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Divertikel der Speiseröhre

Einleitung

​Divertikel der Speiseröhre lassen sich in sog. „Pulsionsdivertikel" (= "falsche" Divertikel mit Ausstülpung von Mukosa und Submukosa (Schleimhaut) durch eine Muskellücke der Speiseröhrenwand) und „Traktionsdivertikel" (= "echte" Divertikel, Ausstülpung der gesamten Speiseröhrenwand) einteilen.

A.) Pulsionsdivertikel finden sich am häufigsten im oberen Ösophagus und werden dort als Zenker-Divertikel bezeichnet. Diese machen ca. 70 Prozent aller Divertikel der Speiseröhre aus. Das epiphrenische Divertikel (ca. 8,5 Prozent), ein weiteres Pulsionsdivertikel, ist im unteren Drittel der Speiseröhre lokalisiert und befindet sich  oberhalb des Zwerchfells (bis 10 cm oberhalb der Z-Linie = Verbindung zwischen Ösophagus und Magen).

B.) Traktionsdivertikel finden sich in Höhe der Trachealbifurkation (= Aufzweigung vom rechten und linken Hauptbronchus) und machen ca. 22 Prozent der Speiseröhrendivertikel aus.

​Divertikel der Speiseröhre
Quelle: Express Pflegewissen: Chirurgie und Orthopädie, 1. Auflage, 2009

Klinisch stehen die Symptome Dysphagie (= Schluckbeschwerden) bei ca. 80 - 90 Prozent aller Patienten, Regurgitationen (= Wiederhochwürgen von unverdauter Nahrung), Foetor ex ore (= Mundgeruch) sowie chronischer Husten mit gefährlichen Aspirationen von Nahrungsbestandteilen und rezidivierenden Pneumonien (= Lungenentzündungen) im Vordergrund. Insbesondere beim Zenker-Divertikel kommt es gelegentlich zu einem Kloß- und Globusgefühl im Halsbereich. Bei sehr großen Divertikeln kann es aufgrund der assoziierten Schluckstörungen zu einer Mangelernährung kommen.

Die Diagnostik besteht im Röntgen-Breischluck sowie der Endoskopie des oberen Gastrointestinaltrakts, welche allerdings sehr vorsichtig erfolgen muss, um eine Perforation des Divertikels zu vermeiden.

Neben chirurgischen Behandlungsmethoden des Zenker-Divertikels, die eine Resektion des Divertikels umfassen, immer einhergehend mit einer Muskelspaltung (= Myotomie) der zugrundeliegenden Hochdruckzone des Ösophagus im Bereich des oberen Ösophagussphinkters, kommen auch zunehmend endoskopische und transorale Verfahren zum Einsatz. Mit allen Methoden können gute Erfolgsraten erreicht werden. Die Befunde bei Vorliegen eines Zenker-Divertikels besprechen wir im Universitätsklinikum Leipzig regelhaft interdisziplinär mit den Experten benachbarter Fachrichtungen (HNO und Gastroenterologie) und führen die Eingriffe in Kooperation bzw. in enger Absprache mit unseren Kollegen der HNO-Klinik sowie der Endoskopie durch.

Traktionsdivertikel werden normalerweise nicht chirurgisch behandelt. Epiphrenische Divertikel sind gut minimal-invasiv (laparoskopisch oder thorakoskopisch) resezierbar. Eine Untersuchung der Motilität der Speiseröhre vor OP mittels High Resolution-Impedanz-Manometrie ist obligat, da sehr häufig (bis zu 90 Prozent) eine ösophageale Funktionsstörung mit dem epiphrenischen Divertikel assoziiert ist. Therapie der Wahl ist der sog. „Triple Treat" mit Divertikelabtragung, Myotomie der Hochdruckzone des unteren Ösophagussphinkters und Semifundoplikatio (= Teilmanschette des Magenfundus zur Refluxprophylaxe).   

Ursachen und Entstehungsmechanismen

​1. Pulsionsdivertikel

Bei den Pulsionsdivertikeln handelt es sich um ein Missverhältnis zwischen intraluminalem Druck und Wandstärke des Ösophagus, z.B. bei

  • Ösophagusmotilitätsstörungen (Achalasie, diffuser Ösophagusspasmus (DES), Nußknacker-Ösophagus) sowie erhöhtem Druck im Hypopharynx beim Zenker-Divertikel
  • Ösophagusobstruktion (= Verengung) durch z.B. Tumore, Strikturen, Webs des Ösophagus
  • Wandschwäche der Speiseröhre nach Wandveränderungen infolge einer Endoskopie oder Myotomie (= Muskelspaltung)
  • Wandschwäche bei Systemerkrankungen mit generalisierter Bindegewebsveränderung (z.B. systemische Sklerose, Ehlers Danlos-Syndrom).

2. Traktionsdivertikel

Traktionsdivertikel entstehen durch Zug an der Ösophaguswand von außen, meist durch Vernarbungen im Mediastinum, z.B. bei Tuberkulose, Histoplasmose, Non-Hodgkin-Lymphom und nach Bestrahlungen oder Operationen der Lunge.

3. Intramurale Pseudodivertikulose

Man spricht von einer intramuralen Pseudodivertikulose, wenn mehrere „falsche"  Divertikel der Speiseröhre vorliegen.

​Pseudodivertikuose des Ösophagus

 

Hier finden sich oftmals Erweiterungen der submukösen Ösophagusdrüsen, am ehesten chronisch-entzündlich bedingt. 

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