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Die Arbeit der Schlaganfall-Lots:innen am Universitätsklinikum Leipzig: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Leipzig unterstützt die Nachsorge von Patient:innen mit Schlaganfall oder einer kurzfristigen Durchblutungsstörung, der transitorisch-ischämischen Attacke (TIA) mit einem strukturierten Nachsorgekonzept. Eine besondere Rolle spielen dabei die Schlaganfall-Lots:innen. 
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Anforderungen an die strukturierte Nachsorge
In den letzten Jahren konnte die Akutbehandlung des Schlaganfalls durch neue Behandlungsoptionen, standardisierte Prozesse und Qualitätssicherungskonzepte verbessert werden. Dies hat zu einer Senkung der Sterblichkeit beigetragen. Forstbestehend sind jedoch die Anforderungen an die Nachsorge, wobei bleibende psychische und auch physische Einschränkungen eine Rolle spielen.

Die
Patient:innen berichten dabei auch von sogenannten unsichtbaren Folgen, wie beispielsweise Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten. Zudem entwickeln rund ein Drittel aller Betroffenen eine behandlungsbedürftige Depression. Die Symptome führen zu einer enormen Belastung im Alltag und im Berufsleben auch vieler junger Menschen.

Aus diesem Grund hat u.a. die European Stroke Organisation einen Stroke Action Plan entworfen, welcher die nachstationäre Versorgung von Patient:innen verbessern soll. Dazu gehört auch die Förderung des Selbstmanagements, die Ermittlung von Problemen und die Planung entsprechender Lösungen.

Auf nationaler Ebene werden Lots:innen nicht nur im Koalitionsvertrag der noch im Amt befindlichen Regierungsparteien als ein Ziel formuliert, sondern auch vom Sachverständigenrat im Gesundheitswesen und der Pflege befürwortet. Zudem setzt sich die Deutsche Stiftung Schlaganfall-Hilfe für die Implementierung in der Regelversorgung ein. Es geht vorrangig um die Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung. Das heißt, dass Betroffene unabhängig ihres sozioökonomischen Status sowie ihre Familien unterstützende Personen in der Nachsorge erhalten.

Im Schlaganfallbereich sind dafür sogenannte Schlaganfall-Lots:innen vorgesehen.​

Die Rolle der Schlaganfall-Lots:innen im Nachsorgeprozess
Schlaganfall-Lots:innen beginnen ihre Arbeit direkt auf der Stroke Unit oder Intensivstation und nehmen Patient:innen in das Nachsorgeprogramm auf. Anhand bestimmter Kriterien werden Betroffene dann sechs bzw. zwölf Monate nach dem Ereignis begleitet.

Die Lots:innen unterstützten, beraten und koordinieren nicht nur die Betroffenen sondern auch deren Bezugsperson(en) durch das Sozial- und Gesundheitssystem. Zu den Hauptaufgaben der Lots:innen gehört neben der Erstellung und Überarbeitung des Assessment, die Definition von individuellen Zielen und Maßnahmen und die Erstellung eines Risikofaktorenplans. Daneben fungieren die Lots:innen als Ansprechperson für nachsorgende Strukturen wie Therapeut:innen, ärztliches Personal und weitere behandelnde Personen. Durch regelmäßige Evaluation mit Hilfe von Assessments können unter anderem auch frühzeitige Veränderungen in der Stimmung und der Lebensqualität erkannt und entsprechende Maßnahmen geplant werden. 

Die Nachsorge gestaltet sich konkret so, dass innerhalb eines Zeitraumes von einem Jahr quartalsmäßige Kontaktaufnahmen mit den Patient:innen oder Bezugspersonen stattfinden. Darüber hinaus wird ein Hausbesuch angeboten, um eine ganzheitliche Beratung zu ermöglichen und eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen. Die Bedarfe werden zusammen mit den Betroffenen und den Bezugspersonen entwickelt und ggf. unterstützend eingeleitet.

 

Die Unterstützung durch das ärztliche und pflegerische Team
Die Schlaganfall-Lots:innen arbeiten eng mit dem ärztlichen und pflegerischen Team der Klinik und Poliklinik für Neurologie zusammen, um eine optimale Betreuung der Patient:innen sicherzustellen. So finden regelmäßige interne Fallbesprechungen statt, um gemeinsame Lösungswege zu finden und den Blick über den Tellerrand zu ermöglichen.

