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Arbeitsgruppe Ernährung

​​​​​​​Unsere Vision: eine Ernährungskampagne durch die Verantwortlichen für ​Nachhaltigkeit am Uniklinikum Leipzig und der PAN-Hochschulgruppe Leipzig. ​​​​​​​​​

Wer sind wir?

Ein Bündnis aus zwei Leipziger Arbeitsgruppen mit Mitwirkenden aus dem medizinischen Sektor. Unser gemeinsames Ziel ist Aufklärungsarbeit über gesunde und nachhaltige, klimafreundliche Ernährung. 

Die Verantwortlichen für ​Nachhaltigkeit am Uniklinikum Leipzig sind durch das Aktionsbündnis Health for Future entstanden. Sie beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit und den Möglichkeiten, die Arbeitsweisen und -prozesse am UKL nachhaltiger und ressourcenschonender zu gestalten. Die Leipziger Hochschulgruppe von PAN (Physicians Association for Nutrition) setzt sich dafür ein, die präventive und therapeutische Wirkung unserer täglichen Ernährung im klinischen Alltag zu nutzen und somit die Ernährungsmedizin bedeutsamer zu machen.​​

Heute Pflanzen(fr)-esser - eine Kampagne für nachhaltige & gesunde Ernährung

Wählen Sie heute ein vegetarisches Gericht und tragen Sie mit kleinen Schritten zum Klimaschutz bei.​ Für Ihre Gesundheit & Ihre Umwelt!

Schon gewusst? Vor 135 Mio. Jahren ernährte sich der Brachiosuarus rein pflanzlich und brachte es damit auf 26m Körperlänge und 24t Körpergewicht.​​

​Zum Vergrößern der Grafiken klicken Sie bitte in das Bild.

Ernährung im Krankenhaus

Konzept Station Ernährung
Vor einem Krankenhausaufenthalt machen wir uns nicht nur Gedanken über die bevorstehende Therapie, sondern auch um Rahmenbedingungen wie z.B. Schlaf, Zimmeraufteilung und Ernährung. Die aktuelle Ernährung am Leipziger Universitätsklinikum orientiert sich an den Empfehlungen des Programms "Station Ernährung" der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), welche in ihrer Gesamtheit ein vollwertiges und gesundes Ernährungskonzept ergeben. Außerdem unterliegen Krankenhäuser den finanziellen Vorgaben des deutschen Gesundheitssystems und sind somit in der Auswahl ihrer Lebensmittel teils eingeschränkt. Wie Sie für sich selbst die beste Entscheidung treffen können, möchten wir Ihnen auf diesen Seiten erklären.

Welche Folgen hat meine Ernährung für die eigene Gesundheit und für meine Umwelt?
Gesunde Ernährung kann ein Schlüssel für unser Wohlergehen sein. Ungesunde Ernährung hingegen ist in Deutschland für ein Drittel aller vorzeitigen Todesfälle verantwortlich. Zusätzlich hat unsere aktuelle "deutsche" Ernährungsweise zunehmend negative Auswirkungen auf unsere Umwelt. Umweltveränderungen, wie Artensterben und die Klimakrise, führen zu abnehmender Ernährungssicherheit: Durch zunehmende Hitze nehmen Ernteerträge ab und die Nahrungsmittelqualität wird schlechter. Dies klingt gravierend, ist es leider auch. Unser deutsches Ernährungssystem verursacht circa ein Drittel aller menschengemachten Treibhausgasemissionen und ist somit ein wichtiger Verstärker der Klimakrise. Der größte Anteil fällt dabei auf die Produktion von tierischen Lebensmitteln ab. Gleichzeitig landen weltweit rund 30% unserer Lebensmittel direkt im Müll oder gehen in Lieferketten verloren ​

Was können wir dagegen tun? 
Wir können die komplette Breite unserer gut entwickelten Ernährungsmöglichkeiten in unserer Heimat nutzen. Damit gewinnen wir Vorteile für unsere eigene Gesundheit, aber auch für unsere Mitmenschen und unsere Umwelt. Hierzu haben Wissenschaftler eine sogenannte Planetare Ernährung ausgearbeitet. Kurz gesagt bedeutet dies, im Alltag überwiegend pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse zu verzehren. Milchprodukte nur in Maßen und Fleisch – insbesondere rotes Fleisch – nur in sehr geringen Mengen, zu konsumieren. Eine Übersicht hierzu gibt dieses Bild (zum Vergrößern das Bild anklicken).


Außerdem können wir darauf achten, dass unsere Produkte regional eingekauft und saisonal produziert werden. Bei biologisch angebauten Produkten gehen wir davon aus, dass durch den geringeren Einsatz von Pestiziden die Artenvielfalt besser erhalten werden kann. Insgesamt landen in Deutschland pro Person und Jahr durchschnittlich etwa 78 kg Lebensmittel direkt wieder im Müll​. Für uns alle gilt also, auf gute Nutzung, Portionsgrößen und Haltbarkeit der Lebensmittel zu achten.

