Developmental psychiatry: diagnostic challenges study (DEPSY)
Klinische Machbarkeitsstudie zur mehrdimensionalen Erfassung von psychischen Störungen, assoziierten Beziehungs- und Entwicklungsstörungen, somatischen Erkrankungen, und psychosozialen Belastungen bei Kindern im Alter von 0 bis 5;11 Jahren.
Quelle: Blaue Jeans · Kostenloses Stock-Foto (pexels.com)
Projektleitung: Prof. Dr. med. Christoph U. Correll, Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Campus Virchow-Klinikum
Projektleitung am Studienzentrum Leipzig: Prof. Dr. med. Georg von Polier/ A. Martin, komm. Oberärztin
Beteiligte Wissenschaftlerin am Standort Leipzig: Mona K. Sprengeler, Psychologin M.A. / Maria Eck, Erziehungswissenschaftlerin M.A.
Psychische Störungen im Säuglings- und Kleinkindalter sind mit einer Prävalenz von16-18% ebenso häufig, wie in späteren Lebensphasen. Die für diese Altersgruppe kennzeichnende hohe Dynamik von Reifungs- und Entwicklungsprozessen in Abhängigkeit von der Qualität früher Beziehungserfahrungen erschwert die Unterscheidung pathologischer Abweichungen von normaler; individueller und soziokultureller Variabilität und stellt daher auch für erfahrene Kliniker: innen eine Herausforderung dar.
Die Diagnostik psychischer Störungen im Säuglings- und Kleinkindalter unterliegt Besonderheiten, vor allem wegen des fehlenden Sprachgebrauchs der jungen Patient:innen in der eigentlich sprechenden Disziplin. Auch bei Kindern jenseits des dritten Lebensjahres sind durch noch ungenügend ausgebildete oder nicht geförderte Symbolisierungsfähigkeit Einschränkungen zu berücksichtigen. In der kindzentrierten Diagnostik kommt ersatzweise die Beobachtung non-/ und präverbaler Phänomene und der Eltern-Kind-Interaktion zum Einsatz. Anamnestische Angaben beruhen meist ausschließlich auf Fremdbeurteilungen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurde ein psychiatrisches Klassifikationssystem entwickelt (DC: 0-5), welches psychische und Entwicklungsstörungen des Säuglings- bzw. und Kleinkind- oder Vorschulalters erfasst.
Im Rahmen einer multizentrischen Studie, an der sich neben der Charité vier weitere deutsche Universitätskliniken beteiligen, soll die Einführung der DC: 0-5 in die klinische Versorgung wissenschaftlich begleitet werden. Zu diesem Zwecke werden Daten aus der klinischen Versorgung ausgewertet. Angaben, die im Rahmen der Behandlung ohnehin erhoben werden, werden nun durch wenige weitere Selbst- und Fremdauskunftsverfahren ergänzt. Im Zentrum des Forschungsprojektes steht die Frage nach der Validität der DC: 0-5 im Vergleich zu dem in Deutschland gängigen psychiatrischen Klassifikationssystem ICD-10 (perspektivisch ICD-11). Zu Klassifikation psychiatrischer Störungen in der frühen Kindheit sind ICD-10/ICD-11 möglicherweise unzureichend, weil diese Systeme primär auf psychiatrische Störungsbilder von Erwachsenen oder älteren Kindern zugeschnitten sind. Das ergänzende Klassifikationssystem DC: 0-5 ist bisher nicht validiert.
Ein weiteres Ziel des Forschungsprojektes ist die klinische Beschreibung einer bundeswei-ten Inanspruchnahme von psychiatrischen Behandlungsangeboten in der frühen Kindheit, die Vereinheitlichung des diagnostischen Vorgehens sowie die klinische Vernetzung der Fachabteilungen.
Untersuchungsmethode zu den Hauptzielen: Über einen Zeitraum von 2 Jahren werden Patient:innen zwischen 0 und 5;11 Jahren eingeschlossen, die in den Spezialsprechstunden für das Säuglings-/ Kleinkind-/ und Vorschulalter in den beteiligten Kliniken ambulant oder (teil)-stationär behandelt werden. Eingeschlossen werden können Patient:innen, die erstmalig vorgestellt werden oder solche, die bereits vor Beginn der Studie in den Spezialsprechstunden behandelt wurden und im Studienzentrum erneut vorgestellt werden. Die Fallzahlplanung beträgt ca. 200 Patienten über die verschiedenen Studienzentren verteilt.
Laufzeit: 2022 bis 2024
Ansprechpartnerinnen:
Komm. Oberärztin Annick Martin – annick.martin@medizin.uni-leipzig.de
Maria Eck – depsy@medizin.uni-leipzig.de