Das Verständnis der Auswirkungen künstlicher Beatmung auf die Lunge hat sich seit den Anfängen der Anästhesiologie und Intensivmedizin stetig weiterentwickelt. Mittlerweile gibt es deutliche Hinweise, dass künstliche Beatmung nicht nur die Lungenfunktion beeinflusst, sondern Auswirkungen auf den gesamten menschlichen Organismus hat. Die Verringerung pulmonaler sowie sekundärer organischer Komplikationen war deshalb in den letzten Jahren vorrangiges Ziel der Beatmungsforschung.
Risikofaktoren für einen beatmungsassoziierten Lungenschaden sind durch invasive Beatmung vermehrte Atelektasenbildung als auch die Hyperinflation und der zyklische Alveolarkollaps mit mechanischem Stress und folgendem Biotrauma. Eine invasive Beatmung sollte Risikofaktoren für einen beatmungsassoziierten Lungenschaden und daraus folgende pulmonale Komplikationen vermeiden. Dafür ist unter anderem die Verwendung niedriger Tidalvolumina sowie eines adäquaten PEEPs notwendig. Ein Meilenstein aus der klinischen und experimentellen Beatmungsforschung war beispielsweise die Verwendung möglichst niedriger Tidalvolumina als wesentliches Element einer lungenprotektiven Beatmungsstrategie bei Patienten mit akutem Lungenversagen.
Aktuelle Fragestellungen zielen auf eine weitere Individualisierung der maschinellen Beatmung sowohl auf der Intensivstation als auch im Operationssaal ab. Neuere Monitoringverfahren wie die Elektrische Impedanztomographie (EIT) sind dabei vielversprechende Ansätze.
Die Forschungsgruppe beschäftigt sich daher im Wesentlichen mit klinischen und experimentellen Studien zu folgenden Themenkomplexen:
- Monitoring und Individualisierung der maschinellen Beatmung mittels Elektrischer Impedanztomographie
- Erforschung von Prognoseparametern zur Risikoevaluation und zur Abschätzung der Wirksamkeit verschiedener Therapieverfahren beim akuten Lungenversagen mittels quantitativer CT-Analyse
Ansprechpartner: Dr. Philipp Simon, Dr. Felix Girrbach
Publikationen
Girrbach F, Petroff D, Schulz S, Hempel G, Lange M, Klotz C, Scherz S, Giannella-Neto A, Beda A, Jardim-Neto A, Stolzenburg JU, Reske AW, Wrigge H, Simon P. Individualized positive end-expiratory pressure during general anaesthesia for robot-assisted laparoscopic radical prostatectomy – a prospective, randomized controlled clinical trial using Electrical Impedance Tomography [published online ahead of print, 2020 Jul 11. Brit J Anaesth 2020; S0007-0912(20)30423-2.
Muders T, Hentze B, Simon P, Girrbach F, Doebler MRG, Leonhardt S, Wrigge H, Putensen C. A Modified Method to Assess Tidal Recruitment by Electrical Impedance Tomography. J Clin Med. 2019; 8(8). pii: E1161.
Nestler C, Simon P, Petroff D, Hammermüller S, Kamrath D, Wolf S, Dietrich A, Camilo LM, Beda A, Carvalho A, Giannella-Neto A, Reske AWS, Wrigge H. Individualized positive end-expiratory pressure in obese patients during general anaesthesia. Br J Anaesth. 2017;119(6):1194‒1205.
Ball L, Hemmes SNT, Serpa Neto A, Bluth T, Canet J, Hiesmayr M, Hollmann MW, Mills GH, Vidal Melo MF, Putensen C, Schmid W, Severgnini P, Wrigge H, Gama de Abreu M, Schultz MJ, Pelosi P. LAS VEGAS investigators; PROVE Network; Clinical Trial Network of the European Society of Anaesthesiology. Intraoperative ventilation settings and their associations with postoperative pulmonary complications in obese patients. Br J Anaesth. 2018; 121(4):899-908.
Bellani G, Laffey JG, Pham T, Fan E, Brochard L, Esteban A, Gattinoni L, van Haren F, Larsson A, McAuley DF, Ranieri M, Rubenfeld G, Thompson BT, Wrigge H, Slutsky AS, Pesenti A, for the LUNG SAFE Investigators and the ESICM Trials Group. Epidemiology, Patterns of Care, and Mortality for Patients With Acute Respiratory Distress Syndrome in Intensive Care Units in 50 Countries. JAMA. 2016;315(8):788‒800.