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Die Stigmatisierung von Krebspatienten mit Brust-, Prostata-, Darm- oder Lungenkrebs und psychische, soziale und berufsbezogene Auswirkungen

​Leitung:
PD Dr. Jochen Ernst
Prof. Dr. Anja Mehnert

Mitarbeit:
Psychologe Peter Esser (M.Sc.)

Projektbeschreibung:
Stigmatisierung ist ein vielschichtiger sozialer Zuschreibungsprozess, in dessen Folge es zu einer Abwertung von Menschen aufgrund bestimmter Merkmale, wozu auch bestimmte Krankheiten zählen können, kommt. Die Stigmatisierung von Krebspatienten ist bislang nur unzureichend untersucht. Die wenigen relevanten internationalen Erhebungen zeigen, dass bis zu 80 Prozent der Krebspatienten Stigmatisierung erfahren haben. Stigmatisierung kann gravierende Folgen nach sich ziehen, z. B. in Bezug auf erhöhte psychische Belastungen. Sie führt häufig zu sozialem Rückzug, zur Aufgabe eigener Lebensziele sowie zu einer deutlichen Reduktion der Lebensqualität. Oft zögern Betroffene notwendige medizinische Behandlungsschritte hinaus, etwa aus Scham- oder Angstgefühlen, und riskieren damit verschlechterte Heilungschancen und ungünstigere Krankheitsverläufe.

Ziele und Methode:
Ziel des beantragten Projekts war die Untersuchung der Stigmatisierung von Krebspatienten vier unterschiedlicher Krebsdiagnosegruppen (Brust-, Prostata-, Darm- und Lungenkrebs) sowie die Analyse der sozialen und berufsbezogenen Auswirkungen. Eingeschlossen wurden in Zusammenarbeit mit den klinischen Krebsregistern Leipzig und Dresden N=848 Krebspatienten. Die Befragung erfolgte schriftlich, postalisch. Zur Erfassung der Stigmatisierung wurde der SIS-D Fragebogen (Social Impact Scale) verwendet, der 4 Subskalen bzw. Dimensionen enthält („Soziale Isolation“, „Soziale Zurückweisung“, „Internalisiertes Schamgefühl“ und „Finanzielle Unsicherheit“).

Ergebnisse:
Stigmatisierung, so zeigte sich, ist in relevantem Umfang bei allen vier Diagnosegruppen festzustellen. Den geringsten Grad der Stigmatisierung gaben Prostatakrebspatienten an. Die Stigma-Subskala „Soziale Isolation“ zeigt die höchste Ausprägung. Höhere Stigmatisierung ist vielfach und vor allem bei Brustkrebspatientinnen mit einer schlechteren Lebensqualität verbunden. Erwerbstätige sind in nahezu allen Dimensionen weniger stigmatisiert als Nichterwerbstätige. Den stärksten Einfluss in Richtung höherer Stigmatisierung bei Erwerbstätigen hat das Merkmal „geringe Unterstützung durch den Arbeitgeber“, weitere Prädiktoren sind ein schlechter Gesundheitszustand, geringe psychische Arbeitsfähigkeit und die Diagnose Brustkrebs.

Kontakt:
Telefon: 0341 - 97 18816
E-Mail:  signum@medizin.uni-leipzig.de

Förderung:
Roland-Ernst-Stiftung für das Gesundheitswesen

Projektnummer:
933000-110

Laufzeit:
4/2016 – 10/2017

Publikationen zum Projekt:

  1. Ernst J, Mehnert A, Taubhenheim S, Rentsch A, Hornemann B, Esser P (2017). Stigmatisierung von erwerbstätigen Patienten mit Brust-, Darm-, Prostata- und Lungenkrebs. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 67(7), 304-311.
  2. Esser P, Mehnert A, Johansen C, Hornemann B, Dietz A, Ernst J (2017). Body image mediates the effect of cancer-related stigmatization on depression: a new target for intervention. Psycho-Oncology, 27, 193-198.
  3. Ernst J, Mehnert A, Dietz A, Hornemann B, Esser P (2017). Perceived stigmatization and its impact on quality of life – results from a large register-based study including breast, colon, prostate and lung cancer patients. BMC Cancer, 741,1-8.
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