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Geschichte der Leipziger Kinderchirurgie

​Die Anfänge 1889

Die Leipziger Medizinische Fakultät verfügt seit 1889 in der im gleichen Jahr in der Oststraße fertiggestellten Kinderklinik über eine chirurgische Kinderabteilung, die Professor Hermann Tillmanns gründete. Damit hat die Leipziger Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie eine große Tradition. Sie ist eine der ältesten kinderchirurgischen Kliniken Deutschlands.

Da jährlich ein Bericht an den Vorstand des „Verein zur Errichtung und Erhaltung eines Kinderkrankenhauses zu Leipzig" gegeben werden musste, weiß man über die Anfänge der kinderchirurgischen Betreuung gut Bescheid. 148 Kinder wurden 1891 stationär behandelt, 964 in der Poliklinik, 412 Operationen waren erforderlich.

Erste Vorlesungen und Verstaatlichung

Bereits 1894 hielt Prof. Tillmanns Vorlesungen über Chirurgie im Kindesalter. Am 01.10.1919 legte Tillmanns die Leitung der Abteilung nieder, die erste große Etappe der Entwicklung der Kinderchirurgie in Leipzig hatte einen Abschluss gefunden.
1920 erfolgte die Verstaatlichung des bis dahin städtisch verwalteten Kinderkrankenhauses.

Neue Entwicklungen ab 1920

Eine neue Entwicklung setzte ein, als 1920 Roderich Sievers, ein Schüler von Trendelenburg und Payr, die Abteilung für Kinderchirurgie übernahm. Beeindruckend ist der Umfang seiner wissenschaftlichen Arbeiten. Die Kinderchirurgie verdankt ihm Untersuchungen über die Retentio testis, die damals sehr aktuelle Chirurgie des Leistenbruches, grundlegende Arbeiten zur Behandlung der Hüftluxation sowie der zentral-nervösen Fehlbildungen. Unter seiner Leitung gewann die Abteilung die Form, die über 40 Jahre prägend fortbestehen sollte. In nunmehr 50 Betten wurden jährlich durchschnittlich 650 Kinder behandelt, die poliklinische Versorgung erhielt zunehmende Bedeutung.
 
Nach dem Tode Prof. Sievers 1943 übernahm Oberarzt Schneider die Leitung der kinderchirurgischen Abteilung, die von den Wirren der Kriegs- und Nachkriegsjahre nicht verschont blieb.

Die Nachkriegsjahre

Zerstörungen der Klinik durch Luftangriffe im II. Weltkrieg Oststraße, 1949    Heller und Uebermuth, Direktoren der Chirurgischen Universitätsklinik, unterstützten und stabilisierten in dieser schweren Zeit die kinderchirurgische Abteilung, die ab 1951 nicht mehr dem Direktor der Kinderklinik, sondern dem Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik unterstand. Uebermuth übergab die Leitung 1956 seinem Oberarzt Siebert.

Souveränität und Ausbau der Kinderklinik

Bettenhaus und zeitweise Poliklinik Theresienstraße 43, 1962    Am 01.10.1958 erfolgte die Gründung einer selbständigen Klinik und Ambulanz für Kinderchirurgie an der Universität Leipzig. Als kommissarischer Direktor wurde zunächst Dozent Werner Kothe und als Klinikdirektor ab 1. Januar 1959 Prof. Fritz Meißner, beides Oberärzte der Chirurgischen Universitätsklinik, eingesetzt. Damit erreichte man erstmals eine vollständige Trennung und Verselbständigung von Kinderchirurgie und Erwachsenenchirurgie. Prof. Meißner wurde dann 1961 auf den Lehrstuhl für Kinderchirurgie der Universität Leipzig berufen. Erweiterung und Modernisierung der Klinik, Profilierung im eigenen Land und die Suche nach internationalen Verbindungen waren erklärte Ziel dieser Zeit.

Ein Bettenhaus in der Theresienstraße 43 mit drei Stationen, Röntgenabteilung, Labor, Bibliothek und Turnsaal wurde in Betrieb genommen, die Ambulanz der Klinik erhielt 1972 in der Querstraße 25 ein eigenes Domizil. 1974 konnte eine eigene kinderchirurgische Intensiv- und Wachstation eröffnet werden. Die Bettenzahl der Klinik wuchs in dieser Zeit auf 142 Betten.

Merkmale der 1980er Jahre

Mit der Emeritierung von Prof. Meißner 1986 war die Klinik klar strukturiert, fachlich hochspezialisiert, wissenschaftlich profiliert und international angesehen.

Im September 1986 wurde Prof. Wolfram Tischer zum Ordinarius und Direktor der Klinik berufen. Fortentwicklung bewährter Therapieverfahren, Einführung neuer Operationsmethoden und die ständige Orientierung am internationalen Standard waren Merkmale dieser Zeit. Im Wiedervereinigungsprozess nach 1989 erfuhr die Klinik im Operationsbereich, bei Instrumenten und Materialien eine sicht- und spürbare weitere Modernisierung und Fortentwicklung. Prof. Tischer führte die Klinik bis zu seiner Emeritierung 1995.  

Nach der Wiedervereinigung

In den Jahren 1995 bis 1997 wurde die Klinik kommissarisch von Prof. Joachim Bennek geleitet. Er wurde 1997 zum Ordinarius und Direktor der Klinik berufen. In diese Zeit fällt die Zusammenführung der kinderchirurgischen Klinik am Standort Oststraße.

Verbesserungen und Veränderungen

1999 bezog die Poliklinik neue Räume im Souterrain des Haupthauses und im Jahre 2000 konnten die Bettenstationen der Theresienstraße im neuerbauten Bettenhaus "Sonnenblume" Quartier beziehen. Arbeitsbedingungen des Personals und Behandlungsvoraussetzungen für unsere Patienten erfuhren eine weitere Verbesserung.

In der Zeit von 10/2003 bis 1/2006 stand die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie erneut unter einer kommissarischen Leitung. Kommissarischer Direktor 10/2003 bis 10/2005 Prof. Ralf-Bodo Tröbs, 11/2005 bis 01/2006 PD Dr. Bühligen.

Von 01/2006 bis 09/2012 führte Prof. Dr. Holger Till als Direktor und Ordinarius die Klinik. Mit dem Umzug in eine neu erbaute Klinik 2007 ergaben sich neue Möglichkeiten der Schaffung interdisziplinärer Strukturen und Funktionsbereiche. Durch Entwicklung verbesserter technischer Ausstattungen konnten laparoskopische Operationsverfahren verstärkt in das Kindesalter übernommen werden.

Ende August 2007 hat die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie im neuerbauten Zentrum für Frauen- und Kindermedizin im Klinikkomplex Liebigstraße einen neuen und modernen Standort erhalten.

Heute

Seit 10/2015 hat die Klinik für Kinderchirurgie mit Prof. Dr. Martin Lacher einen neuen Direktor und Ordinarius. Die Klinik umfasst zur Zeit eine kinderchirurgische Station mit 24 Betten und weitere interdisziplinäre Betten auf den Stationen der Intensivtherapie, Neonatologie, Kurzzeitpflege und der Tagesklinik.