Pro Kind Sachsen: Follow-Up Untersuchung zur mittelfristigen Wirksamkeit des
Hausbesuchsprogramms Pro Kind anhand eines randomisierten kontrollierten
Forschungsdesigns
Kooperationspartner: Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e. V.
(Dr. Sören Kliem, Prof. Dr. Christian Pfeiffer), Institut für Arbeitsmarkt und
Berufsforschung (Dr. Malte Sandner), Institut für Sonderpädagogische
Entwicklungsförderung und Rehabilitation, Universität Rostock (Prof. Dr. Tanja
Jungmann)
Das Hausbesuchsprogramm Pro Kind wurde von 2006 bis 2012 in drei deutschen
Bundesländern (Bremen, Niedersachsen und Sachsen) eingeführt und anhand einer
Längsschnittstudie bis zum dritten Lebensjahr der Kinder evaluiert.
Teilnehmerinnen waren insgesamt 755 psychosozial benachteiligten Erstgebärende
(davon n=394 Frauen in der Begleitgruppe und n=361 in der Kontrollgruppe,
randomisiert zugewiesen). Pro Kind basiert auf dem in den USA erfolgreich
etablierten und wirksamen „Nurse Family Partnership" Programm zur Förderung von
Müttern in finanziellen und sozialen Problemlagen. Internationale Studien
zeigen, dass vergleichbare Hausbesuchsprogramme i.d.R. relativ kleine
Kurzzeiteffekte aufweisen, aber zumeist mittel- und langfristig größere Effekte
zu Tage treten.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher, mittels einer
Follow-Up-Messung die mittelfristige Effektivität des Hausbesuchsprogramms Pro
Kind bei Kindern im Alter von sechs bis acht Jahren zu überprüfen. Erwartet
werden positive Auswirkungen auf die Familien insgesamt, die Mutter-Kind
Beziehung, die Erziehungskompetenz sowie auf die Entwicklung der Kinder. Des
Weiteren werden Einsparungen im Gesundheits- und Sozialsystem angenommen, die
sich aus einer verbesserten Gesundheit und reduzierten staatlichen
Sozialleistungen ergeben. Interdisziplinäre Fragestellungen der
Entwicklungspsychologie, Gesundheitsökonomie und Kriminologie sollen beantwortet
werden.
Gefördert durch: Bundesministerium für Bildung und
Forschung
Projektmitarbeiter: Dipl.-Psych. Verena Dähne, Dr. phil. Annette
Klein, Prof. Dr. Kai von Klitzing
Laufzeit: 2014 - 2017
Psychosoziale Evaluation des Präventionsprogramms „Pro Kind"
Kooperationspartner: Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachen e.V.: Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Vivien Kurtz, Tilman Brand sowie der Leibniz Universität Hannover: PD Dr. Peter Lutz, Malte Sandner und der Medizinischen Hochschule Hannover: Prof. Dr. H. Günay, Peggy Herrmann.
Leitung der Begleitforschung des Projektes: Prof. Dr. Tanja Jungmann (Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation, Universität Rostock)
Bei „Pro Kind" handelt es sich um ein Forschungsprojekt, das ein theoriebasiertes Frühpräventionsprogramm intensiver aufsuchender Familienbegleitung für junge Mütter in Risikosituationen evaluierte. Das Projekt ist eingebunden in das Aktionsprogramm „Frühe Hilfen" und zugleich Teil des Landesprojektes „Netzwerke für Kinderschutz". Nach Hannover und Bremen repräsentiert Sachsen das erste neue Bundesland, in dem das Projekt ab Januar 2008 gestartet ist. Hauptziele des Betreuungskonzeptes sind die gesundheitliche und entwicklungspsychologische Prävention bereits während der Schwangerschaft, die frühe Förderung der kognitiven, emotions- und verhaltensregulatorischen Entwicklung des Kindes, die Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenz sowie die Unterstützung der elterlichen Alltagsbewältigung und Lebensplanung auf Basis der Ökologischen Theorie Bronfenbrenners (1992), der Selbstwirksamkeitstheorie Banduras (1977, 1982) und der Bindungstheorie Bowlbys (1969).
Die Zielgruppe des Projekts in Sachsen stellten 200 erstgebärende Schwangere (Aufnahme von der 12. bis zur 28. Schwangerschaftswoche) dar, die Alg II- bzw. Sozialhilfeempfängerinnen sind und die sich zudem in einer psychosozialen Problemlage befinden - z. B minderjährig sind, keine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung besitzen, familiäre Gewalterfahrungen haben, (sucht-)krank oder sozial isoliert sind.
In einem randomisierten Kontrollgruppendesign werden die Hälfte der Teilnehmerinnen der Begleitgruppe und die andere Hälfte der Kontrollgruppe zugewiesen. Die Frauen, die zur Begleitgruppe gehören, werden regelmäßig von einer Hebamme und einer SozialpädagogIn (Teammodell) oder durchgängig von einer Hebamme zu Hause besucht bis das Kind 2 Jahre alt ist. Das Betreuungskonzept basiert auf dem in den USA bewährten Nurse-Family-Partnership (NFP)-Programm (Olds et al., 1998, 1999) und wird in Sachsen vom Felsenweg-Institut der Karl Kübel Stiftung in Dresden implementiert.
Die Begleitforschung umfasst die psychosoziale Evaluation der Programmwirksamkeit, die ökonomische Kosten-Nutzen-Analyse und die Implementationsforschung zur Überprüfung der Umsetzung. Alle Teilnehmerinnen (Begleit- und Kontrollgruppe) werden zu zwei Erhebungszeitpunkten während der Schwangerschaft (bei der Aufnahme der Mutter in das Projekt und in der 36. SS) sowie zu drei Erhebungszeitpunkten nach der Geburt des Kindes (6. - 8. und 14. - 18. Lebensmonat, 3. Lebensjahr) befragt und die Kinder entwicklungspsychologisch getestet, um eine Evaluation des Präventionsprogramms durchzuführen. Erfasst werden Variablen wie Gesundheitsverhalten, Entwicklung der soziodemografischen Gegebenheiten, Informationen zu sozialen Unterstützungsnetzen, Aspekte der Mutter-Kind-Beziehung und die Erfassung der kognitiven Entwicklung, insbesondere der Sprachentwicklung des Kindes.
Gefördert durch: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Freistaat Sachsen, Dürr-Stiftung, Reimann-Dubbers-Stiftung und Tui-Stiftung
Projektmitarbeiter: Dr. rer. med. Susan Sierau, Dr. phil. Annette Klein, Prof. Dr. Kai von Klitzing
Laufzeit: 2008 - 2012