Medizin für Jedermann: „Nichts zu (be)fürchten!? – Angststörungen erkennen und verstehen“ | | <img alt="Prof. Christine Rummel-Kluge spricht zu Angststörungen." src="/presse/PressImages/pic_20240402132309_f5d04d189d.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-04-01T22:00:00Z | Leipzig. Spinnen, große Höhen, öffentliche Plätze – es gibt viele Dinge, die Menschen Angst bereiten können. Dabei ist Angst ein natürlicher Schutzmechanismus, der uns vor potentiell gefährlichen Situationen warnt. Wird diese Angst jedoch zum Selbstläufer und tritt vermehrt und ohne erkennbare Gründe auf, sprechen Expert:innen von einer Panik- oder Angststörung. Betroffene erleben diese sowohl psychisch als auch physisch sehr intensiv, was immer häufiger dazu führt, dass sie den Rettungsdienst rufen – auch wenn der ihnen nur für den Moment helfen kann. Dieses Phänomen alarmiert Expert:innen wie Prof. Dr. med. Christine Rummel-Kluge. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiterin der Psychiatrischen Institutsambulanz am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) mit angeschlossener Spezialambulanz für Angststörungen. Als solche weiß sie, was Betroffenen wirklich hilft. Auch darüber wird sie in ihrem Vortrag sprechen. | <p>Die Symptome einer Angststörung könnten nicht körperlicher sein: Schweißausbrüche, Erbrechen, Atemnot, Herzrasen, Schwindel- oder Ohnmachtsgefühle. Kein Wunder, sagt Prof. Christine Rummel-Kluge, dass viele Betroffene in der Notaufnahme landen. "Die Symptome fühlen sich zu echt für die Betroffenen an, um nicht physisch bedingt zu sein. Dass sie auch psychische Ursachen haben können und ganz oft auch haben, kommt ihnen überhaupt nicht in den Sinn." </p>
<p>Tatsächlich sind Angststörungen weiterverbreitet als gedacht: Mit einer 12-Monats-Prävalenz von 15,3 Prozent stehen sie an der Spitze der psychischen Erkrankungen. Schätzungsweise 9,8 Millionen Menschen sind in Deutschland davon betroffen - für Prof. Rummel-Kluge ein Grund, das Thema aufzugreifen. Ein weiterer sind die Aussichten für Betroffene, die sich zu einer Behandlung entschließen. "Einmal diagnostiziert, können wir sie sehr gut unterstützen, sei es mit Psychotherapie, Medikamenten und psycho-edukativen Strategien, die ihnen in akuten Situationen helfen." Darüber hinaus setzt die Leiterin der Spezialambulanz für Angststörungen mit ihrem Team am UKL auf den Austausch von Betroffenen mit anderen Betroffenen. Das Gefühl, kein Einzelfall zu sein, helfe auch, das Thema Angststörungen zu enttabuisieren. </p>
<p>Voraussetzung dafür ist, sagt Prof. Rummel-Kluge, dass Betroffene, aber auch Angehörige von Betroffenen verstehen, woran sie wirklich leiden. Das Wissen um Angststörungen im Allgemeinen und im Besonderen, ihre Ursachen und Folgen sowie der Umgang damit stehen deshalb im Mittelpunkt der Veranstaltung.  </p>
<p> </p>
<p><strong>Medizin für Jedermann</strong></p>
<p>Thema: "Nichts zu (be)fürchten!? - Angststörungen erkennen und verstehen"<br>Prof. Dr. med. Christine Rummel-Kluge, Leiterin der<a href="/einrichtungen/psychiatrie-psychotherapie/Seiten/ambulanzen-pia.aspx"> Psychiatrischen Institutsambulanz</a> am Universitätsklinikum Leipzig (UKL)</p>
<p> </p>
<p>Mittwoch, 10. April 2024</p>
<p>18.30 - 19.45 Uhr</p>
<p>Haus C, Liebigstraße 21, Universitätsklinikum Leipzig </p>
<p>Das Programm im Überblick: <a href="/mfj">www.uniklinikum-leipzig.de/mfj</a></p>
<p> </p> |
