Sie sind hier: Skip Navigation LinksUniversitätsmedizin Leipzig

Ständiger Wechsel lässt Erfahrungen wachsen

​Gesundheits- und Krankenpflegerin Franziska Taraba arbeitet im Pflegepool des UKL. Als „Springerin“ wird sie überall dort eingesetzt, wo dringend eine Pflegekraft benötigt wird.

​"Es gibt zwei Erlebnisse, die mich sehr geprägt haben", erzählt Franziska Taraba, Gesundheits- und Krankenpflegerin. "Beide haben mit meiner Arbeit im Pool zu tun, denn da ist man ständig auf einer anderen Station. Ich hatte also eine Intensivpatientin zu betreuen, und es sah sehr böse für sie aus. Dann verlor ich sie aus den Augen, weil ich wieder wechselte. Ein paar Wochen später ging ich auf eine Normalstation. Und dort erkannte mich diese Patientin. Sie jubelte mir zu: Franziska, ich lebe! Wir fielen uns in die Arme, es war wunderschön. Die andere Geschichte, die mir zu Herzen ging, spielte auf der Palliativstation. Dort betreute ich eine alte Dame, die meine Oma hätte sein können. Sie war ganz lieb, freute sich über jedes gute Wort und war interessiert an allem um sie herum. Körperlich ging es ihr schon sehr schlecht, man konnte es an ihrem eingefallenen, blassen Gesicht sehen. Nur die Augen, die leuchteten jeden an, der in ihr Zimmer kam. Ich schleppte mich eines Tages, als ich sehr erkältet war und nicht so ganz fit, zum Dienst und trat in ihr Zimmer. Die alte Da​​​me sah mich erschrocken an und sagte: Mensch, Franziska, du siehst heute aber schlecht aus. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht zu sagen: Sie aber auch. Doch plötzlich grinste sie breit, weil sie wusste, was ich sagen wollte. Und wir lachten laut und herzlich miteinander."

Als Springer ist man​ immer willkommen​ 

Die 21-Jährige arbeitet von Anfang an im Pflegepool des UKL. Im Sommer 2014 hatte sie ihre Ausbildung abgeschlossen, im September startete das Springer-Team. "Wir sind jetzt etwa 30 Schwestern. Ich arbeite mit einigen anderen Vollzeit und andere nicht. Was uns eint: Wir haben zwar einen 4-Monats-Dienstplan, durch den wir wissen, wann welche Schicht fällig ist. Aber wo wir eingesetzt werden, das erfahren wir manchmal erst einen Tag vorher per WhatsApp-Nachricht. Irgendwo fällt immer einer aus. Und dann sind wir gefragt."

Am Anfang war die Springerei für Franziska Taraba nicht einfach. Denn die Abläufe sind von Station zu Station unterschiedlich. "Dort, wo ich in der Ausbildung war, da kannte ich ja die Abläufe. Zum Beispiel in der Chirurgie gehen die Schwestern früh gemeinsam durch die Station und machen die Betten und im Anschluss daran hat jede Schwester ihren Bereich. In der Inneren hat jede Schwester ihre Zimmer und Patienten, dort arbeitet jede nur in ihrem Bereich. Auf Stationen, die ich am Anfang nicht kannte, musste ich erst fragen, was wie zu machen ist. Inzwischen bin ich aber schon auf so vielen Stationen gewesen, dass ich die Abläufe überall kenne, auch die Kolleginnen und Ärzte. Und das Schöne ist: Als Springer ist man immer willkommen."

Durch den Einsatz auf vielen Stationen hat Schwester Franziska viel gelernt. Wo einst ihre Aufregung groß war, zittert heute keine Hand. "Es ist eben vieles eine Sache der Erfahrung. Nofallmedikamente während der Reanimation – das klappt bei mir jetzt viel entspannter. Anfangs war ich dabei immer sehr aufgeregt. Aber das ist mit allem so, was man erlebt. Ich erinnere mich noch an meine erste tote Patientin nach einem privaten Verlust. Es war auf der Inneren. Alle wussten, dass die Patientin in den nächsten Tagen sterben wird. Eine Kollegin nahm mir immer den Weg zu der Frau ab. Bis eines Tages die Kollegin einen Notfall zu versorgen hatte und ich nun doch ans Bett der Patientin treten musste – und da war sie tot. Ich war wie gelähmt. Seither bin ich nun mehrfach mit dem Versterben von Patienten konfrontiert worden und habe verinnerlicht: Der Tod gehört nun mal dazu, er gehört zum Leben. Die Geburt ist der Anfang und der Tod das Ende." 

"In zehn Jahren werde ich bestimmt immer noch im Pool arbeiten"

Auf die Frage, wo sie sich in zehn Jahren sieht, muss Schwester Franziska nicht lange überlegen: "Da werde ich bestimmt immer noch im Pool arbeiten. Denn hier gibt es bei einer Krankheit nie die Frage, wann man denn endlich wiederkommt,​ sondern es wird gesagt: Kuriere dich aus, damit du wieder fit wirst. Ich kann auch mal im Sommer Urlaub machen, auch wenn ich keine schulpflichtigen Kinder habe. Und freie Tage lassen sich schnell mal verschieben, das ist unproblematisch. Was aber für mich auch zählt, weil ich einen Partner habe und mit ihm nach vorn schaue: Wenn ich schwanger würde, kann ich in Ambulanzen oder auf Stationen eingesetzt werden, wo die Arbeit schonender ist. Mit dem Schichtsystem habe ich übrigens überhaupt keine Probleme. Denn meine Mama, mein Papa und eine meiner Schwestern waren oder sind 3-Schicht-Arbeiter. Mein Freund ist Konstruktionsmechaniker und arbeitet auch in Schichten. Durch die Arbeit im Pool gelingt es mir, meine Arbeitszeit anzugleichen – das ist natürlich toll. Und ich liebe meine Nachtdienste. Da geht es oft ruhig zu, man kann mit den Kolleginnen und Kollegen auch mal schwatzen und kommt sich so näher. Das gefällt mir. Nur eines will ich noch: Ich möchte eine Fachweiterbildung zur onkologischen Schwester machen."

​Schwester Franziska Taraba erfährt manchmal erst einen Tag vorher, wo sie in der nächsten Schicht eingesetzt wird.

​Schwester Franziska Taraba erfährt manchmal erst einen Tag vorher, wo sie in der nächsten Schicht eingesetzt wird.