Ausführlich erklären wir Ihnen diese planetare Ernährungsform auf den folgenden Seiten. Die Originalarbeit auf Englisch finden Sie hier.​Weiterführende Infos zum Thema Ernährung im Kontext von Planetarer Gesundheit finden Sie hier​.

Wie können wir unsere derzeitige Ernährungsweise in Deutschland einordnen?
In einer Stellungnahme (PDF) stellte die DGE ihre aktuellen Ernährungsempfehlungen den Ergebnissen der Nationalen Verzehrsstudie (NVS) II gegenüber. In dieser Studie wurden an 19.329 repräsentativ ausgewählten Personen Daten zum Lebensmittelverzehr und Ernährungsverhalten innerhalb der deutschsprachigen Bevölkerung erhoben. Wie in der Grafik zu sehen, überschreitet der durchschnittliche Verzehr von Fleischwaren den gesundheitlich empfohlenen Orientierungswert bei Weitem. Beim Verzehr pflanzlicher Öle mit für den menschlichen Körper wertvollen ungesättigten Fettsäuren besteht hingegen großer Nachholbedarf. Die minimal empfohlenen Verzehrsmengen für Gemüse, insbesondere die als Proteinquellen wertvollen Hülsenfrüchte, sowie Obst und Nüsse, vor allem die als Lieferanten gesunder Fettsäuren, Mineralien und Vitamine dienenden Baumnüsse, werden extrem unterschritten. (Alle Empfehlungen sind mittlere Orientierungswerte (~) bis auf maximal empfohlene Verzehrsmengen (>) bzw. minimal empfohlene Verzehrsmengen (<).)​


Die Planetary Health Diet

​Die "Planetare Ernährung" hat als eine Ernährungsform das Ziel, die persönliche Gesundheit zu fördern und gleichzeitig für Natur und Umwelt und damit auf lange Sicht für unsere Mitmenschen eine verträgliche CO2-Bilanz zu bieten. Entwickelt wurde sie von 37 global führenden Wissenschaftlern, die sich für den Erhalt unseres Planeten einsetzen.

Kurz gesagt bedeutet dies, im Alltag überwiegend pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse zu verzehren. Milchprodukte nur in Maßen und Fleisch – insbesondere rotes Fleisch – nur in sehr geringen Mengen zu konsumieren.

12 allgemein gehaltene Empfehlungen können wir Ihnen für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsform benennen:

  1. ​​Kaufen, kochen und essen Sie nachhaltig produzierte Lebensmittel

  2. Essen Sie mehr Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte.

  3. Nutzen Sie die Vielfalt der Möglichkeiten und ernähren Sie sich abwechslungsreich

  4. Nutzen Sie Pflanzen als Proteinquelle. Viele Pflanzen sind sowohl gesunde als auch nachhaltige Quellen für Nahrungsprotein. Versuchen Sie täglich 125 g Nüsse und Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen, Erbsen zu sich zu nehmen.

  5. Seien Sie sparsam mit Fleischkonsum. Obwohl Fleisch wichtige Nährstoffe wie Eiweiß, Eisen und Vitamin B12 enthält, kann ein übermäßiger Fleischkonsum Ihrer Gesundheit schaden. Versuchen Sie, pro Woche nicht mehr als 100 Gramm rotes Fleisch (Schwein, Rind oder Lamm), 200 Gramm Geflügel und 200 Gramm Fisch zu verzehren.

  6. Gehen Sie maßvoll mit Lebensmitteln um. Sich die Zeit zu nehmen, Mahlzeiten mit Familie und Freunden zu teilen und sich für die passende Portionsgröße zu entscheiden, sind zwei einfache Möglichkeiten, um zu vermeiden, mehr zu essen, als wir brauchen.

  7. Unterstützen Sie regenerative landwirtschaftliche Projekte. Da Nutztiere für eine nachhaltige Landwirtschaft von zentraler Bedeutung sind, kann der Einkauf von Fleisch und Milchprodukten von Landwirten, die regenerative Landwirtschaft betreiben, gegen den Klimawandel wirken. Diese Art der Landwirtschaft trägt zur Kohlenstoffspeicherung im Boden bei, hält das Wasser von Schadstoffen fern und bietet Raum für das Gedeihen der lokalen Artenvielfalt.

  8. Stimmen Sie mit jedem Teller ab und entscheiden Sie sich bewusst für eine gesunde und nachhaltige Ernährung. Sie haben die Wahl!

  9. Planen Sie die Menüs für die kommende Woche. Dies spart Zeit und Geld und trägt zur Abfallreduzierung bei.

  10. Bringen Sie die Artenvielfalt auf den Tisch. Kaufen Sie Lebensmittel von Landwirten und Einzelhändlern, die die Artenvielfalt unterstützen.

  11. Kochen Sie mehr zu Hause. Nährstoffe können schonender zubereitet werden, Produkte aktiv ausgewählt und Abfälle reduziert werden.

