Sie sind hier: Skip Navigation LinksUniversitätsmedizin Leipzig

Grußwort von Prof. Dr. Böttiger

​Liebe Schülerinnen und Schüler, sehr geehrte Damen und Herren,

als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rates für Wiederbelebung (GRC, German Resuscitation Council) und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln hat sich das Thema der Laienreanimation und dessen Verbreitung als eines der Wichtigsten für mich in meiner beruflichen Laufbahn entwickelt. Es liegt mir persönlich auch sehr am Herzen. Und es ist so einfach, hier etwas Positives und Sinnvolles zu tun.

Der plötzliche Herz-Kreislaufstillstand ist die dritthäufigste Todesursache in zivilisierten Ländern. Die Überlebensrate der Betroffenen liegt bisher nur zwischen 2 bis 10 Prozent. In Europa und auch in anderen Industrienationen sterben mehr als 700.000 Menschen pro Jahr an den Folgen. Sehr viele dieser Leben könnten gerettet werden, wenn mehr Laien umgehend mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen würden. Bis zu 70 Prozent der plötzlichen Herz-Kreislaufstillstände finden nämlich im Umfeld von Familienmitgliedern, Freunden und umstehenden Laien statt. Durch Laien kann die Zeit, bis der Rettungsdienst bei den Betroffenen ankommt (bei uns im Mittel zwischen 8 und 10 Minuten) überbrückt werden. Hierdurch wird die Überlebenschance der Patientinnen und Patienten verdoppelt bis vervierfacht. Dennoch finden sich lediglich in einigen wenigen europäischen Ländern Laienreanimationsraten von 60 bis 80 Prozent; in vielen Ländern ist diese Rate weit unter 20 Prozent, bei uns mittlerweile immerhin bei knapp 40 Prozent.

Um die Rate der Laienreanimation nachhaltig zu erhöhen ist es ganz besonders wichtig, bereits Schulkinder in den Fertigkeiten einer Reanimation zu trainieren. Seit dem Jahr 2014 gibt es unter anderem auf die Initiative der deutschen Anästhesiologie und des GRC hin eine Empfehlung des Schulausschusses der deutschen Kultusministerkonferenz, dass Wiederbelebungstraining deutschlandweit ab Klasse 7 in allen Schulen in Form von zwei Unterrichtsstunden pro Jahr eingeführt werden soll.  Um nicht nur bundesweit, sondern auch weltweit Schülerinnen und Schüler in der Reanimation auszubilden, wurde parallel die weltweite Initiative KIDS SAVE LIVES gegründet. Auch diese hat zum Ziel, durch die Unterstützung von Schulungen der Kinder die Laienreanimationsquote zu erhöhen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt dies.

Der Ansatz, Schulkinder als potentielle Lebensretterinnen und Lebensretter auszubilden, hat bereits in anderen Ländern für großen Erfolg gesorgt. In Dänemark hat sich beispielsweise die Rate der Laienreanimation fünf Jahren nach verpflichtender Einführung eines solchen Unterrichts fast verdoppelt. Somit wird deutlich, dass durch diese Zielgruppe positive Entwicklungen in Deutschland und weltweit erzielt werden können. Es können jedes Jahr in Deutschland 10.000 Menschenleben zusätzlich gerettet werden, wenn wir auch bei uns Laienreanimationsquoten wie in Dänemark erreichen.

Vor diesem überlebenswichtigen Hintergrund möchten der internationale World Restart a Heart Day am 16. Oktober und die deutsche Woche der Wiederbelebung vom 14. bis 20.09.2020 mehr Aufmerksamkeit auf das Thema der Laienreanimation lenken.

Meine Botschaft und die des Projektes zur Schülerausbildung in Wiederbelebung ist vollkommen klar: Eine erfolgreiche Wiederbelebung ist einfach durchzuführen und zudem auch kurzerhand zu unterrichten. Als Laien können/könnt Sie/ihr nichts falsch machen – das Einzige, was falsch wäre, ist nichts zu tun! Alles was Sie/ihr benötigt, sind zwei Hände. Leben retten ist kinderleicht, übrigens auch für Erwachsene. Deswegen freue ich mich so sehr, dass ihr dieses überlebenswichtige Projekt mit euren Aufnahmen unterstützt, verbreitet und dadurch vielleicht schon bald das nächste Leben rettet!

Mit herzlichen Grüßen aus Köln

Bernd Böttiger