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Geschichte der Kardiologie an der Universitätsklinik Leipzig

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Die Anfänge

Medizinische Klinik in der Philipp-Rosenthal-Straße 27 (sog. „Rotes Haus“)Johann Ritter von Oppolzer (*4.8.1808 - †16.4.1871) war Direktor der Medizinischen Universitätsklinik 1848 - 1850.

Carl Reinhold August Wunderlich (*4.8.1815 - †25.9.1877), Direktor der Medizinischen Universitätsklinik 1850 - 1877, begründete mit dem Chirurgen Carl Thiersch (*20.4.1822 – †28.4.1895) das heutige Universitätsklinikum, ausgehend vom Waisenhaus 1864, das als Lazarett für Verwundete des Preußisch-österreichischen Krieges benötigt wurde. Bereits 1871 konnte das Städtische Krankenhaus St. Jacob mit 350 Betten eröffnet werden. Die Medizinische Klinik in der Liebigstraße nahm 1879 ihren Betrieb auf. Sie wurde auf Empfehlung von Wunderlich nach amerikanischem Vorbild mit mehreren Baracken konzipiert.

Wilhelm Heinrich Erb (*30.11.1840 - †29.10.1921) war Direktor der Medizinischen Universitätsklinik 1880 - 1883 und hat die Planung des Haupthauses des Jacob-Spitals (sog. „Rotes Haus")(Abb. 1) in der Philipp-Rosenthal-Str. durchgesetzt, das 1886 - 1889 gebaut wurde. 

Der attraktive Bau des „Roten Hauses" wurde von Heinrich Jacob Wilhelm Curschmann  (*28.6.1846 - †6.5.1910), Direktor der Medizinischen Universitätsklinik 1888 - 1910 schließlich in Betrieb genommen und durch eine Medizinischen Poliklinik 1888 erweitert. Bis 1891 wurden 24 Baracken im Medizinischen Viertel errichtet. Die Kapazitäten des Hospitals stiegen damit auf 934 Betten. Nachfolger als Direktoren der Medizinischen Klinik waren Ernst Adolf Gustav Gottfried von Strümpell, (*28.6.1853 - †10.1.1925), Direktor der Medizinischen Universitätsklinik 1910 - 1922, und Paul Morawitz (*3.4.1879 - †1.7.1936), Direktor der Medizinischen Universitätsklinik 1926 bis 1937, der die Medizinischen Klinik in der Johannisallee (sog. „Braunes Haus")(Abb. 2) als Berufungszusage erhielt und 1928 eröffnen konnte. Max Ferdinand Bürger (*16.11.1885 - †5.2.1966) war Direktor der Medizinischen Universitätsklinik 1937 - 1945 und 1947 - 1957.

Der zunehmenden Spezialisierung in der Inneren Medizin musste mit Gründung von  Abteilungen, später z.T. durch Umwandlung in Kliniken, Rechnung getragen werden. Rolf Emmrich  (*26.8.1910 - †5.5.1974) kam als Direktor der Medizinischen Universitätsklinik 1959 - 1974 aus Magdeburg nach Leipzig und begründete die kardiologische Abteilung mit seinem ersten Leiter und späteren Direktor der Kardiologischen Klinik, Heinz Trenckmann. Er hatte in Magdeburg als Angiologe gearbeitet und stand wie die Fakultät und alle seine Nachfolger bis 1997 für die Einheit der kardiovaskulären Medizin.

Neustrukturierung

​1994 wurde das Zentrum für Innere Medizin mit 4 Ordinariaten begründet:
Medizinische Klinik I: Joachim Schauer
Medizinische Klinik II: Joachim Mössner
Medizinische Klinik III: Werner Scherbaum, später Michael Stumvoll
Medizinische Klinik IV: Holm Häntzschel.

Im Jahr 1998 wurde ein Departmentsystem mit 2 Kliniken und 4 selbstständigen Abteilungen sowie angeschlossenen Bereichen und Sektionen etabliert. Die Abteilung Kardiologie und Angiologie wurde als selbstständige Abteilung bis 2017 weitergeführt.

2015 erfolgte die Einrichtung einer Abteilung für Interventionelle Angiologie (Leiter: Dierk Scheinert), aus der 2017 der W3-Lehrstuhl für Angiologie und die Klinik für Angiologie hervorging. Im Sommer

2017 wurde die W3-Professur für Kardiologie der Universität Leipzig vom Herzzentrum der Helios Kliniken GmbH an das Universitätsklinikum zurückverlegt und es erfolgte die Etablierung einer eigenständigen Klinik und Poliklinik für Kardiologie an der Liebigstraße.

