Sie sind hier: Skip Navigation LinksUniversitätsmedizin Leipzig

Pressemitteilung vom 06.06.2018

Zwei Organe für die Ehefrau

Ministerin Klepsch trifft bei Besuch am UKL besonderes Spender-Empfänger-Paar

Staatsministerin Barbara Klepsch traf bei ihrem Besuch des Transplantationszentrums am UKL Simone und Andreas Freude (2.u.3.v.li.), Spender und Empfänger zweier Organe.

Staatsministerin Barbara Klepsch traf bei ihrem Besuch des Transplantationszentrums am UKL Simone und Andreas Freude (2.u.3.v.li.), Spender und Empfänger zweier Organe.

Leipzig. Simone Freude ist ihrem Mann auf besondere Weise verbunden: Sie lebt dank seiner Niere und seiner Leber. Andreas Freude wurde für seine Frau zum zweifachen Organspender. Gemeinsam trafen sie zum Tag der Organspende am Universitätsklinikum Leipzig Ministerin Barbara Klepsch. Die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz informierte sich am 6. Juni über die Arbeit des Transplantationszentrums am Universitätsklinikum Leipzig, das in diesem Jahr sein 25. Jubiläum begeht.

Erst vor kurzem konnte das Team des Transplantationszentrums einen Meilenstein verzeichnen: die Transplantation der 1000. Leber seit Beginn des Leipziger Transplantationsprogramms. 1993 wurden am Universitätsklinikum Leipzig erstmals Nieren, Lebern und Bauchspeicheldrüsen transplantiert. Seitdem erhielten 1972 Menschen ein neues Organ und damit Hoffnung und ein neues Leben.

So wie Simone Freude, die zweimal transplantiert wurde. Die 51-Jährige litt an einer angeborenen Erkrankung, die zuerst die Nieren und dann auch die Leber angegriffen und zerstört hat. Viele Jahre lebte die Dresdnerin damit, bevor ihr Zustand sich 2013 rapide verschlechterte und eine Niere entfernt werden musste. Eine Nierentransplantation wurde notwendig. Bei der Suche nach einem geeigneten Spender kam auch ihr Mann in Betracht, obwohl er eine andere Blutgruppe hatte. Andreas Freude musste nicht lange überlegen, und so erhielt seine Frau 2014 am Uniklinikum in Dresden seine Niere im Rahmen einer blutgruppen-inkompatiblen Lebendspende.

2017 verschlechterte sich dann aber die Funktion der angegriffenen Leber immer mehr. "Die Schmerzen wurden immer schlimmer", erinnert sich Simone Freude. Im Urlaub in Österreich ging dann nichts mehr, nach der vorzeitigen Rückreise kam sie direkt ins Krankenhaus und wurde von dort mit Organversagen nach Leipzig verlegt. Hier wurde ihr Zustand stabilisiert, um eine Transplantation zu ermöglichen. Wieder war ihr Mann als möglicher Organspender eine Option, und wieder traf Andreas Freude die gleiche Entscheidung - er spendete 2017 im Leipziger Universitätsklinikum seiner Frau ein Stück seiner Leber und rettete so ihr Leben. "Natürlich habe ich das gemacht", sagt der 53-Jährige. "Es wurde ja auch höchste Zeit, ihr Zustand war so kritisch. Diesen Moment muss ich nicht noch einmal erleben." Simone Freude erholte sich, auch Andreas Freude verkraftete den erneuten Eingriff sehr gut.