UKL engagiert sich in der Suizidprävention | | <img alt="Prof. Christine Rummel-Kluge engagiert sich für die Suizidprävention. ." src="/presse/PressImages/pic_20230908153330_ef78f63ba2.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2023-09-07T22:00:00Z | Leipzig. Täglich nehmen sich in Deutschland 25 Menschen das Leben, noch weit mehr unternehmen einen Suizidversuch. Leider kommt es manchmal auch in Krankenhäusern, in denen Menschen mit schweren Diagnosen oder schicksalhaften Prognosen konfrontiert sind, zu Suiziden oder Suizidversuchen. Auch wenn dies sehr selten der Fall ist, belasten solche Ereignisse Angehörige und das betreuende Personal sehr stark. Um Suizide von Patient:innen bestmöglich zu vermeiden, hat das Universitätsklinikum Leipzig Ende 2022 eine interne Initiative zur Prävention gestartet. | <p>Krankenhäuser sind Orte, an denen sich viele Menschen in oft extremen Lebenssituationen befinden: nach Diagnosen oder mitten in der Therapie schwerer Erkrankungen, in akuten Notlagen und nach teilweise lebensverändernden Unfällen oder Notfällen. "Bei manchen Menschen löst dies eine akute suizidale Gefährdung aus, die zu Kurzschluss-Reaktionen direkt im Krankenhaus führen kann", erklärt Psychiaterin Prof. Christine Rummel-Kluge, Leiterin der <a href="/einrichtungen/psychiatrie-psychotherapie/Seiten/allgemeinpsychiatrische-ambulanz.aspx">Psychiatrischen Institutsambulanz</a> des UKL und eine der Initiator:innen der UKL-internen Suizidpräventionskampagne. "Unser Ziel ist es, durch einen offenen Umgang mit dem Thema Suizidalität Mitarbeiter:innen zu sensibilisieren und Patient:innensuizide zu vermeiden", so die Expertin. Diese seien zwar äußerst selten - in den letzten vier Jahren gab es am UKL mit 400.000 Patient:innen jährlich insgesamt drei Fälle-, aber für Angehörige oft besonders schwer zu verstehen und für diese wie auch betreuende Mitarbeiter:innen sehr belastend. </p>
<p>Gleichzeitig belegen Studien, dass Suizide in manchen Fällen vermeidbar wären. "Hier setzt unsere Initiative 'Suizidprävention' an", beschreibt Rummel-Kluge. "Wir zeigen in internen Schulungen Wege auf, die bei möglichen Verdachtsfällen helfen können." </p>
<p>Häufig haben Menschen mit suizidalen Gedanken psychische Erkrankungen, die noch gar nicht diagnostiziert wurden und somit auch noch nicht behandelt werden konnten. Es sei daher wichtig, überhaupt zu erkennen, dass ein Patient oder eine Patientin Suizidgedanken hat und entsprechend zu handeln. "Dazu gehört, gemeinsam eine Umgebung schaffen, in der sich unsere Patient:innen uns anvertrauen, wenn sie suizidale Gedanken haben, um sie entsprechend unterstützen zu können", erläutert die Psychiaterin.  </p>
<p>Die hausinternen Schulungsvideos zum Thema erläutern daher die klinische Symptomatik sowie auch Möglichkeiten zur Hilfe und helfen dabei, Risikogruppen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu identifizieren. Ein weiterer Schritt im Verdachtsfall sei die Einbeziehung der Psychiatrischen Kolleg:innen durch ein Konsil. </p>
<p>Seit der Bereitstellung im November 2022 informierten sich bereits mehr als 1200 Beschäftigte des UKL auf der Kampagnenseite über die Maßnahmen, viele nutzten die Schulungsvideos im klinikinternen digitalen Weiterbildungsportal UKLearn, um sich über das Thema zu informieren. "Wir haben viele positive Rückmeldungen zu dieser Kampagne erhalten: Als besonders hilfreich erleben die Nutzer:innen, zu erfahren, dass es wichtig ist, das Thema Suizidalität offen anzusprechen - und, dass das Nachfragen Leben retten kann", berichtet Prof. Rummel-Kluge.</p> |
