Aufgrund der möglichen Schwere des Krankheitsbildes erfolgt bei Verdacht auf
Volvulus entweder eine sofortige umfassende Diagnostik oder im Zweifel die
sofortige Operation. Es gilt der Grundsatz, dass ein Säugling mit
galligem Erbrechen bis zum Beweis des Gegenteils eine Malrotation/Volvulus
hat.
Diagnostik
Wenn es der klinische Zustand des Kindes erlaubt und man hierdurch nicht unnötig
Zeit verliert, wird eine Röntgenuntersuchung des Bauchraums durchgeführt, bei
der der Darm über den Mund mit Kontrastmittel gefüllt wird (sog.
Magendarmpassage bzw.
„MDP"). Auch kann ein
Ultraschall des Bauches durchgeführt werden. Hierbei
lassen sich anhand der anatomischen Lage der großen Bauchgefäße erste Hinweise
auf eine Lageanomalie des Darmes finden. Falls jedoch ein Volvulus nicht 100 Prozent
ausgeschlossen werden und auch nur geringste Zweifel bestehen, muss die
Bauchhöhle im Rahmen eines operativen Eingriffs untersucht werden (sog.
diagnostische Laparotomie).
Therapie
Notfall-Operation
Bestätigen die Untersuchungen den Verdacht
auf eine akute Darmdrehung oder kann diese nicht ausgeschlossen werden, wird mit
den Eltern die Indikation zur unverzüglichen Operation besprochen. Dabei wird
ein querer Bauchschnitt vorgenommen, um in die Bauchhöhle zu gelangen. Im
nächsten Schritt wird der gesamte Darm auf eine Drehung untersucht. Findet sich
ein Volvulus, wird die Darmverdrehung „entdreht" (Abb. 2 - 5) und der
betroffene Darmabschnitt auf Zeichen einer ausreichenden Durchblutung
untersucht.
Abb. 2: Der Dünndarm hat sich um seine „Wurzel"
(Mesenterialachse) gedreht und ist dadurch nicht mehr ausreichend durchblutet.
(Quelle: Pediatric Surgery Secrets, PL Glick, RH Pearl, Hanley & Belfus,
2001 | |
Abb. 3: Operation, Entdrehen des Dünndarms und Lösen der
Ladd´schen Bänder. (Quelle: von Schweinitz/ Ure. Lehrbuch „Viszerale und
Allgemeine Chirurgie des Kindesalters", Springer-Verlag, 2009) | |
Abb. 4: Intraoperativer Befund eines „Volvulus". An der Stelle,
wo der glänzende Haken die Haut weghält, erkennt man, dass der Dünndarm verdreht
ist. | |
Abb. 5: Intraoperativer Befund nach Entdrehen des eines
„Volvulus". Die Mesenterialachse liegt ausgebreitet dar. | |
Ist der Darm bereits irreversibel geschädigt, muss der betroffene Abschnitt
unter Umständen entfernt werden. Je nach Ausdehnung der Schädigung werden die
verbleibenden Darmabschnitte miteinander verbunden oder über einen künstlichen
Darmausgang ausgeleitet.
Geplante (elektive) Operation: Lösen der Ladd´schen Bänder
Durch eine Malrotation bilden sich zwischen dem Blinddarm (Zökum), welches
im rechten Oberbauch zum liegen kommt (und nicht wie normalerweise im rechten
Unterbauch), und der seitlichen Bauchwand bindegewebige Stränge, die sogenannten
Ladd´schen Bänder (benannt nach dem Amerikanischen Kinderchirurgen William Ladd
(1880-1967)). Diese bindegewebigen Stränge führen zu einer Einengung des
Zwölffingerdarms (Duodenums) (Abb.1), was zu wiederkehrendem galligen Erbrechen
führen kann. Im Rahmen einer Operation, die offen oder auch über eine
Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgen kann, werden diese Ladd´schen Bänder
aufgesucht und durchtrennt, wodurch der Darm eine „entspanntere" Lage einnimmt
(Dünndarm rechts und Dickdarm links im Bauch im Sinne einer Nonrotation) und der
Zwölffingerdarm wieder frei durchgängig ist. Der Wurmfortsatz des Blinddarms
(Appendix) wird bei diesem Eingriff meist mit entfernt.
Weitere Behandlung
Kinder mit Malrotation, die als Notfall operiert
wurden, müssen nach der Operation mehrere Tage im Krankenhaus bleiben. Während
dieser Zeit werden Kind und Mutter auf der Säuglingsstation von unseren
Kinderkrankenschwestern und vom ärztlichen Team betreut. In den ersten Tagen
nach der Operation wird ihr Kind noch nicht über den Mund oder die Magensonde
ernährt, sondern intravenös, über einen Tropf. Die Magensonde wird auch nach der
Operation noch für einige Tage im Magen des Kindes belassen. Das ist notwendig,
um die Sekrete (Speichel, Magensaft, Dünndarmsekret), die wegen einer
vorübergehenden Schwellung und der allgemeinen Trägheit des Dünndarms nach der
Bauchoperation den weiteren Dünndarm noch nicht mühelos passieren können,
abzuleiten.
Einige Tage nach der Operation kann Ihr Kind über den Mund
ernährt werden. Wie lange es braucht, bis sein Darm normal funktioniert, ist
jedoch nicht vorhersehbar. Jedes Kind nimmt sich dabei seine Zeit. Wenn Ihr Kind
die Nahrung vollständig trinkt und kontinuierlich an Gewicht zunimmt, ist es
gesund und kann nach Hause entlassen werden.
Kinder mit Malrotation, die
elektiv (geplant) aufgrund einer Malrotation ohne
Volvulus operiert wurden, verbleiben nach der Operation zunächst
noch im Aufwachbereich, wo Sie jedoch bereits wieder am Bett sitzen können.
Danach erfolgt die Verlegung auf die Normalstation. Wie lange es jedoch dauert,
bis sich Ihr Kind wieder ganz Essen zu sich nehmen kann, ist individuell sehr
unterschiedlich.