines Wunder! Diese Augenblicke sind etwas ganz Besonderes."

"Wenn wir nicht richtig kommunizieren, wird's schwierig."

Als bekennender "Fußball-Junkie" verbringt André Reiser einen großen Teil seiner Freizeit im Stadion. "Früher habe ich selbst Fußball gespielt, heute fehlt mir dafür die Zeit. Alles, was rund ums Stadion passiert, interessiert mich brenne​nd. Als Fußballer entwickelst du ein Gefühl dafür, wie ein Team funktioniert. Jeder muss sich auf jeden verlassen können, sonst kannst du nicht gewinnen. Vieles geht über Kommunikation. Wenn wir nicht richtig kommunizieren, wird's schwierig."

Anders als in der Pflege gibt es beim Funktionsdienst feste Kernarbeitszeiten und einen fixen Dienstplan, der sich über drei bis vi​er Monate erstreckt. So können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Privatleben längerfristig gut planen. Bei André Reiser kommt hinzu, dass seine Ehefrau ebenfalls als Physiotherapeutin am Universitätsklinikum arbeitet, allerdings in einem anderen Team. Oft muss die Mittagspause dazu herhalten, den Familienalltag zu organisieren. "Außerdem teilen wir uns ein Auto und ein Fahrrad: Ich bringe morgens unsere beiden Kinder mit dem Auto in die Kita und fahre weiter zur Arbeit. Meine Frau nimmt das Rad. Nachmittags fährt sie mit dem Auto und holt die Kleinen ab, während ich nach Hause radle. Das klappt hervorragend. Mit Teamwork kennen wir uns eben aus!"