Endlich Verständnis und Akzeptanz für die eigene Erkrankung | | <img alt="Auch die Wahl der Farben an Wänden und Türen folgt dem therapeutischen Konzept auf der Spezialstation: Prof. Maria Strauß (re.), Geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiterin der Spezialstation für Affektive Störungen, bespricht sich mit Stationsleiterin Mandy Wiedersich." src="/presse/PressImages/pic_20230726105649_7b7e4b2772.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2023-07-25T22:00:00Z | Leipzig. Vor einem Jahr, im Sommer 2022, war nach einem konzeptionell begründeten Umbau die Station PSY 2 der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) als "Spezialstation für affektive Störungen" wiedereröffnet worden. Das Behandlungskonzept der Station ist nun speziell auf die Bedürfnisse dieser Patient:innengruppe abgestimmt. Nach zwölf Monaten ziehen die ärztliche und pflegerische Leitung eine erste positive Bilanz: Durch Bündelung von Kompetenzen ist eine effektive Behandlung möglich. Eine breite Anzahl an Therapieverfahren, die zum Teil, wie bei der "Repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS), in der Region ausschließlich das UKL bietet, kommen zum Einsatz. Das spezialisierte Pflegeteam übernimmt ebenfalls therapeutische Aufgaben, und auch nach der Entlassung werden Patient:innen nicht allein gelassen. | <p>"Auf unserer spezialisierten Station liegen besondere Schwerpunkte in der Behandlung schwer behandelbarer oder therapieresistenter Depressionen", sagt Prof. Maria Strauß, Geschäftsführende Oberärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiterin der Spezialstation für Affektive Störungen. Die Patient:innen begegnen auf der Station vielen anderen Menschen mit dem gleichen Krankheitsbild: Ein großer Vorteil, nach dem ersten wichtigen Schritt, sich überhaupt in die psychiatrische Behandlung zu begeben, findet Prof. Strauß: "Die Patient:innen erfahren - nach viel Ablehnung und Verständnislosigkeit im Vorfeld - hier nun unter 'Gleichgesinnten' mehr Akzeptanz und Verständnis für ihre Symptomatik. Auch sind Mitpatient:innen oft ein glaubwürdiger Vermittler von Hoffnung im Vergleich vielleicht zu den Therapeut:innen." </p>
<p>Die Behandlung erfolgt in einem offenen und multiprofessionellen Therapiesetting. Einbezogen werden alle Berufsgruppen wie Ärzt:innen, Gesundheits- und Krankenpfleger:innen, Psycholog:innen, Ergo-/Physiotherapeut:innen, Soziotherapeut:innen und - soweit möglich - auch die Angehörigen. </p>
<p>Mit der vorliegenden Symptomatik als Basis und nach ausführlicher Diagnostik werden für die Betroffenen jeweils ein abgestufter Therapieplan und individuelle Therapieziele erarbeitet, die regelmäßig angepasst werden. Optimales Therapieergebnis: schnellstmögliche Symptomverbesserung mit dem Ziel, in den Alltag zurückzukehren.</p>
<p><strong><br>Breites Spektrum an Therapiemöglichkeiten steht zur Verfügung<br><br></strong>"Durch die große Bündelung an Kompetenzen, die spezifisch an diese Krankheit ausgerichtet sind, erreichen wir hier eine hocheffiziente Behandlung", begründet Prof. Strauß die Vorteile einer Spezialstation. Gerade in psychiatrischen Uni-Kliniken entstünden so hervorragende Bedingungen für die Behandlung besonders schwer erkrankter Patient:innen, aber auch für Lehre und Forschung, erläutert die UKL-Expertin. "Neben Patient:innenversorgung etablieren und evaluieren spezialisierte Stationen zudem neue Therapieformen und dienen als Multiplikatoren bei der Verbreitung neuer Therapieansätze", fügt sie hinzu. </p>
