Leipzig. Am 1. Oktober übernahm Prof. Dr. med. dent. Daniel Reißmann die Leitung der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde am Universitätsklinikum Leipzig (UKL). Der 44-Jährige wechselt vom Universitätsklinikum Freiburg nach Leipzig, wo er studierte und seine berufliche Laufbahn begonnen hat.
Die neue Zahnklinik mit seinem heutigen Arbeitsplatz am Anfang der Liebigstraße gab es noch nicht, als Prof. Daniel Reißmann 2008 nach Studium und Berufsstart das UKL in Richtung Hamburg verließ. "Das sind hier sehr viel bessere Bedingungen als damals", blickt er zurück. Die Vorklinik, Ausbildungsplätze für die Zahnmedizinstudenten und die Klinikräume sind zusammengerückt, die Ausstattung in dem 2011 eröffneten Gebäude ist auf dem neuesten Stand und bietet optimale Voraussetzungen für moderne Therapien. Vor allem auch in seinem Fachgebiet, dem des Zahnersatzes. "Da gibt es inzwischen sehr viele sehr unterschiedliche Möglichkeiten", erläutert Prof. Reißmann. "Aber nicht alle Patient:innen brauchen das auch alles." Hier dann das jeweils individuell beste Konzept zu entwickeln, ist eines der Ziele des neuen Einrichtungsleiters in der Prothetik am UKL. "Patientenorientierung, die Einbeziehung der Betroffenen in die Entscheidungen ist mir sehr wichtig", so Reißmann, das sei auch ein Thema seiner Forschungsarbeit, und insgesamt ein Leitmotiv. Während eines zweijährigen Forschungsaufenthaltes in den USA habe ihm letztlich der Patientenkontakt gefehlt, berichtet der gebürtige Vogtländer. "Ich will einfach Menschen glücklich machen, möchte für andere etwas ganz direkt und unmittelbar bewirken", begründet das Reißmann, der aus einer Zahnmediziner-Familie stammt.
In seinem Fall heißt es, oft viele Fragen vorab klären zu müssen: Wie viele Zähne müssen ersetzt werden? Wie sollen die Zähen ersetzt werden? Werden Implantate benötigt? Welche Verankerungen sollen gewählt werden? "Die Behandlungen in der Prothetik sind oft komplex und werden in vielen Schritten umgesetzt, dass müssen die Patient:innen dann auch wollen". Manches, was sehr gut aussieht, ist vielleicht zu aufwändig, anderes zwar optisch nicht das Beste, aber funktionell völlig ausreichend für den Einzelnen. "Die Aufklärungen sind sehr umfangreich, denn auch der finanzielle Aufwand ist oft ja nicht unerheblich", so der Zahnmediziner.
Dafür stehen für den Zahnersatz heute moderne digitale Verfahren und Prozesse zur Verfügung, die sehr viel schneller und für die Patient:innen weniger belastend sind: Ein digitaler Scan statt eines konventionellen Abdrucks, 3D-Druck, die Vorab-Visualisierung der Ergebnisse bis hin zur computergestützten Herstellung von Zahnersatz. Und die Neuerungen gehen weiter: "Eine aktuelle Entwicklung ist der komplette Verzicht auf Metall, das beispielsweise durch Keramiken wie Zirkoniumdioxid ersetzt wird", erläutert Prof. Reißmann. Die Hochleistungskeramik ist sehr zahnähnlich und gleichzeitig fest genug, um das leisten zu können. Hier sei aber auch noch Entwicklungsbedarf, an dem auch die Leipziger Werkstoffkundler forschen.
Digitalisierung und modernen Lernverfahren seien ihm auch mit Blick auf die zahnmedizinische Lehre wichtig. "Und die Schulung guter kommunikativer Fähigkeiten", so der Familienvater. "Zahnmedizinstudenten arbeiten ja sehr früh direkt mit Patient:innen, da ist es vor allem in unserem Beruf wichtig, dass sie wissen, wie sie Vertrauen aufbauen und mit den Menschen gut und einfühlsam über die Behandlung sprechen können", ist Reißmann überzeugt.
Das sein Fachgebiet angesichts der besseren Zahngesundheit künftig weniger zu tun bekommen könnte, sieht Reißmann nicht. "Zähne gehen immer verloren, und die Anforderungen wachsen eher, denn unsere Patient:innen werden immer älter."