Prof. Dr. med. Heinz Trenckmann

Heinz Trenckmann (*20.06.1920 – †17.02.2010) studierte in Berlin, Wien und Würzburg. Mit Kriegsbeginn verpflichtete sich sein Semester zum Militärdienst, was zunächst den Vorteil hatte, dass das Studium abgeschlossen werden konnte. Mit dem Staatsexamen 1944 wurde jedoch auch Heinz Trenckmann eingezogen. Etwa ein Drittel seiner Kommilitonen sind in den verbleibenden Kriegsmonaten noch gefallen oder werden vermisst. Heinz Trenckmann konnte in Magdeburg 1951 seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin abschließen und wurde im darauffolgenden Jahr Oberarzt. Seine Habilitation schloss er1960 ab und wechselte anschließend nach Leipzig. Hier wurde er 1965 Professor mit Lehrauftrag und 1969 ordentlicher Professor. Seinem Betreiben verdankte die Medizinische Klinik frühzeitig einen Herzkathetermessplatz. Heinz Trenckmann war Mitglied des 4. Vorstandes der Gesellschaft für Kardiologie und Angiologie der DDR und 1970 bis 1972 Präsident dieser Gesellschaft. 1982 - 1985 vertrat er die Kardiologie im Vorstand der Gesellschaft für Innere Medizin der DDR.

Während seiner Tätigkeit wurde das Bettenhaus der Universitätsklinikums gebaut und 1983 in Betrieb genommen. Die Stations-Baracken auf dem Gelände des Medizinischen Viertels wurden geräumt und die neuen Stationen in der 9. Etage in Betrieb genommen.

Heinz Trenckmann lag die akademische Lehre besonders am Herzen. Seine Schüler und Mitarbeiter berichten bis heute über seine akribisch vorbereiteten Vorlesungen und Visiten. Zahlreiche Promovenden haben seine Förderung, aber auch seine kritische Würdigung ihrer Arbeit erfahren. Seine Buchbeiträge zeugen bis heute vom Bemühen um qualitativ hochwertigen Unterricht (Bock, Trenckmann, Herbst, Spreer: Missbildungen des Herzens und der großen Gefäße).

Heinz Trenckmann hat bereits in den 60iger Jahren Kardiologie, Kardiochirurgie und Kinderkardiologie in Leipzig gemeinsam mit Prof. Bock und Prof. Herbst zusammengeführt zu einer Struktur, die heute als Herzzentrum weithin anerkannt ist. Die enge Verbindung zur Angiologie (auf diesem Gebiet hatte er selbst habilitiert) lag ihm sehr am Herzen, wofür er in Vorträgen, in der "Gesellschaft für Kardiologie und Angiologie der DDR" und in seiner Leipziger Abteilung für Kardiologie und Angiologie stets geworben hat. Sein wissenschaftliches Interesse gehörte der invasiven kardiovaskulären Diagnostik von Koronar- und Klappenerkrankungen. Auch auf dem Gebiet angeborener Herzfehler war er ein anerkannter Fachmann. Über 30 Jahre war er Herausgeber der von Theodor Brugsch begründeten "Zeitschrift für die gesamte Innere Medizin und Grenzgebiete". Prof. Trenckmann war Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der Sächsischen Gesellschaft für Innere Medizin, des Bundes der Internisten, der Polnischen und Tschechoslowakischen Gesellschaften für Kardiologie.

1985 wurde Heinz Trenckmann emeritiert und hat auch in den folgenden Jahren noch viele Veranstaltungen an der Medizinischen Fakultät besucht und mit seiner Erfahrung bereichert.

Prof. Dr. med. Hans-Joachim Duck

Zwischen 1985 und 1993 wurde die Abt. Kardiologie / Angiologie von Hans-Joachim Duck (*22.10.1940) geleitet, der bis dahin Oberarzt bei Prof. Trenckmann war. Sein besonderes Interesse betraf die interventionelle Behandlung der koronaren Herzerkrankung, deren Anfänge an der Universität Leipzig er mitgestaltet hat. Er wurde im Jahr 1993 nach der politischen Wende in der DDR gemeinsam mit 40 weiteren Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät aus politischen Gründen entlassen und hat nachfolgend über viele Jahre eine kardiologische Praxis in Machern betrieben.

 

Dr. med. Annerose Neugebauer

1962 beendete Dr. Annerose Neugebauer (*11.02.1938)  ihr Medizinstudium in Erfurt, wurde 1969 in Leipzig zunächst Fachärztin für Pharmakologie und Toxikologie bevor sie sich für die Innere Medizin entschied. 1974 wurde sie Fachärztin für Innere Medizin, 1990 erhielt sie die Anerkennung des Schwerpunkts Kardiologie / Angiologie.

Sie war viele Jahre Oberärztin bei Prof. Trenckmann, später Prof. Duck und schließlich Prof. Pfeiffer. Von 1993 bis 1996 leitete sie die Abteilung Kardiologie / Angiologie an der Medizinischen Klinik 1 kommissarisch. Ihr wissenschaftliches Interesse waren Herzrhythmusstörungen und besonders die nichtinvasive Risikostratifizierung des plötzlichen Herztodes mittels hochverstärktem EKG, Spätpotentialen, QT-Dispersion und T-Wellen-Alternans. 