<p>Auf der der PSY 2, der UKL-Spezialstation, können Prof. Strauß und ihr Team nach eigener Aussage das gesamte Spektrum der Behandlungen anbieten, das bedeutet medikamentöse Formen, Psychotherapie als Einzel-und Gruppentherapie, neue internetbasierte Therapie-Tools, aber auch nichtinvasive neue Stimulationsverfahren wie rTMS, die Repetitive Transkranielle Magnetstimulation. "Dieses Behandlungsverfahren der Depression bewirkt gezielt den Ausgleich der aus der Balance geratenen Hirnaktivität und ist gut verträglich" erläutert die Ärztin. "rTMS bietet in unserer Region außer uns am Leipziger Uniklinikum niemand an", betont Strauß. Unter anderem zu diesem Verfahren der Magnetstimulation forscht die Medizinerin gemeinsam mit anderen Universitätskliniken auch im Rahmen einer Studie.</p>
<p><strong><br>Farben und Licht kommen gezielt zum Einsatz<br></strong><br>Die Räumlichkeiten der Station PSY 2 in der Leipziger Semmelweisstraße sind in ihrer Neugestaltung dabei an das Behandlungskonzept angepasst worden: "Wir haben versucht, eine besonders empathische und fürsorglich-verständnisvolle Umgebung zu schaffen. Diese soll unter anderem dazu beitragen, Gefühle wie Hoffnungslosigkeit zu reduzieren und das Selbstwertgefühl zu steigern, dessen Fehlen typisch für depressive Patient:innen ist", sagt Prof. Strauß. </p>
<p>Das Farb- und Lichtkonzept wurde zusammen mit einer Architektin entwickelt, Verwendung fanden zum Beispiel beruhigend wirkende Pastellfarben und dimmbares Licht. Entstanden sind zudem moderne Therapieräume wie ein Sportraum, eine Küche, ein Yoga-Raum mit Lichtwand oder ein großer Aufenthaltsraum.</p>
<p>Patientenzimmer - obwohl Doppelzimmer - bieten farblich gut sichtbar getrennte persönliche Rückzugsräume. "Die Patient:innen lernen so einerseits in die Gemeinschaft zurückzukehren, gleichzeitig aber auch Grenzen selbst zu erkennen und zu setzen", erläutert Oberärztin Maria Strauß. </p>
<p><strong><br>Großes Pflegeteam unterstützt Patient:innen <br></strong><br>Da die Mehrzahl der Patient:innen der Spezialstation an einer Depression leidet, wird bei jeglicher Interaktion zwischen allen Mitarbeitenden und den Patient:innen stets auf die Besonderheiten dieses Krankheitsbildes geachtet. Eine besondere Rolle kommt hier auch den Pflegenden zu. Mandy Wiedersich leitet das multiprofessionelle und, wie sie selbst sagt, "hoch engagierte" Team der PSY 2-Pflegenden, bei denen "Empathie und Verständnis für die Krankheit zu den Grundbausteinen" gehöre. </p>
<p>Die Pflegekräfte übernehmen hier auch therapeutische Aufgaben. Das sei keine Selbstverständlichkeit, wie Antje Fiebig, Pflegerische Departmentleiterin des "Departments für Psychische Gesundheit" am UKL, findet. Ermöglicht werde dies unter anderem durch eine sehr gute Personalausstattung: "Uns gelingt es, die Richtlinie 'Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik' zu 100 Prozent einzuhalten. Auf diese Weise können im 'Department für Psychische Gesundheit' die Gesundheits- und Krankenpfleger:innen unsere Patient:innen auch individuell begleiten", betont Fiebig. Die jährlichen Fortbildungen inklusive der Fachweiterbildung "Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie" befähigten die Pflegenden dieser Station, ihre Patient:innen in der Auseinandersetzung mit der Erkrankung und deren subjektiver Bedeutung im eigenen Leben zu begleiten. Und Fiebig fügt an: "Unsere Pflegekräfte unterstützen so die Patient:innen bei der Krankheitsbewältigung - hier geht es vor allem um Selbstbestimmung, Selbständigkeit sowie Stärkung der Resilienz."</p>
