Leipzig. In einem Pilotprojekt werden am Universitätsklinikum Leipzig Apotheker direkt auf den Stationen eingesetzt. Die Bilanz des neuen Angebots ist nach den ersten sechs Monaten äußerst positiv. Die Unterstützung vor Ort durch die klinischen Pharmazeuten trägt zur Qualitätssicherung ebenso bei wie zur Erhöhung der Therapiesicherheit bei Medikamentengaben. Künftig soll das bisher auf ein Department beschränkte Projekt daher auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden.
Medikamente spielen bei einer Krankenhausbehandlung naturgemäß eine sehr große Rolle. Dabei müssen die Klinikärzte zum einen die akute Erkrankungssituation und den Einsatz oft mehrerer Arzneimittel gleichzeitig berücksichtigen, zum anderen aber auch, welche Medikamente Patienten bereits "mitbringen" und weiter einnehmen müssen. Gerade unter dem Aspekt unerwünschter Nebenwirkungen und möglicher Kontraindikationen kommt der genauen und ständigen Kontrolle aller verordneten Arzneimittel eine große Rolle zu. Um die Ärzte dabei zu unterstützen und zu entlasten, haben am Universitätsklinikum Leipzig in einem Pilotprojekt Stationsapotheker diese Aufgabe übernommen. Im Department für operative Medizin betreute ein Team aus drei klinischen Pharmazeuten seit dem Frühsommer alle Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung. Sie erfassten bei der Aufnahme die mitgebrachten Medikamente, begleiteten die täglichen Visiten ebenso wie die wöchentlichen Antibiotika-Visiten und prüften jeweils die Verordnungen. "Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Kontrolle, ob die Arzneimittel effektiv und sicher angewendet werden können oder mit Problemen im Zusammenspiel zu rechnen ist", erklärt Dr. Roberto Frontini, der bis zum Jahresende die Klinikumsapotheke am Universitätsklinikum Leipzig geleitet hat. Zweiter wichtiger Punkt - der Check der Nieren- und der Leberwerte, um bei Verschlechterungen schnellste Anpassungen vornehmen zu können. "Wenn eine intensive Medikation erfolgt, ist es für die Therapie sehr wichtig, die Nierenfunktion eng zu kontrollieren und aufrechtzuerhalten", so Frontini. Erkennen die Apotheker Handlungsbedarf, werden gemeinsam mit den Ärzten die Verordnungen geprüft und Alternativen gesucht.
Dieses Vorgehen hat sich gut bewährt. "Die Rückmeldungen sind sehr positiv", erklärt Frontini. Mediziner und Pflegekräfte fühlten sich entlastet, Patienten profitieren von der zusätzlichen pharmazeutischen Betreuung, die bei Bedarf auch eine persönliche Beratung beinhaltet.
Auch die Qualitätseffekte sind deutlich sichtbar. "Das Team der Stationsapotheker konnte bei fast der Hälfte aller betreuten Patienten zu einer Optimierung der medikamentösen Therapie beitragen", so Frontini. Das Ziel, Arzneimittelfehler zu vermeiden und die Betreuung zu verbessern, sei damit erreicht worden. Entsprechend soll das Projekt weitergeführt und ausgeweitet werden. Geplant sind weitere Stationsapotheker in der HNO und der Hautklinik. Das UKL gehört mit dieser Größenordnung klinisch tätiger Pharmazeuten zu den Vorreitern beim Einsatz von Stationsapothekern in Deutschland. Im internationalen Vergleich gäbe es aber viel Aufholbedarf: "In den USA erfolgen inzwischen in den Krankenhäusern 97 Prozent aller Visiten zusammen mit einem Apotheker", beschreibt Frontini. "So eine breite Akzeptanz wäre ein Ziel, dass wir gern erreichen würden - und dazu sind wir auf einem guten Weg."