Viele von ihnen zogen nach Leipzig, eine mit damals 8000 Einwohnern aufstrebende Handelsstadt in der Markgrafschaft Meißen, wo sie noch im gleichen Jahr eine Universität gründeten. Unter den 46 Gründungsmitgliedern waren auch sieben Mediziner, die damit den Grundstein für die Medizinische Fakultät legten. 1415 gaben sich die inzwischen neun Mitglieder des Collegium medicum eigene Statuten und wählten den ersten Dekan – die
Voraussetzungen für einen geregelten Lehrbetrieb waren gegeben.
Anfänge der Medizinischen Fakultät
Dessen Anfänge waren zunächst bescheiden, denn die Fakultätsmitglieder bezogen für ihre
Lehrtätigkeit nur ein geringes Einkommen. Gleichzeitig war die Zahl der Medizinstudenten
niedrig. Im 15. Jahrhundert waren es im Durchschnitt über alle Semester hinweg insgesamt
20 Studenten, die sich nach der obligatorischen Erlangung des Magistergrades an der
sogenannten Artistenfakultät für das Studium an der Medizinischen Fakultät eingeschrieben
hatten. Ihre Ausbildung war zum größten Teil theoretisch, in den Vorlesungen wurden die
Schriften von Galen und Hippokrates vorgetragen. Anschließend erwarben die Studenten
ihre praktischen Kenntnisse an der Seite eines erfahrenen Arztes. Erst sehr viel später, 1799, kam an der Leipziger Universität der Unterricht am Krankenbett hinzu, als im Krankenhaus St. Jakob ein Institut für „instruktive Kranke“ eingerichtet wurde.
Logik, Botantik, Physik - Grundlagen des Medizinstudiums
Gleichzeitig waren die Studenten gut beraten, ihre Lateinkenntnisse möglichst zu perfektionieren. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sie nach zähem Ringen durchsetzen, dass die Lehrveranstaltungen nicht mehr auf Latein gehalten werden wie bis dahin üblich, sondern in deutscher Sprache. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Lehrplan bereits deutlich ausdifferenziert: Im ersten Semester wurden neben Grundlagenkenntnissen zum Studium der Medizin die Gebiete Logik, Mathematik, Physik und Botanik gelehrt, außerdem gab es botanische Exkursionen. In den nächsten Semestern folgten unter anderem Präparierübungen, Veranstaltungen in den Gebieten Physiologie, Neurologie, Psychische Heilkunde und Augenheilkunde sowie Übungen im Labor. Am Ende des Studiums musste zur Prüfung auch die Teilnahme an der medizinischen, chirurgischen und geburtshilflichen Klinik belegt werden.
Bursen - Wohn- und Lebensgemeinschaften des 16. Jahrhunderts
Außerhalb der universitären Unterrichtsräume unterschied sich das Leben der „Scholaren“
zunächst gravierend vom heutigen Studenten-Dasein. Bis ins 16.und 17. Jahrhundert hinein war es üblich, dass die Studenten in kleinen Gruppen mit ihren Dozenten in sogenannten Bursen lebten. In diesen fast klösterlichen Wohn- und Lebensgemeinschaften gab es strenge Regeln.
Karzerstrafen für Medizin-Studenten
Die hielten jedoch die Studenten nicht davon ab, von Zeit zu Zeit über die Stränge zu schlagen. Beleg dafür ist das Verzeichnis der Karzerstrafen, welches im Universitätsarchiv Leipzig erhalten geblieben ist. So wurde beispielsweise der Student Karl Paul Andrée 1862 wegen Umherschwärmens zu später Nachtzeit und der Verwicklung in einen Streit mit einem Verweis bestraft, Leon Bardach musste wegen Lärmens bei Nacht und der Teilnahme an einem Duell 1870 insgesamt drei Tage im Karzer absitzen. Im gleichen Jahr bekam auch Johann Heinrich Franz Julius Blume zwei Tage im Karzer aufgebrummt – wegen des Besuchs verrufener Wirtschaften.