Dr. Neugebauer ging im Februar 2000 in den Ruhestand.

Prof. Dr. med. Dietrich Pfeiffer

Prof. Dr. med. Dietrich Pfeiffer (*5.9.1951) wurde in Berlin-Buch am Zentralinstitut für Herz-Kreislauf-Forschung der Akademie der Wissenschaften 1975 - 1991 zum Facharzt für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Kardiologie und Angiologie ausgebildet.

Er wechselte am 1.7.1991 an die Medizinische Universitätsklinik und Poliklinik II der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und wurde dort apl. Professor für Innere Medizin sowie stellvertretender Klinikdirektor.

Mit dem 1.11.1996 folgte er dem Ruf der Universität Leipzig an die 1. Medizinische Universitätsklinik als Leiter der Abteilung Kardiologie und Angiologie. Seit 1994 wurde die Abteilung als selbständige Abteilung im Department für Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie geführt. Pfeiffer wurde mit dem 31.05.2017 emeritiert.

Sein wissenschaftliches Interesse gehörte der interventionellen Behandlung von vaskulären, valvulären, kongenitalen und pulmonalen Herz- und Gefäßerkrankungen sowie Diagnostik und Behandlung von Herzrhythmusstörungen mit medikamentöser, interventioneller und Devicetherapie. Die nichtinvasive kardiale Bildgebung mittels Ultraschall und kardialer Magnetresonanztomographie konnte hinsichtlich der Geräteausstattung und auch des Personals (Prof. Dr. A. Hagendorff) in dieser Zeit wesentlich weiterentwickelt werden. Die Einheit der kardiovaskulären Medizin und eine vielseitige Tätigkeit aller Mitarbeiter ohne übertriebenes Spezialistentum lag ihm stets am Herzen.

Jährliche Sachkundekurse und Symposien zur Echokardiographie und zur Devicetherapie mit Schrittmachern, Defibrillatoren und kardialer Resynchronisation waren über viele Jahre bestens etabliert. Pfeiffer ist Mitglied mehrerer deutscher, europäischer und amerikanischer Fachgesellschaften. Prof. Pfeiffer ist bekannt als einer der wenigen universellen Kardiologen Deutschlands, der in eigener Hand das vollständige Spektrum des Faches einschließlich der modernen Bildgebung, der interventionellen Angiologie, der interventionellen Herzklappen-Therapie, der spezialisierten Device-Therapie und der interventionellen Elektrophysiologie beherrscht und an seine Mitarbeiter weitergibt.

Prof. Dr. Ulrich Laufs

Prof. Dr. Ulrich Laufs (*06.12.1969) wurde in Göttingen geboren und studierte nach Schulzeit in Hamburg Philosophie und Medizin an der Ruhruniversität Bochum und nach dem Physikum an der Universität Hamburg.

Geprägt wurde er durch seine Doktorarbeit im Institut für Pharmakologie (Direktor Hasso Scholz, Betreuer Thomas Eschenhagen). Nach der Zeit als Arzt im Praktikum an der Klinik für Innere Medizin-Kardiologie an der Universität Köln (Direktor Erland Erdmann) arbeitete er für zwei Jahre als DFG research fellow am Brigham and Women´s Hospital / Harvard Medical School in Boston (Abteilung Peter Libby, AG James K. Liao).

Nach Rückkehr erfolgte die klinische Ausbildung und wissenschaftliche Arbeit in Köln (AG Michael Böhm) und ab 2000 an der Universität des Saarlandes, an der er 2004 seine Habilitation abschloss. 2008 erfolgte die Berufung auf die Professur für Klinisch Experimentelle Medizin und 2011 die Ernennung zum stellvertretenden Direktor der Klinik.

Laufs ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin. Er wurde u.a. Young Investigator Award des American College of Cardiology, dem Population Sciences Award der European Society of Cardiology, dem Paul-Martini-Preis und dem Albert-Fraenkel-Preis ausgezeichnet. Laufs war / ist ordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (2009 - 2015), der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Herz-Hirn (2005 - 2015) und der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

Er ist Mitglied verschiedener Editorial Boards, u.a.  Clinical Research in Cardiology, Basic Research in Cardiology, Cardiovascular Research und Ass. Editor des European Heart Journal. Laufs arbeitet als interventioneller Kardiologe. Zu seinen wissenschaftlichen Schwerpunkten gehört die Untersuchung von Mechanismen kardiovaskulärer Prävention. Im Juli 2017 trat Laufs seinen Dienst als Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie des Universitätsklinikums und W3-Professor für Kardiologie der Universität Leipzig an.