Um Patientinnen und Patienten bestmöglich zu behandeln und zu pflegen, ist das Zusammenspiel verschiedener Menschen, Kulturen und Nationen in medizinischer Versorgung, Forschung und Lehre von unschätzbarem Wert. Sinnbildlich dafür stehen die 34 deutschen Universitätsklinika mit ihren über 190.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit einer bundesweiten Aktion zum 7. Deutschen Diversity-Tag am 28. Mai 2019 setzen sie ein sichtbares Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Offenheit.
Stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzählen 34 von ihnen ihre Geschichte – für das Universitätsklinikum Leipzig ist es
Michaela Schlett, die hier als Organisations- und Dokumentationsassistentin und als Datenschutzkoordinatorin arbeitet.
Runde Sache: Wie sich zwei eine Chance miteinander gaben und gewannen
Alles begann vor zehn Jahren mit einer Stelle beim Hörscreening für Neugeborene. Michaela Schlett bewarb sich - mit ihrem naturwissenschaftlichen Background - als Quereinsteigerin für die Medizinische Dokumentation und überzeugte mit ihren Fähigkeiten. „Ich bin ein Mensch, der offen auf andere zu geht. Ich stelle mich sehr gern neuen Herausforderungen und arbeite mich gern in neue Themen ein", erzählt die 40-Jährige. Sie wurde eine von über 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Universitätsklinikum Leipzig, und obwohl das weder ihr selbst noch ihren Kollegen im Arbeitsalltag auffällt, ist sie eine Botschafterin für Vielfalt. Das Ungewöhnliche an ihrem Äußeren ist, dass sie sich im Rollstuhl fort bewegt. Praktisch heißt das: Sie kommt nicht ans oberste Fach im Schrank und nimmt den Fahrstuhl statt die Treppe, aber das war es auch schon.
Heute arbeitet sie halbtags als Sekretärin und Organisationsassistentin im Fachbereich Infektions- und Tropenmedizin und ebenfalls halbtags als Datenschutzkoordinatorin in der Abteilung für Medizinischen Psychologie und Medizinischen Soziologie. Ein voller, anspruchsvoller Arbeitstag, den Michaela Schlett mit ihrer Leidenschaft kompensiert: dem Sport. Bevor sie sich bei einem Autounfall die Wirbelsäule verletzte und eine Querschnittlähmung davon trug, spielte sie erfolgreich Hockey, wuchs auf im Leipziger Verein ATV 1845, später in den Niederlanden, Berlin und Braunschweig in der 1. und 2. Bundesliga. Regelmäßiges, anspruchsvolles Training prägten ihre Jugend, sie lernte, sich etwas abzuverlangen. Ihre Eltern führten einen Handwerksbetrieb, so dass sie außerdem zeitig selbstständig ihre Aufgaben erledigte.
Davon profitierte sie später sehr, denn wie man mit Krisen im Leben umgeht, entscheidet die Persönlichkeit. „In der Reha nach meinem Unfall haben mir meine Trainingserfahrungen enorm geholfen. Ich wusste, dass durchzuhalten wichtig ist und dass es sich lohnt, an die Grenzen zu gehen." Ein selbstbestimmtes, aktives Leben ist für sie selbstverständlich. Und ein eigenes Einkommen aus einer interessanten Arbeit ebenso. Damit wird sie auch der Verantwortung für ihre Tochter gerecht, nicht nur als Versorgerin, sondern auch als Vorbild im Leben.
Häufig sieht man Michaela Schlett mit ihrem Handbike. Es ist ihr nicht nur ein praktisches Hilfsmittel, um flexibel und schnell die Arbeitsplätze zu erreichen und in Leipzig unterwegs zu sein, mit ihrem Rennbike nimmt sie auch an nationalen und internationalen Wettkämpfen teil. Darüber hinaus probiert sie im Sport alles aus, was sich realisieren lässt und freut sich, wenn sie etwas erreicht, was mit ihrer Behinderung nicht selbstverständlich ist: „An Mut fehlt es mir nicht." Selbstverständlich ist das alles nicht, diese Frau hat einfach viel Neugier und Energie.
Ihr Rollstuhl ist ein rein äußerliches Merkmal. Der Mensch, die Mitarbeiterin Michaela Schlett, bringt eine Menge Fähigkeiten mit. Das sind nicht nur ihre naturwissenschaftliche Ausbildung, ihre Ausdauer und ihre hohe zwischenmenschliche Kompetenz. Mit ihrer unkomplizierten, dynamischen Art findet sie Lösungen statt Probleme.
Die Videos aller anderen Universitätsklinika können Sie hier anschauen:
"Wir sind Vielfalt" - Die detallierten Portraits der Mitarbeiter