<p>Das bedeutet in der Praxis, dass das Pflegepersonal bestimmte Therapiebausteine mitträgt oder leitet. Dazu zählt zum Beispiel die Wachtherapie. "Für eine ganze Reihe von Therapieangeboten wie Qigong, die Atem- und Entspannungstherapie, die Aromatherapie, die Genussgruppe, aber auch für eine Gartengruppe, Yoga, Tischtennis oder Grill- und Kochabende haben wir Konzepte erstellt und zum Teil extra Schulungen absolviert", erläutert Stationsleiterin Mandy Wiedersich. Zusätzlich gebe es einmal pro Woche eine Visite mit einer Sozialarbeiter:in und ihr selbst, betont sie, um individuelle Anliegen oder Wünsche der Patient:innen zu besprechen und umzusetzen. Dabei handele es sich beispielsweise um Anträge, die gestellt werden müssten, anstehende Behördengänge oder Angehörigengespräche. </p>
<p><strong><br>"Patient:innen fühlen sich wohl auf der Station. Das spiegeln sie uns wider."<br></strong><br>Seit Juni dieses Jahres gibt es eine poststationäre Betreuungsgruppe namens "Boomerang". Alle drei Wochen treffen sich bereits entlassene mit aktuell in Behandlung befindlichen Patient:innen. "Hier können sie miteinander ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen. Das kann in einem Park, in einem Café oder bei einem kleinen Ausflug stattfinden", sagt Schwester Mandy. "Boomerang - wenn man es gut macht, kommt etwas zurück", erläutert sie Konzept und Name. </p>
<p>Stichwort Entlassung: "Wir legen großen Wert auf das Entlassungsmanagement", sagt Prof. Maria Strauß, "zum Beispiel in der erwähnten 'Sozialvisite'. Und wer multiprofessionelle Betreuung benötigt, für den organisieren wir den Übergang in die ebenfalls von mir geleitete 'Affektive Ambulanz' unseres Hauses. Dies gewährleistet aus meiner Sicht die Möglichkeit einer kontinuierlichen Behandlung. Ansonsten pflegen wir enge Kooperationen mit niedergelassenen Kollegen", ist sie sich sicher. </p>
<p>Im Durchschnitt bleiben Betroffene sechs Wochen auf Station. Frauen sind in der Mehrheit. Die Altersstruktur ist allerdings sehr gemischt: "Das beginnt bei 18-Jährigen und endet nicht bei 80", sagt Stationsleiterin Mandy Wiedersich. "Und das ist spannend, wie sie alle miteinander umgehen." Departmentleiterin Antje Fiebig fügt hinzu: "Es ist eine schöne Mischung aus Lebenserfahrung und - nennen wir es mal - Unbedarftheit. Unsere Patient:innen fühlen sich wohl auf der Station. Das spiegeln sie uns wider."</p>
<p>21 Betten stehen zur Verfügung, darunter ein speziell ausgestatteter Therapieplatz für Mütter mit postpartalen psychischen Störungen, welche gemeinsam mit ihrem Säugling aufgenommen werden können.</p>
<p> </p> |
Wie gehen wir mit Krisen um? Neue Online-Vortragsreihe der „Leipzig School of Psychosocial Health“ startet | | <img alt="Zum Auftakt der neuen Vortragsreihe spricht Prof. Georg Schomerus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKL." src="/presse/PressImages/pic_20230421104014_5abba84b19.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2023-04-20T22:00:00Z | Leipzig. In einer neuen Online-Vortragsreihe blicken Expert:innen der "Leipzig School of Psychosocial Health" aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. auf den Umgang mit körperlichen oder psychischen Krisen und mit psychischen Krankheiten
Die "Leipzig School of Psychosocial Health" ist ein Verbund von Abteilungen, Instituten und Kliniken des Universitätsklinikums Leipzig und der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, die sich mit der sozialen und psychischen Dimension von Gesundheit beschäftigen.
