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Behandlung der Binge-Eating-Störung bei Adoleszenten

Beteiligte Wissenschaftler:
Prof. Dr. Anja Hilbert
Dr. Rebekka Kittel
Dr. Ricarda Schmidt
Dr. Anne Tetzlaff
Dr. Anne Brauhardt

Zusammenfassung:
Die Binge-Eating-Störung ist durch das wiederholte Auftreten von Essanfällen gekennzeichnet. Sie ist die häufigste Essstörung, betrifft Menschen beiderlei Geschlechts und geht oft mit Übergewicht oder Fettleibigkeit einher. Während Studien gezeigt haben, dass die Binge-Eating-Störung bei Erwachsenen durch Psychotherapie effektiv behandelt werden kann, fehlt es weitgehend an Wirksamkeitsbelegen für Jugendliche. Das Standardverfahren zur Behandlung der Binge-Eating-Störung bei Erwachsenen ist die Kognitive Verhaltenstherapie.

In der vorliegenden monozentrischen, randomisiert-kontrollierten Studie wurde ein auf Jugendliche mit Binge-Eating-Störung zugeschnittenes Programm der Kognitiven Verhaltenstherapie auf seine Wirksamkeit hin überprüft. Aufbauend auf einem evidenzbasierten Therapieprogramm für die Binge-Eating-Störung bei Erwachsenen ging es in dem für Jugendliche adaptierten Programm zunächst darum, ein gesundes Essverhalten aufzubauen, das vor Essanfällen schützt und zu einer Stabilisierung des Gewichts beiträgt. Des Weiteren ging es um den Aufbau eines positiven Körperbildes und von Selbstakzeptanz. Strategien zum Umgang mit negativen Gefühlen und Lösungen für Probleme im Alltag wurden erarbeitet. Schlieβlich erhielten die Patientinnen und Patienten Unterstützung bei der Übertragung des Erlernten in den Alltag.

Insgesamt 78 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden nach einer Eingangsdiagnostik per Zufall einer von zwei Behandlungsbedingungen zugeordnet. Danach konnte die Hälfte der Teilnehmer und Teilnehmerinnen unmittelbar mit der kognitiven Verhaltenstherapie beginnen, die andere Hälfte konnte nach einer viermonatigen Wartezeit mit der Therapie beginnen. Das Therapieprogramm umfasste über 4 Monate hinweg 20 Einzelsitzungen mit dem Jugendlichen. Außerdem wurden die Eltern mit einem Coaching in die Behandlung einbezogen. Bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in beiden Behandlungsbedingungen wurde zu Studienbeginn (und zusätzlich 2 Monate vor und bei Therapiebeginn für die Wartelistenbedingung), zur Therapiemitte, zu Therapieende sowie 6, 12, 24 und 60 Monate nach Therapieende eine ausführliche persönliche Diagnostik durchgeführt.

Es wurde erwartet, dass mittels kognitiver Verhaltenstherapie die Anzahl der Tage mit Essanfällen im Vergleich zur Wartelistenkontrollgruppe deutlich reduziert werden kann und dass in der essstörungsspezifischen und allgemeinen Psychopathologie, Lebensqualität und im Körpergewicht eine deutliche Verbesserung erreicht werden kann.

Publikationen:
Hilbert, A., Petroff, D., Neuhaus, P. & Schmidt, R. (2020). Cognitive-behavioral therapy for adolescents with an age-adapted diagnosis of binge-eating disorder: A randomized clinical trial. Psychotherapy and Psychosomatics, 89, 51-53.
Puls, H.-C., Schmidt, R. & Hilbert, A. (2019). Therapist adherence and therapeutic alliance in individual cognitive-behavioral therapy for adolescent binge-eating disorder. European Eating Disorders Review, 27, 182-194.
Pötzsch, A., Rudolph, A., Schmidt, R. & Hilbert, A. (2018). Two sides of weight bias in adolescent binge-eating disorder: adolescents' perceptions and maternal attitudes. International Journal of Eating Disorders, 51, 1339-1345.
Schlüter, N., Schmidt, R., Kittel, R., Tetzlaff, A. & Hilbert, A. (2016). Loss of control eating in adolescents from the community. International Journal of Eating Disorders, 49, 413-420.
Schmidt, R., Lüthold, P., Kittel, R., Tetzlaff, A. & Hilbert, A. (2016). Visual attentional bias for food in adolescents with binge-eating disorder. Journal of Psychiatric Research, 80, 22-29.
Schmidt, R., Tetzlaff, A. & Hilbert, A. (2016). Validity of the Brief Dyadic Scale of Expressed Emotion in adolescents with and without binge-eating disorder. Comprehensive Psychiatry, 66, 23-30.
Tetzlaff, A., Brauhardt, A., Schmidt, R., & Hilbert, A. (2016). Family functioning in adolescents with binge-eating disorder: A multi-perspective approach. European Eating Disorders Review, 24, 430-433.
Kittel, R., Brauhardt, A. & Hilbert, A. (2015). Cognitive and emotional functioning in binge-eating disorder: A systematic review. International Journal of Eating Disorders, 48, 535-554.
Schmidt, R., Tetzlaff, A. & Hilbert, A. (2015). Expressed emotion in adolescents with binge-eating disorder. Journal of Abnormal Child Psychology, 43, 1369-1377.
Tetzlaff, A. & Hilbert, A. (2014). Die Rolle der Familie bei Essanfällen im Kindes- und Jugendalter: Eine systematische Übersichtsarbeit. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 42, 61-70.
Hilbert, A. (2013). Cognitive-behavioral therapy for binge eating disorder in adolescents: Study protocol of a randomized-controlled trial. Trials, 14, 312.

Förderung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung

Projektnummer:
ADI-K7-16

Laufzeit:
9/2011 – 4/2015

Semmelweisstr. 10, Haus 13
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