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Leipzig und der Medizin-Nobelpreis

Wenn es um wissenschaftliche Auszeichnungen geht, so ist der Nobelpreis der Ritterschlag schlechthin. Verliehen wird er in sechs Kategorien – eine davon ist „Physiologie oder Medizin“. Einen „echten eigenen“ Nobelpreisträger in dieser Kategorie kann die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig nicht vorweisen. Doch der erstrangige Ruf, der medizinischer Forschung, Lehre und zunehmend auch der Krankenversorgung im damals noch städtischen Hospital St. Jakob in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorauseilte, machte Leipzig zu einem Anziehungspunkt für zahlreiche Medizin-Persönlichkeiten am Anfang ihrer Karriere. Sie forschten hier bei renommierten Wissenschaftlern und bildeten sich weiter – und wurden später für ihre Arbeiten mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.​

​Die herausragende Stellung, die der Leipziger Physiologe Carl Ludwig innerhalb seines Fachbereichs einnahm und die der Medizinischen Fakultät am Ausgang des 19. Jahrhunderts Weltgeltung verschaffte, war einer dieser besonderen internationalen
Anziehungspunkte für Forschungsaufenthalte von Studenten und Doktoranden. Unter ihnen waren so berühmte Wissenschaftler wie der Russe Ivan Pavlov, der 1904 für seine Arbeiten über die Verdauungsdrüsen den Nobelpreis erhielt und durch die „Pavlovschen Hunde“ noch heute jedem Schulkind ein Begriff ist, oder der Schotte John Macleod, der 1923 zusammen mit Frederick Banting für die Entdeckung des Insulins ausgezeichnet wurde.

Auch für andere Physiologen, die später für ihre wissenschaftlichen Leistungen den Nobelpreis erhielten, war die Universität Leipzig ein Magnet. So besuchte der US-Amerikaner Haldan Hartline als Stipendiat Anfang der 1930er-Jahre die Uni und bildete sich ein Semester lang auf dem Gebiet der Physik weiter, indem er sich der Seminargruppe von Werner Heisenberg anschloss – nur wenige Monate später erhielt Heisenberg den Physik-Nobelpreis für seine Forschungen zur Quantenmechanik. Haldan Hartline bekam den Medizin-Nobelpreis schließlich 1967 für Entdeckungen auf dem Gebiet der primären physiologischen und chemischen Sehvorgänge im Auge, den er sich mit den Forschern Ragnar Granit und George Wald teilte.

Nur kurz währte der Aufenthalt von Paul Ehrlich in Leipzig, der den Nobelpreis 1908 für seine Beiträge zur Immunologie erhielt: Der Mediziner war seinem Doktorvater Julius Cohnheim an die Pleiße gefolgt und wurde hier 1878 promoviert. Seine wegweisenden Forschungen betrieb er dann in Berlin und Frankfurt – dort entwickelte er als erster eine medikamentöse Behandlung der Syphilis und war entscheidend an der Entwicklung eines
Heilserums gegen Diphterie beteiligt.

Bernard Katz

Der Nobelpreisträger, der auf medizinischem Gebiet am engsten mit Leipzig verbunden ist, ist Bernard Katz. Der Sohn jüdischer Einwanderer wurde in Leipzig geboren, besuchte hier das König-Albert-Gymnasium und studierte von 1929 bis 1933 Medizin an der Universität. Dem Ordinarius des Physiologischen Instituts Martin Gildemeister war es zu verdanken, dass Katz hier 1934 noch seine Promotion vollenden konnte, denn jüdische Studenten hatten von 1933 an mit rigorosen Einschränkungen zu kämpfen. 

1935 erhielt Katz eine Einladung nach London und kehrte anschließend nicht mehr nach Deutschland zurück. Seine besonderen wissenschaftlichen Leistungen erbrachte er in Großbritannien, seine Forschungsschwerpunkte war die Physiologie der Nerven und Muskeln. Gemeinsam mit Julius Axelrod und Ulf von Euler erhielt Bernard Katz 1970 den Nobelpreis für seine Arbeiten zur Aufklärung der Erregungsübertragung an Nervensynapsen. Späte Ehre wurde Katz, der wenige Monate vor seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen worden war, auch in Leipzig zuteil: 1990 verlieh ihm die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig die Ehrendoktorwürde. Sir Bernard Katz starb 2003 im Alter von 92 Jahren in London.

Im Klinikpark hinter der Frauen- und Kindermedizin erinnert heute ein Gedenkstein an den Nobelpreisträger Bernard Katz.

Im Klinikpark hinter der Frauen- und Kindermedizin erinnert heute ein Gedenkstein an den Nobelpreisträger Bernard Katz.