Den Auftakt am Mittwoch, 26. April, bildet ein Vortrag von Prof. Georg Schomerus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKL, zum Thema "Überlastung, Erschöpfung, psychische Krankheit: Wie sich unser Umgang mit seelischen Krisen verändert". | <p>Die Akteure der Vortragsreihe interessiert dabei nach eigener Aussage vor allem, wie sich das Verständnis und der gesellschaftliche Umgang mit psychischer Krankheit verändern und wie gesellschaftliche und individuelle Faktoren die psychische Gesundheit beeinflussen. "Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie eng psychische, soziale und körperliche Gesundheit miteinander verwoben sind", schreiben die Referent:innen in ihrer Ankündigung zur neuen Reihe. </p>
<p> </p>
<p><strong>Vortragsreihe der "Leipzig School of Psychosocial Health"</strong></p>
<p>"Psychosoziale Gesundheit - neue Perspektiven für den Umgang mit Krankheit und Krise"</p>
<p>·         jeweils mittwochs, 17 Uhr bis 18.30 Uhr</p>
<p>·         online unter <a href="http://www.ukl-live.de/lsph" target="_blank">www.ukl-live.de/lsph</a></p>
<p> </p>
<p><strong>Programm:</strong></p>
<p>Mittwoch, 26. April 2023</p>
<p>Überlastung, Erschöpfung, psychische Krankheit: Wie sich unser Umgang mit seelischen Krisen verändert</p>
<p><a href="/einrichtungen/psychiatrie-psychotherapie">Prof. Dr. Georg Schomerus</a></p>
<p> </p>
<p>Mittwoch, 10. Mai 2023</p>
<p>(Fast) jedem Abschied folgt ein neuer Anfang… - Normale und anhaltende Trauerprozesse</p>
<p><a href="/einrichtungen/psychosomatik">Prof. Anette Kersting</a></p>
<p> </p>
<p>14. Juni 2023</p>
<p>Einsamkeit und ihre Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit</p>
<p>Prof. Steffi Riedel-Heller</p>
<p> </p>
<p>Weitere Termine: 27. September und 15. November 2023</p> |
Prof. Georg Schomerus: „Stigmatisierung von Suchtkrankheiten ist ein enormes Behandlungshindernis“ | | <img alt="Prof. Georg Schomerus leitet die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL). Er sagt, die meisten Menschen mit Alkoholabhängigkeit blieben unbehandelt." src="/presse/PressImages/pic_20220629103806_ca89c0554c.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2022-06-28T22:00:00Z | Leipzig. Als Stigma bezeichnen Wissenschaftler ein Merkmal, das dazu führt, dass eine Person von anderen ausgegrenzt und abgewertet wird. Wer stigmatisiert wird, wird pauschal mit negativen Vorurteilen in Verbindung gebracht, seine soziale Identität ist beschädigt.
Besonders stark stigmatisiert sind Suchtkrankheiten wie zum Beispiel Alkoholabhängigkeit. Menschen, die daran leiden, benötigen Unterstützung und eine gute Behandlung. Die gesellschaftliche Stigmatisierung steht dem allerdings oft im Weg.
