Leipzig. "Gemeinsam einzigartig" ist das Motto des Weltkrebstags 2025. Die personalisierte Tumormedizin steht in besonderer Weise für diesen Blick auf Krebserkrankungen. Denn die Suche nach individuellen Therapieansätzen auf molekularer Ebene, wie im Zentrum für personalisierte Medizin des Universitätsklinikums Leipzig, zeigt, was auch bei schweren Diagnosen wie fortgeschrittenem Lungenkrebs möglich ist.
Ein Beispiel steht in besonderer Weise für die Optionen, die eine maßgeschneiderte Therapie heute bieten kann: "Unser Patient kam in letzten Frühjahr mit einem fortgeschrittenen Lungenkarzinom zu uns, mit Metastasen in mehreren Organen", schildert PD Dr. Armin Frille, Oberarzt der Klinik für Pneumologie, die Situation zum Start der Behandlung im Universitären Krebszentrum.
"Die Analysen ergaben eine spezielle Erbgutveränderung, eine sogenannte EGFR-Treibermutation, die den Lungenkrebs zu starkem Wachstum antreibt", so der behandelnde Pneumologe. Etwa zehn Prozent aller Lungenkrebspatienten weisen eine solche Abweichung auf. Für diese Form des Lungenkarzinoms stehen mehrere Wirkstoffe zur Verfügung, die in Tablettenform eingesetzt werden können. Das nutzten die Krebsmediziner am UKL-Zentrum. Mit Erfolg, die Tablettentherapie schlug an, die Tumoren gingen zurück. "Nur an einer Stelle, an einem Lymphknoten, nicht", erinnern sich Oberarzt Frille und Prof. Dr. Hubert Wirtz, Leiter der Pneumologie am UKL. Statt einfach auf einen der anderen verfügbaren Wirkstoffe gegen die EGFR-Treibermutation umzustellen, veranlassten die Krebsmediziner weitere Untersuchungen mit den modernsten Verfahren zur Genanalyse aus diesem Lymphknoten. Zur Bewertung der Ergebnisse nutzten sie am UKL die Möglichkeiten des molekularen Tumorboards: Hier werden die genetischen Befunde schwer behandelbarer Tumoren besprochen, um die empfindlichen Stellen zu identifizieren, an denen eine Therapie ansetzen kann.
"Bei dieser gezielten Untersuchung fanden wir eine andere Erbgutveränderung, eine neue Variante, die mit der bisherigen Therapie nicht behandelt werden konnte und sich bisher nicht gezeigt hatte", so Frille. Daraufhin wurde die Therapie komplett umgestellt auf eine neue Substanz, die das nunmehr als Auslöser identifizierte Protein gezielt angriff und den Krebs weiter zurückdrängen konnte.
Auch wenn die Prognosen bei solch fortgeschrittenen Erkrankungen keine guten sind - mit einer zielgerichteten Therapie kann die Überlebenswahrscheinlichkeit der Betroffenen verdoppelt und verdreifacht werden.
Voraussetzung ist die Suche nach den individuellen Ursachen der Krebserkrankung, nach dem Ansatzpunkt auf molekularer Ebene. Denn die klassischen Optionen in solchen Fällen - eine Chemotherapie, eine Immuntherapie oder eine Kombination aus beiden - wären bei diesem Patienten wahrscheinlich wirkungslos geblieben.
"Beide Ansätze funktionieren bei dieser Variante des Lungenkrebses nicht so wirkungsvoll, weil die antreibende Genmutation nicht erreicht und deren Wirkung nicht gehemmt wird," erklärt Pneumologe Frille. Deshalb suchen die Teams im Zentrum für personalisierte Medizin im Erbgut des Tumors nach der einen Mutation, die behandelt werden muss, um Erfolg zu haben. In diesem konkreten Fall wurde sogar doppelt gesucht. "Es zeigt sich, dass es sich lohnt, sich mit der Situation nach der ersten Therapie nicht zufrieden zu geben und weiter zu suchen, auch wenn nur eine einzige Stelle auffällig ist", fasst Prof. Wirtz zusammen. "Wir und der Patient wurden für unsere Hartnäckigkeit belohnt."
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