Leipzig. Schmerzen im Kiefer oder im Gesicht? Viele Menschen suchen in einem solchen Fall den Zahnarzt auf. Doch was, wenn der Schmerz gar nicht von den Zähnen stammt? Häufig entstehen diese nämlich auch im Bereich der Kaumuskulatur und Kiefergelenke. Diese Störungen der Muskulatur und Kiefergelenke werden im deutschsprachigen Raum als craniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) bezeichnet.
Im November 2018 gelang es dem Universitätsklinikum Leipzig (UKL), sich als Trainingszentrum für die Lehre und Weitergabe international gültiger, einheitlicher Untersuchungsstandards für diesen Erkrankungskomplex zu legitimieren. In diesem Jahr folgte darüber hinaus nun eine Akkreditierung durch die Deutsche Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und -therapie (DGFDT) als anerkanntes Ausbildungszentrum.
Damit ist es den Experten der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde möglich, am UKL ab sofort anerkannte Spezialisten der deutschen Fachgesellschaft auszubilden.
Die Diagnostik der individuellen Ursachen und das Anwenden angemessener therapeutischer Strategien erfordern Fachwissen, eine systematische Befunderhebung und Einfühlungsvermögen. Die Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde unter Leitung von Prof. Sebastian Hahnel wurde mit ihren Spezialisten Prof. Holger Jakstat und Privatdozent Dr. Oliver Schierz sowie der Zahnärztin Dr. Angelika Rauch im zahnärztlichen funktionsdiagnostischen Bereich durch die DGFDT als Ausbildungszentrum für Funktionsdiagnostik und -therapie akkreditiert. Dadurch ist es ab sofort möglich, von dieser Fachgesellschaft anerkannte Spezialisten in dieser besonderen Disziplin der Zahnmedizin auszubilden.
Nicht alle Probleme und Schmerzen im Kiefer-Gesichtsbereich kommen von den Zähnen. So werden teils schmerzhafte Verkrampfungen der Kaumuskulatur, welche sich wie Zahn- oder Kopfschmerzen anfühlen können, beschrieben. Auch Schmerzen und/oder ungewöhnliche Gelenkgeräusche in den Kiefergelenken können zu Einschränkungen der Mundöffnung und Behinderungen beim festen Zusammenbeißen führen. Darüber hinaus ist es möglich, dass anatomische Besonderheiten dazu führen, dass der Unterkiefer nach langer weiter Mundöffnung aushakt und sich nicht ohne weiteres wieder schließen lässt.
Die Ursachen hierfür sind meist vielfältig. Am häufigsten liegen muskulär bedingte Einschränkungen vor. Vergleichbar mit Rücken- und Schulterschmerzen können überbeanspruchte, durch Schonhaltungen zu gering bewegte oder eintönig belastete Muskelbereiche verkleben und zu einer verminderten, schmerzhaften Beweglichkeitseinschränkung der Kiefer führen. Auch Verschleiß an den Kiefergelenken, eine sogenannte Arthrose, oder das Verrutschen der Knorpelscheibe, welche als Diskusverlagerung bezeichnet wird, können zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und ungewöhnlichen Gelenkgeräuschen führen. Neben einer stressbedingten, chronischen Überlastung der Muskulatur und der Kiefergelenke kommen aber auch systemische Ursachen wie zum Beispiel rheumatische Erkrankungen oder genetische Faktoren in Frage. Störungen im zentralen Nervensystem können ebenfalls zu einer Fehlwahrnehmung des eigenen Körpers führen.