Prof. Georg Schomerus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) hat gemeinsam mit dem US-amerikanischen Sozialpsychologen Patrick Corrigan nun ein Buch herausgegeben, das die vielen Facetten des Stigmas von Suchtkrankheiten beschreibt und Lösungen aufzeigt. | <p>Das Buch stellt Berichte von Betroffenen über ihre Erfahrungen von Stigmatisierung neben wissenschaftliche Beiträge, die Möglichkeiten der Entstigmatisierung aufzeigen.</p>
<p>Es ist ein belastender Kreislauf: Die Angst vor Abwertung durch andere führt bei Betroffenen zur Geheimhaltung. Selbst mit Ärzt:innen unvoreingenommen über Alkoholkonsum oder andere Substanzen zu sprechen, wird als schwierig empfunden. Bereits die Hemmschwelle, sich selbst gegenüber Substanzprobleme einzugestehen, ist hoch, will doch niemand zur Gruppe der Menschen mit Suchtproblemen gehören.<br>"Viele Menschen mit Suchtproblemen werden auch tatsächlich schlechter behandelt. Patienten berichten, dass alle Beschwerden zunächst auf die Sucht zurückgeführt werden, dass ausdrücklich oder oft auch zwischen den Zeilen vermittelt wird, sie seien doch selbst schuld an ihren Problemen", berichtet Prof. Schomerus.</p>
<p>Alkoholprobleme zum Beispiel sind weit verbreitet: 6.7 Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland konsumieren gesundheitsschädliche Mengen Alkohol. Dieser ist für etwa zehn Prozent aller Todesfälle verantwortlich und eine wichtige Ursache nicht nur für Lebererkrankungen, sondern auch für Unfälle, Herz-Kreislauferkrankungen und sogar für Krebs. Denn nicht jedem ist wohl bekannt: Alkohol ist eine krebserregende Substanz - wohl vier Prozent aller Krebsfälle weltweit werden unmittelbar durch Alkoholkonsum verursacht.  "Trotzdem bleiben die meisten Menschen mit Alkoholabhängigkeit unbehandelt", erklärt der <a href="/einrichtungen/psychiatrie-psychotherapie">UKL-Klinikdirektor</a>. "Stigmatisierung ist hier, wie auch bei anderen Substanzproblemen, ein enormes Behandlungshindernis."</p>
<p> </p>
<p><strong>Betroffenen selbst kommt wichtige Rolle beim Kampf für eine bessere Behandlung zu</strong></p>
<p>Prof. Schomerus' gemeinsam mit dem US-Sozialpsychologen Patrick Corrigan herausgegebenes Buch "The Stigma of Substance Use Disorders" ist bei Cambridge University Press erschienen und enthält Betroffenenberichte und zeigt mögliche Wege zur Entstigmatisierung auf. "Mir ist es besonders wichtig, dass wir wegkommen von den Schuldzuschreibungen. Gerade beim Thema Alkohol wird längst noch nicht alles getan, was für eine wirkungsvolle Prävention notwendig wäre", sagt der Psychiatrie-Experte. "Der Pro-Kopf Alkoholkonsum in Deutschland ist einer der höchsten weltweit, deutlich höher als etwas in Italien, Frankreich, Österreich oder Polen. Es ist scheinheilig, dann mit dem Finger auf diejenigen zu zeigen, die eine Abhängigkeit entwickeln."</p>
<p>Eine wichtige Rolle beim Kampf gegen die Stigmatisierung und für eine bessere Behandlung komme den Betroffenen selbst zu. Menschen, die Suchtprobleme überwunden haben, seien Vorbilder und besäßen Lebenserfahrung, die kein Therapeut mit seinem Fachwissen ersetzen könne, erklärt er. Wünschenswert wäre, so Prof. Schomerus, Menschen mit eigener Suchterfahrung noch viel enger in die Behandlung einzubinden. "Da Suchtprobleme oft mit anderen körperlichen und psychischen Krankheiten einhergehen, darf deren Therapie nicht von der übrigen Medizin abgetrennt sein", fordert der Sozialpsychiater.</p>
<p>"Suchtprobleme sind so häufig, dass sie überall adressiert werden müssen. Je früher man über problematischen Substanzkonsum spricht, desto leichter ist es, schädliche Gewohnheiten zu ändern. Dabei zählt jede kleine Reduktion, jede Verbesserung. Ein Schwarz-Weiß-Denken, das nur die Langzeitabstinenz als Erfolg und alles andere als Scheitern abtut, hilft überhaupt nicht weiter."</p>
<p> </p>
<p><strong>Buch:</strong></p>
<p>Prof. Georg Schomerus, Patrick Corrigan: "The Stigma of Substance Use Disorders"</p>
<p>Cambridge University Press, 2022</p> |