Was bleibt, ist die Angst, dass wieder etwas passiert, und vieles, was noch verarbeitet werden muss, erzählt Simone Freude beim Treffen mit Ministerin Klepsch. Diese traf das Dresdner Ehepaar bei ihrem Besuch am UKL, bei dem sie sich über die wichtige Arbeit des Transplantationszentrums informierte. Im Gespräch mit dem Team des Zentrums berichteten ihr die Ärzte und Koordinatoren von ihrer schwierigen täglichen Aufgabe. "Wir sehen unsere todkranken Patienten und wissen, dass wir angesichts des Organmangels nicht allen werden helfen können", konstatiert Prof. Daniel Seehofer, Leiter des Zentrums. Seehofer plädiert dafür, dass mehr Menschen sich mit dem Thema Organspende auseinandersetzen und für sich eine klare Entscheidung treffen. "Wichtig ist, sich damit zu beschäftigen und Angehörige mit dieser Frage im Ernstfall nicht allein zu lassen", so der Chirurg. Das vereinfache die oft unter hohem Zeitdruck zu treffenden Entscheidungen, ob jemand als Organspender in Frage kommt oder nicht. Natürlich wünscht sich der Transplantationschirurg, dass das Votum häufiger für eine Organspende ausfällt. "Wir können unseren Patienten nur helfen, wenn ein anderer Mensch bereit ist, dafür zum Spender zu werden", so Seehofer.

Ministerin Barbara Klepsch zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der Leipziger Transplantationsmediziner und betonte ebenfalls die Wichtigkeit der Organspende.
"Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Leipziger Transplantationszentrums, die mit ihrer Arbeit seit 25 Jahren hunderten schwerkranken Patienten mit einer Transplantation helfen und deren Leben retten konnten. Viele Patienten empfinden die Transplantation als Beginn eines zweiten, eines geschenkten Lebens und sind ihren Organspendern sehr dankbar", sagte Ministerin Klepsch.
"Wir müssen stärker über das Thema Organspende reden. Jeder kann in die Situation kommen, auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein. Bedauerlicherweise aber sinkt bundesweit seit Jahren die Zahl der Organspender. Es ist wichtig, dass jeder für sich eine Position dazu bezieht und selbstbestimmt eine Entscheidung trifft", so Klepsch weiter.

Im Fall von Simone und Andreas Freude war die Entscheidung sicher einfacher, denn hier kam eine Lebendspende in Frage. Dennoch hoffen auch die Freudes darauf, dass sich künftig mehr Menschen für einen ähnlichen Schritt entscheiden. "Unser Sohn hat meine Erkrankung geerbt", erzählt Simone Freude. Noch gehe es ihm gut. "Wenn es dann aber so weit sein sollte, hoffen wir sehr, dass es auch für ihn einen Spender geben wird."

Hintergrund
Transplantationszentrum am Universitätsklinikum Leipzig

Am 21. Oktober 1993 wurde am UKL die erste Niere transplantiert, am 12. Dezember des gleichen Jahres dann die erste Leber.
Knapp 25 Jahre später, am 6. Mai 2018, übertrugen die Transplantationschirurgen zum 1000. Mal eine Leber. 972 Nieren wurden seit 1993 transplantiert, allein im letzten Jahr 43 Lebern und 29 Nieren. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres waren es 26 Leber- und 21 Nieren-Transplantationen. Auf der Warteliste stehen 56 Menschen, die eine Leberspende benötigen, und 175, die eine Nierenspende brauchen.
Am Universitätsklinikum Leipzig werden außer Lebern und Nieren auch Bauchspeicheldrüsen transplantiert, Lungentransplantationen erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Herzzentrum, wo auch Herzen transplantiert werden.

 

​Haben Sie Fragen?

Für allgemeine Fragen wenden Sie sich an die Zentrale (24h).

0341 – 97 109

Kontakt für Medien-Vertreter:innen

Gern vermitteln wir Ihnen Expert:innen und unterstützen Sie bei Drehanfragen.

Universitätsklinikum Leipzig

Helena Reinhardt
0341 – 97 15905

 

Medizinische Fakultät

Peggy Darius
0341 – 97 15798

 

​Hinweise zu den Fotos

Wir weisen darauf hin, dass unsere Fotos ausschließlich im Zusammenhang mit den Pressemitteilungen verwendet werden dürfen. Eine weitergehende Nutzung bedarf der vorherigen ausdrücklichen schriftlichen Zustimmung.