Alexandra Brixi, pflegerische Bereichsleitung, meint „Wir sind froh, unseren Patient:innen diese Form der besonderen Unterstützung anbieten zu können".

Prof. Joseph Claßen, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie, würde sich wünschen, dass derartige Strukturen in Zukunft an weitaus mehr Orten als bisher möglich den Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen angeboten werden können. Prof. Dominik Michalski, Oberarzt der Stroke Unit, ergänzt: „Schlaganfall-Lots:innen sind ein wichtiges Bindeglied zwischen der stationären und der ambulanten Behandlung und können somit einen entscheidenden Beitrag zu einer langfristig hochwertigen Versorgung der Betroffenen leisten." Auch Tancred Lasch, geschäftsführende pflegerische Departmentleitung am Universitätsklinikum ist überzeugt von der Bedeutung dieser Arbeit und unterstützt die Tätigkeit der Schlaganfall-Lots:innen. 

Die Schlaganfalllotsinnen spielen eine zentrale Rolle dabei, die Lücke zwischen stationärer Versorgung und ambulanter Nachsorge zu schließen. Gemeinsam wird sichergestellt, dass die Patient:innen einen individuellen und umfassenden Behandlungsplan erhalten.


Die besondere Rolle von den Schlaganfall-Lots:innen am UKL
Am Universitätsklinikum Leipzig sind momentan Daniela Geisler, Lucie Kaatzsch und Viola Solluntsch als Schlaganfall-Lots:innen tätig und bringen ihre eigene Expertise und Erfahrung in die Arbeit ein.

Daniela Geisler ist gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und war danach in der Neurologie und auf der Stroke Unit tätig. Bevor sie im Rahmen einer Projektarbeit als Schlaganfall-Lotsin tätig war, konnte sie Erfahrungen im Sozial- und Entlassmangement sammeln und kennt daher die besonderen Ansprüche an die nachstationäre Versorgung sowie die teilweise emotionalen Herausforderungen in der Nachsorge.

Das Team konnte im Mai 2024 durch Viola Solluntsch und Lucie Kaatzsch erweitert werden.

Frau Solluntsch ist mit 25-jähriger Berufserfahrung auf der Stroke-Unit und als zertifizierte Stroke Nurse eine unverzichtbare Stütze im Team. Sie weiß um die Herausforderungen, die ein Schlaganfall für die Familien mit sich bringt, und steht den Angehörigen und Bezugspersonen mit Rat und Tat zur Seite. Ihre Stärke liegt in der Vermittlung von Informationen und der emotionalen Unterstützung.

Lucie Kaatzsch hat als erfahrene Logopädin und Sozialpädagogin einen ganzheitlichen Blick auf Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen, die oft mit einem Schlaganfall einhergehen. Durch ihr Studium der Sozialpädagogik/Sozialen Arbeit bringt Frau Kaatzsch tiefgehende Kenntnisse im Umgang mit psychosozialen Aspekten der Patient:innennachsorge mit.

Die Schlaganfall-Lots:innen verstehen es ihr Fachwissen mit anderen Disziplinen zu verknüpfen, um somit eine bestmögliche Rehabilitation der Patient:innen zu unterstützen.​​

Fazit
Die Arbeit der Schlaganfall-Lots:innen am Universitätsklinikum Leipzig ist ein Beispiel für eine erfolgreiche und patient:innenzentrierte Nachsorge. Dank des Engagements von Daniela Geisler, Lucie Kaatzsch und Viola Solluntsch sowie der Unterstützung durch das ärztliche und pflegerische Team erhalten Schlaganfallpatient:innen im Leipziger Raum eine Betreuung, die weit über die übliche Versorgung hinausgeht. Dies ermöglicht den Betroffenen, sich bestmöglich zu erholen und ihren Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu finden.

(Foto: v.l.n.r. Prof.Dr. Dominik Michalski, Lucie Kaatzsch, Prof.Dr. Joseph Claßen, Daniela Geisler, Viola Solluntsch, Alexandra Brixi)​​