  12. Verschwendem Sie nicht!  Packen Sie Reste in Lunchboxen. Sie für die nächste Mahlzeit aufzubewahren ist gut für den Planeten und für Ihr Budget. Durch weniger Lebensmittelverschwendung müssen weniger Lebensmittel produziert werden, um die Welt zu ernähren, und der Planet kann geschont werden.​​

Im Detail gelten für die "Planetare Ernährung" folgende Zahlen (in Klammern der Spielraum) :

  • Mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse (500 Gramm) pro Tag.  Davon etwa 200 (100–300) Gramm Obst und 300 (200–600) Gramm Gemüse pro Tag. (Ausgenommen Kartoffeln)
  • Pro Tag sollten mindestens 50 (0–75) Gramm Nüsse und 75 (0–100) Gramm Hülsenfrüchte verzehrt werden, darunter Trockenbohnen, Linsen und Erbsen.
  • Streben Sie nicht mehr als 15 (0-30) Gramm rotes Fleisch (Schwein, Rind oder Lamm), 30 (0-60) Gramm Geflügel und 30 (0-100) Gramm Fisch pro Tag an. Auf die Woche gerechnet sind dies etwa 100 Gramm rotes Fleisch (Schwein, Rind oder Lamm), 200 Gramm Geflügel und 200 Gramm Fisch.
  • Verzehren Sie mindestens 230 Gramm Vollkornprodukte am Tag, einschließlich Reis, Weizen und Mais.
  • 50 (0–100) Gramm Knollen oder stärkehaltiges Gemüse pro Tag, einschließlich Kartoffeln und Maniok.
  • Ein moderater Ei- und Milchkonsum ist eine Option; etwa 1 Ei pro Woche (13g/Tag (0-25) )und 250 (0–500) Gramm Milchprodukte pro Tag.
  • Proteine sollten in erster Linie aus pflanzlichen Quellen stammen. Mehrmals pro Woche kann Fisch oder alternative Quellen für Omega-3-Fettsäuren ergänzt werden.
  • Fette sollten größtenteils aus ungesättigten pflanzlichen Quellen mit geringer Aufnahme gesättigter Fette und ohne teilweise gehärtete Öle stammen; 40 (20–80) Gramm ungesättigte Öle pro Tag und nicht mehr als 11,8 Gramm gesättigte Öle pro Tag.
  • Kohlenhydrate sollten hauptsächlich aus Vollkornprodukten stammen, mit wenig raffiniertem Getreide und weniger als 5 % der Energie aus Zucker.​​

Was ändert sich im Vgl zur klassischen "Ernährungspyramide"?
Kurz gesagt: Im Vergleich zur "klassischen gesunden" Ernährung, die von der deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen wird, reduziert die "Planetare Ernährungsempfehlung" die Menge an tierischen Produkten und ersetzt diese Proteine durch Hülsenfrüchte, Nüsse und Gemüse. Dies kann den menschlichen Körper zusätzlich vor Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Altersdiabetes und Übergewicht schützen und kann so manche Krebserkrankung unwahrscheinlicher machen.

Haben wir Mitarbeitende im Gesundheitswesen nicht genug anderes zu tun?

​Ja, das haben wir. Andererseits kann durch eine gesunde Ernährungsform vielen Krankheiten frühzeitig vorgebeugt werden. Das sollte uns allen im Gesundheitswesen arbeitenden Personen wichtig sein. Somit ist Ernährung ein Grundsatz des Lebens, den wir unseren Patient:innen vermitteln sollten. Durch das Einhalten der planetaren Diät können rein rechnerisch weltweit ca. 11 Millionen vorzeitige Todesfälle bei Erwachsenen verhindert werden. Und auch die Folgen des Klimawandels können durch eine Ernährungswende abgemildert werden. Klimaschutz ist Gesundheitsschutz. Für uns, unsere Mitmenschen und unsere Familien & Kinder!

Hier finden Sie einige Ideen, wie wir als Mitarbeitende im Gesundheitswesen eine gesunde und nachhaltige Ernährung im Krankenhaus unterstützen können:

  • Bewerten Sie das Essen auf Ihrer Station und geben Sie eine Rückmeldung an den Essenszulieferer, z.B. über das Intranet 
  • Informieren Sie sich hier über die planetare Ernährungsform und schulen Sie Ihre Mitmenschen und Ihre Patient:innen
  • Positionieren Sie Obst, Nüsse etc. anstelle oder neben den Süßigkeiten im Aufenthaltsraum.

Schon gewusst?
Insbesondere als Schichtarbeitende​ wird unser Körper regelmäßig aus dem Rhythmus gebracht. Hier sind leichte Mahlzeiten zu Spät- und Nachtzeiten besonders zu empfehlen. Diese fügen sich gut in das Modell der planetaren Ernährung ein.

Niemand ist perfekt - Probieren Sie es im Kleinen mal aus!​