Unter Wilhelm Lange in Leipzig habilitierte Schüler: Hans Eschweiler (1945
verstorben); Konrad Fleischer (später Lehrstuhlinhaber in Erfurt, dann in Berlin
Charité und zuletzt in Gießen); Bernhard Langenbeck (später Ordinarius in Bonn);
Moritz Weber (später Chefarzt in Karlruhe); Ernst Ziegler (Militärarzt, an die
Klinik kommandiert). |
Mit Lange kam der in Bonn habilitierte Alois Esch nach Leipzig.
Weitere Lange-Schüler, die dann unter seinem Nachfolger habilitiert wurden,
sind Kurt Dietzel, Günther Habermann und Kurt Schröter.
Lange stammt aus Dresden. er arbeitete zunächst am pathologischen Institut
Dresden und Ch. G. Schmorl. Dann bekann er 1902 seine Fachausbildung bei A.
Passow in Heidelberg und übersiedelte mit diesem an die Ohrenklinik der Charité
in Berlin. Schon 6 Jahre später erhielt er seinen ersten Ruf nach Greifswald,
dem dann Berufungen auf die Lehstühle in Göttingen und Bonn folgten. 1924
übernahm er als Krönung seiner Laufbahn das Ordinariat in Leipzig. Dort wirkt er
27 Jahre, erlebte die Zerstörung eines Teils der Klinik, die Auslagerung der
Klinik auf das Land und die Not und Sorgen der ersten Nachkriegszeit, bis er
schließlich mit dann 76 Jahren sein Amt an seinen Nachfolger übergeben
konnte.
Langes bevorzugte Arbeitsrichtung war, seine Ausbildung in der pathologischen
Anatomie entsprechend, die Histo-Pathologie des Ohres. Hierzu entwickelte er in
Berlin verbesserte Verfahren der histologischen Verarbeitung des Felsenbeins und
legte in den folgenden Jahrzehnten eine Sammlung histologischer Schnittserien
an, die seinerzeit einzigartig in der Welt war. Sie war die Grundlage seiner
Veröfftlichungen, so über die Mastoiditis, die otitischen Komplikationen, das
Cholesteatom, die Geschwülste im inneren Gehörgang und vieles andere. Alle seine
Aussagen stützen sich bei strenger Kritik und knapper Formulierung lediglich auf
das morphologische Faßbare. Alles Spekulative war ihm fremd.
Lange hat mit seiner Arbeiten ganz wesentlich bei der Schaffung der
Grundlagen der Otologie mitgewirkt. Von ihm stammen wichtige Handbuchbeiträge
(Handbuch von Manasse sowie Henke-Lubarsch), ein Kongreßreferat und viele
Einzelpublikationen. Viele Jahre wirkte er als Schriftleiter einer der
Fachzeitschriften. Eine Ergänzung des durch die Monographie bestimmten
Arbeitsprogrammes der Leipziger Klinik bildete die durch Bernhard Langenbeck
eingebrachte audiologische Forschung, mit der gleichfalls Grundlegendes
entstand.
Lange, ein stiller, gehemmt wirkender Mann, war ein strenger Chef.
Verheiratete Assistenten duldet er nicht. Nachsichtiger in dieser Hinsicht war
er erst, als er schließlich mit 60 Jahren sein Junggesellendasein aufgab.
Als Lange 1951 ausschied, wurde als Nachfolger der Chefarzt am Krankenhaus
Dresden-Friedrichstadt, Woldemar Tonndorf, berufen.