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Mit Weitsicht und kreativen Lösungen durch die Krise

Dr. Yvonne Remane, Leiterin UKL-Krankenhausapotheke​, schildert, wie sie und ihr Team die erste Phase der Corona-Pandemie gemeistert haben.

Als sich Anfang des Jahres die Meldungen zur Verbreitung des Coronavirus in China häuften und auch in Deutschland der erste Fall bekannt wurde, reagierte die Krankenhausapotheke am UKL prompt und stockte ihre Arzneimittelreserven auf.

„Je mehr sich das Virus ausbreitete, desto angespannter wurde die Liefersituation. So warteten wir beispielsweise mehrere Wochen auf Desinfektionsmittel. Ein weiteres Beispiel ist das Medikament Midazolam, das für die Sedierung von Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen auf Intensivstationen eingesetzt wird, und ab einem bestimmten Zeitpunkt kaum mehr verfügbar war", so Dr. Yvonne Remane, Leiterin der Apotheke. „Da war schon eine aufregende Zeit und es war gut, dass wir vorgesorgt hatten und es zu keiner Zeit einen Mangel an Medikamenten gab."

Vorsorge traf man auch bei den Desinfektionsmitteln, von denen das UKL im Durchschnitt 1,2 Tonnen pro Woche benötigt: „Um einen Engpass bei der Patientenversorgung zu vermeiden, entschlossen wir uns ab April dazu, die Spender in den öffentlichen Bereichen nicht mehr zu bestücken." Mitten in der Krise erlebte das Apothekenteam eine „Überraschung": An der Liebigstraße fuhr ein LKW mit einem 1.000-Liter-Container voller Desinfektionsmittel vor. Die Mitarbeiter freuten sich zunächst sehr darauf, das Desinfektionsmittel baldmöglichst auf den Normalstationen einsetzen zu können. Doch wohin mit dem großen Container? „Die Tür unseres Abfüllraumes war genau zehn Zentimeter zu schmal und musste erst einmal erweitert werden", schmunzelt Dr. Remane. Als das erledigt war, folgte der nächste Schritt: Das Umfüllen. „Hierfür mussten kreative Lösungen her. Einer meiner Kollegen fuhr zum Baumarkt und kaufte einen Regenwasser-Tank-Adapter. Mit diesem waren wir in der Lage, das Desinfektionsmittel in 10-Liter Kanister und danach wieder in unsere kleinen Desinfektionsmittelfläschchen abzufüllen. Natürlich hatten wir das vorher mit den Kollegen unseres Instituts für Hygiene, Krankenhaushygiene und Umweltmedizin abgestimmt", erklärt die Apothekenleiterin.

Beim Abfüllen der kleineren Fläschchen kam dem Apotheken-Team eine tolle Idee der Kollegen aus der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie zugute: Fehlende Deckel von wieder aufbereiteten Behältern wurden kurzerhand im eigenen 3-D-Drucker hergestellt. Die digitale Modellierung der vorhandenen Drucker dauerte hierfür weniger als 24 Stunden. Das Ergebnis war die Produktion von bis zu 120 Verschlüssen pro Tag. „Einfach grandios!", so Yvonne Remane.

Und auch bei den Abstrichröhrchen für Corona-Tests war Teamwork gefragt: „Die Röhrchen waren ab Mitte März nicht mehr in ausreichender Menge zu bekommen", erinnert sich Dr. Remane. „Gemeinsam mit den Kollegen aus dem Einkauf und der Medizinischen Fakultät haben wir aus unsterilen Reinigungstupfern, Laborröhrchen und Nährmedium eine UKL-eigene Variante ins Leben gerufen. Seitdem sind wir in der Lage, pro Woche 1.000 Abstrichröhrchen selbst vorzubereiten."

„In Krisenzeiten merkt man, ob ein Team gut funktioniert oder nicht. Ich denke, dass uns dies am UKL sehr gut gelungen ist – sowohl in der interprofessionellen Zusammenarbeit als auch in meinem eigenen Team. Alle Apotheken-Mitarbeiter haben die Ärmel hochgekrempelt und waren jederzeit zur Stelle. Trotz der Krise kam es nie zu einem Versorgungsloch bei anderen wichtigen Aufgaben – wie zum Beispiel bei der Herstellung der Medikamente für Chemotherapien oder für unsere Früh- und Neugeborenen. Vielen herzlichen Dank für die tolle Unterstützung!", so Yvonne Remane.

Nachdem sich die Lage im Sommer etwas entspannt hat, sind manche Medikamente und auch Desinfektionsmittel erneut ein knappes Gut. Die UKL-Apotheke ist nach wie vor gut gerüstet. „Es war vorhersehbar, dass die Infektionszahlen in den Wintermonaten ansteigen werden. Wie es genau weitergehen wird, kann – trotz der Entwicklung eines Impfstoffes – niemand voraussagen. Wir machen unsere Arbeit einfach weiter und hoffen, dass sich die Situation schnellstmöglich wieder beruhigen wird", erklärt die Apothekerin.​