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Herausforderungen kennen, Berührungsängste abbauen: Anleitungen für die Praxis am Patientenbett

​​​​​Sie sehen sich als Bindeglieder zwischen Schulbank und Krankenhaus: Zentrale Praxisanleiter:innen begleiten Azubis der Pflege bei ihrer praktischen Ausbildung auf Station​

Im Alltag wird man es sicher noch lange hören, als Berufsbezeichnung gibt es die „Krankenschwester" bereits seit längerem nicht mehr – spätestens als 2020 auch am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) die generalistische Pflegeausbildung startete. Durch sie erhielten die Berufe Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie Altenpflege nun eine einheitliche Berufsausbildung. Die generalistische Ausbildung dauert drei Jahre in Vollzeit, vier in Teilzeit. Die Azubis sind nach erfolgreichem Abschluss Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Der theoretische Unterricht findet an der zur Akademie für berufliche Qualifizierung am UKL​ gehörenden Medizinischen Berufsfachschule (MBFS) statt, die praktische Ausbildung zum größten Teil dann am UKL. Hier werden die Auszubildenden über die gesamte Lehrzeit von Praxisanleiter:innen begleitet, erfahrenen Pflegefachkräften aus allen Fachrichtungen des Klinikums, die die Zusatzqualifikation „Praxisanleiter:in" erworben haben.

So manche Patientin, so mancher Patient mag sich in seinem Bett vielleicht bereits gewundert haben, warum sich gleich zwei Pflegekräfte um sie oder ihn bemühen. Meist waren es dann Auszubildende, die von einer Zentralen Praxisanleiter:in begleitet und angeleitet wurden – Praxisarbeit, ganz nah am Patienten mit direkter und praktischer Anleitung und Hilfe. „Bei uns am UKL kommen die Azubis nicht unvorbereitet auf Station, sondern werden gleich in den ersten Tagen von Zentralen oder dezentralen Praxisanleiter:innen begleitet und für die Tätigkeiten auf Station vorbereitet", erklärt Solveig Püschel, Fachschwester für Anästhesie und Intensivmedizin sowie Teamleiterin Zentrale Praxisanleitung (ZPA). Am UKL gibt es 29 Zentrale Praxisanleiter:innen in Voll- oder Teilzeit, die für die Auszubildenden der Pflegeberufe im Rahmen dieser Tätigkeit freigestellt sind und die Azubis während der gesamten praktischen Ausbildung unterstützen. „Hinzu kommen 154 dezentrale Praxisanleiter auf unseren über 50 Stationen am gesamten Klinikum", hebt Solveig Püschel hervor. „Diese widmen sich neben ihrer Stationstätigkeit dann eben noch zusätzlich der Ausbildung – in erster Linie der Generalisten, stehen zusätzlich aber auch für unsere internationalen Pflegfachkräfte, für die Krankenpflegehelfer, auszubildende Notfallsanitäter und andere zur Verfügung", erklärt sie.

Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal sei diese hohe Zahl, meint denn auch Jannicke Schickert, Schulleiterin der MBFS: „Kaum ein Krankenhaus hat so viele Praxisanleiter:innen wie das UKL!" So können gesetzliche Vorgaben gar übererfüllt werden: Zehn Prozent der 2500 Praxisstunden während der dreijährigen Ausbildung – also 250 Stunden – müssen durch die Praxisanleitung abgedeckt werden, plus ein Prozent Praxisbegleitung durch Lehrkräfte der MBFS. „Wir gehen bereits jetzt mit 12,5 Prozent über das gesetzlich geforderte Maß hinaus", erklärt Kerstin Voigt, für die praktische Ausbildung am UKL verantwortliche Pflegerische Departmentleiterin (PDL) Frauen- und Kindermedizin, „doch unser Ziel sind sogar 15 Prozent." Um dabei immer mit allen aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten, müssen sich alle Praxisanleiter:innen gesetzlich verpflichtend mindestens 24 Stunden im Jahr weiterbilden.

Bei den praktischen Einsätzen am Menschen von einer erfahrenen Pflegekraft ganz direkt unterstützt zu werden, baue Berührungsängste bei den Azubis ab und helfe in der Kommunikation mit den Patient:innen, ist sich Püschel sicher. „Wir Praxisanleiter:innen helfen, die von unseren Kolleg:innen in der Berufsfachschule gelehrten theoretischen Kenntnisse, die genauso wichtig sind, in die Praxis umzusetzen", sagt die Teamleiterin.

Die Zentralen Praxisanleiter:innen stehen in ständigem Kontakt und Austausch mit ihren Kolleginnen aus der Berufsfachschule, der Ausbildungskoordination und der Pflege. „Theorie und Praxis sind daher bei uns eng verzahnt", sagt denn auch Kerstin Voigt.

Ein Merkmal der neuen generalistischen Ausbildung ist laut Berufsschulleiterin Schickert der bedeutende Anteil im Lehrplan, der auf eine Reflexion der eigenen Tätigkeit und ein „Hineinfinden" in den Beruf abzielt. „So erhofft man sich, dass die Auszubildenden dann auch möglichst lang in ihrem Beruf bleiben", so Jannicke Schickert.

Dass bei der generalistischen Pflegeausbildung aber noch lang nicht alles golden ist, was glänzt, spricht die Pflegerische Departmentleiterin Kerstin Voigt ganz offen an: „Per Petition haben wir schon vor Jahren frühzeitig dem Gesetzgeber angeraten, die Ausbildung auf vier statt drei Jahre zu strecken", sagt sie. „Denn wir merken gerade bei der Kinderkrankenpflege, dass drei Jahre Ausbildung nicht ausreichen für die Tätigkeiten an einem universitären Krankenhaus wie dem unsrigen." Ihre Kollegin Schickert ergänzt: „Das vierte Jahr fehlt als jenes für Spezialisierungen."

Man habe also die Schwächen des Systems relativ schnell erkannt, aber auch gewusst, darauf zu reagieren: „Wir gehen damit um und haben deshalb ein eigenes Curriculum für übernommene Absolvent:innen in der Pädiatrie entwickelt, um sie auf alle dort wartenden besonderen Herausforderungen noch besser vorzubereiten", erläutert Voigt.

Bei allen noch bestehenden Hürden: Am Leipziger Universitätsklinikum erhalten die Auszubildenden der Pflege-Generalistik eine hochwertige Ausbildung – in der Theorie durch qualifizierte Lehrkräfte an der MBFS und in der Praxis auf den Stationen des Klinikums jederzeit unterstützt von Solveig Püschel und ihrem Team aus erfahrenen Zentralen Praxisanleitern.

Dass moderne Ausbildung auch immer mal neue Wege bestreiten muss, zeigt der Ausblick auf ein geplantes Projekt: die Leipziger interprofessionelle Ausbildungsstation, die 2024 starten soll. Hier soll ein Teil einer Station des UKL ausschließlich von in Ausbildung befindlichen Pflegefachkräften sowie angehenden Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen geleitet werden – natürlich immer unter den wachsamen Augen der Zentralen Praxisanleiter:innen, die jederzeit eingreifen und korrigieren können. 

Zur Webseite der Zentralen Praxisanleitung am UKL