Leipzig. Eine neue Checkliste zur Behandlung von Infektionen bei Endoprothesen wollen die Ärzte des Bereichs Endoprothetik der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie am UKL entwickeln. Dazu treffen sie sich am 8. und 9. September zu ihrer Klausurtagung "Implantat und Infekt". Hintergrund: Die Zahl schwerer Infektionen, auch mit multiresistenten Keimen, nimmt zu.
"Wir erarbeiten uns unseren eigenen Standard", sagt Bereichsleiter Prof. Andreas Roth, "und nutzen dafür die hohe Kompetenz und die interdisziplinären Möglichkeiten, die das UKL bietet." Ein infektiöser Patient bedeute jedes Mal Leid für den Patienten und hohen Aufwand für das Personal. Prof. Roth: "Wir müssen uns immer fragen: Haben wir die Diagnose komplett gestellt oder fehlt etwas?"
Im komplexen Räderwerk des menschlichen Körpers könne alles mit allem zusammenhängen: "Eine nicht bemerkte Entzündung an einem Zahn oder am Blinddarm kann zum Beispiel die Wundheilung einer Hüftprothese stören", erläutert Roth. Um so etwas noch schneller finden und behandeln zu können, sollen die Behandlungsabläufe nun optimiert werden.
Zu ihrer Klausurtagung haben sich daher die UKL-Endoprothetiker Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen des Klinikums eingeladen, um gemeinsam mit ihnen zusammen eine erneuerte Checkliste zu erarbeiten und ein Netzwerk zu etablieren.
So spricht etwa der Leiter der Mikrobiologie am UKL, Prof. Arne Rodloff, über Erreger und ihre Bekämpfung durch Antibiotika.
Dr. Roberto Frontini, Direktor der Klinikumsapotheke, und Apotheker Dr. Donald Ranft erläutern medikamentöse Strategien bei einem Infekt und gehen vor allem auf erregerspezifische Medikamente ein, ihre Dosierungen und mögliche Nebenwirkungen.
Die Experten der Nuklearmedizin um Prof. Osama Sabri erörtern, wie mit Hilfe des PET-CT die Frage geklärt werden kann, ob es im Körper noch andere Orte gibt, wo Entzündungen "schlummern".
Prof. Christoph Lübbert, Leiter des Bereichs Infektions- und Tropenmedizin, beschreibt, welchen Einfluss Ernährung, Rauchen, Diabetes oder Alkohol auf die Wundheilung haben können.
Eine Strategie zur Infektionsprophylaxe bei einem Gelenkersatz stellt Prof. Iris Chaberny, Direktorin des Instituts für Hygiene / Krankenhaushygiene, vor und erörtert Hygienestandards.
Von den Vorteilen solch einer vernetzten Suche nach Infektionen und ihrer Behandlung profitieren natürlich in erster Linie die betroffenen Patienten. Diagnosen werden genauer und schneller gestellt, Therapien beginnen früher und können spezieller eingestellt werden. Prof. Roth fasst es zusammen: "Unsere Patienten sollen nicht länger liegen müssen als wirklich nötig."