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Pressemitteilung vom 21.02.2018

Bessere Betreuung für Schwerstbehinderte

Zentrum am UKL für Behandlung schwerbehinderter Erwachsener unter neuer Leitung

Wolfgang Köhler (links) leitet das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (MZEB) am UKL. Angesiedelt ist es in der von Prof. Joseph Claßen (rechts) geführten Klinik für Neurologie.

Wolfgang Köhler (links) leitet das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (MZEB) am UKL. Angesiedelt ist es in der von Prof. Joseph Claßen (rechts) geführten Klinik für Neurologie.

Leipzig. Zum Jahreswechsel übernahm Wolfgang Köhler die Leitung des Zentrums für die Behandlung schwerbehinderter Erwachsener am UKL. Der 60-jährige Neurologe war zuvor viele Jahre Chefarzt der Klinik in Wermsdorf. Am Universitätsklinikum Leipzig hilft er nun, mit dem noch jungen Zentrum eine wichtige Versorgungslücke zu schließen.

Schwere Behinderungen haben verschiedene Ursachen: Manche sind angeboren, andere treten im Laufe des Lebens auf - als Krankheitsfolgen oder als Folgen von Unfällen. In allen Fällen haben die Betroffenen einen besonderen Betreuungsbedarf. Dazu gehören Fragen wie die Behandlung von Epilepsie, Verkrampfungen und Spastik, aber auch Blasen- und Mastdarmkontrollstörungen, Schmerzen, Gelenk- und Wirbelsäulenprobleme, Verhaltensstörungen oder die Hilfsmittelversorgung, z.B. mit Kommunikationsmitteln. Die Lösung solcher komplexen Probleme ist sehr zeitaufwändig und erfordert den Einsatz eines multiprofessionellen Teams, was für einen betreuenden Haus- oder Facharzt schwierig zu erfüllen ist.  "Um Schwerstbehinderte optimal versorgen zu können, sind besondere Strukturen wie spezielle Zentren notwendig, die bisher im Freistaat Sachsen fehlten", erklärt Wolfgang Köhler. Der Neurologe übernahm im Januar die Leitung eines solchen Zentrums, das letztes Jahr am Universitätsklinikum Leipzig eingerichtet wurde. Mit diesem Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (MZEB) schließt das UKL eine Versorgungslücke. "Gerade für Erwachsene mit schweren Behinderungen fehlt es bisher an derartigen Angeboten", so Köhler. "Während Kinder und Jugendliche mit schweren Behinderungen in sozialpädiatrischen Zentren betreut werden, fallen unsere Patienten mit Erreichen der Volljährigkeit sozusagen in ein Loch", ergänzt Prof. Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKL, zu der ein Sozialpädiatrisches Zentrum gehört. "Hier können wir jetzt mit dem neuen Zentrum eine abgestimmte Weiterbehandlung sicherstellen, von der unsere Patienten enorm profitieren werden", ist Kiess überzeugt.

Wie in der Kindermedizin stehen den Erwachsenen im Zentrum neben Ärzten und Pflegekräften ebenso Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter zur Seite.  "Das ist ein Angebot, das sehr gut das Leistungsspektrum unserer Klinik ergänzt und der Tatsache Rechnung trägt, dass die Ursache der Schwerbehinderung oft in einem neurologischen Problem liegt", betont Prof. Joseph Claßen, Direktor der Klinik für Neurologie, unter deren Dach das neue Zentrum angesiedelt ist. Viele der hier behandelten Patienten benötigen aufgrund der schweren Erkrankungen und damit verbundenen Einschränkungen eine intensive Betreuung. "Eine zentrale Zielstellung des Zentrums ist, für diese Patienten eine angemessene Versorgung gemeinsam mit den behandelnden Haus- oder Fachärzten zu koordinieren und sicherzustellen", so Claßen. "Wir freuen uns, mit Wolfgang Köhler dafür einen sehr erfahrenen und engagierten Kollegen gewonnen zu haben." 

Die Aufgabe des Zentrums umfasst meist mehr als nur Diagnose und Erstellung eines Therapieplans. "Oftmals betreuen und beraten wir auch die Angehörigen, denn eine schwere Behinderung betrifft niemals nur den Patienten allein", beschreibt Köhler. Als Neurologe habe er es oft bedauert, sich nicht intensiver diesen besonderen Patienten widmen zu können. Die Arbeit im UKL-Zentrum bietet ihm dafür nun Gelegenheit. Hier können individuelle und optimale Therapiekonzepte für jeden konkreten Fall entwickelt werden, gemeinsam mit allen am UKL vertretenen Fachdisziplinen. "Von der Bildgebung bis zu den Experten für seltene Erkrankungen haben wir alle Spezialisten unmittelbar im Haus, um auch bei komplizierten Fällen gut helfen zu können", so Köhler.

Der Bedarf ist groß, das Spektrum der behandelten Grunderkrankungen sehr breit gefächert. Dazu gehören beispielsweise Patienten mit angeborenen Behinderungen wie Spina bifida, einem offenen Rücken, die oft mit zunehmendem Alter neue Symptome entwickeln, aber auch Menschen mit neuromuskulären Störungen und angeborenen genetisch bedingten Erkrankungen des Nervensystems. Schwerbehinderte Patienten mit bestimmten Erkrankungen der weißen Hirnsubstanz, einem von Köhler langjährig bearbeiteten Schwerpunkt, gehören ebenfalls zu dieser Gruppe.

Viele Kinder mit angeborenen Erkrankungen erreichen heute das Erwachsenalter, sodass die Zahl der Patienten, die solch ein besonderes Angebot benötigen, stetig steigt. Manche haben eine lange Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich, da seltene Krankheiten oft lange nicht richtig diagnostiziert werden. Bei anderen ist es die Vielzahl der medizinischen und psychosozialen Probleme, die die Behandlung besonders aufwändig und schwierig macht. "Unser Ziel ist es, diesen Menschen eine Anlaufstelle zu bieten, an die sie sich wenden können", beschreibt Köhler. Und natürlich auch, zu forschen und so bessere Therapien entwickeln zu können. Dazu sehe er am UKL beste Bedingungen. Das MZEB ergänzt so die bestehende medizinische Versorgung durch fachliche Beratung und Mitbehandlung in Zusammenarbeit mit den überweisenden Kollegen.

Die Sprechstunden des Zentrums sind zu erreichen unter Tel. 0341-9720986 oder per Mail an MZEB@uniklinik-leipzig.de.  

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