Auf der Suche nach der maßgeschneiderten Krebstherapie | | <img alt="Prof. Florian Lordick ( l.) und Prof. Ulrich Hacker sind Ansprechpartner für Patient:innen, die eine individualisierte Krebstherapie benötigen." src="/presse/PressImages/pic_20241001093226_4ebdfbbfe6.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-09-30T22:00:00Z | Leipzig. Wenn eine Krebstherapie nicht oder nicht mehr anschlägt, stellt sich die Frage, wie es weitergehen kann. Eine mögliche Antwort darauf sind individualisierte Therapien, die direkt an der jeweiligen Besonderheit des konkreten Tumors ansetzen können. Diese zu finden und einzusetzen ist Aufgabe der personalisierten Medizin, die an der Universitätsmedizin Leipzig in einem Zentrum konzentriert wurde. Eines der hier beheimateten Angebote ist eine neue Sprechstunde innerhalb des Universitären Krebszentrums am Universitätsklinikum, in der Patient:innen zu ihren ganz konkreten Optionen beraten werden. | <p>"Im Grunde suchen wir im Auftrag unserer Patient:innen die eine Nadel im Heuhaufen, die ihnen helfen kann", beschreibt Prof. Dr. Ulrich Hacker, der in einem interdisziplinären Team den Bereich der <a href="/einrichtungen/uccl/zuweiser-tumorboards/molekulares-tumorboard">Präzisionsonkologie</a> aufbaut und die Sprechstunde leitet, seine Aufgabe. Zu ihm schicken Onkolog:innen ihre Patient:innen zur persönlichen Vorstellung, wenn deren bisherige Behandlung nicht oder nicht mehr die erwarteten Erfolge zeigt. Dann beginnt das interdisziplinäre Team des molekularen Tumorboards um Prof. Hacker mit der Suche nach Ansätzen, um den nicht gut behandelbaren Tumor an seinen empfindlichen Stellen zu treffen und zu stoppen. "Genutzt werden hierfür modernste Verfahren zur Untersuchung der Eigenschaften von Tumoren auf der molekularen Ebene", so Prof. Hacker. "Dazu gehört hauptsächlich die Untersuchung von genetischen Veränderungen mittels Gensequenzierung anhand von Tumorgewebe, die Hinweise zu Ansatzpunkten für eine gezielt wirkende Therapie geben können." Diese Untersuchungen werden von der Molekularpathologie am UKL in einem hoch technisierten Prozess durchgeführt. Die so gewonnenen Daten werden dann mit großen öffentlich zugänglichen Datenbanken abgeglichen und bewertet, in denen alle verfügbaren Informationen zu tumorrelevanten Veränderungen hinterlegt sind und die beständig aktualisiert werden. Dieser Vorgang der Probenvorbereitung, Analyse und Datenauswertung dauert mehrere Tage. "Die nächste Frage ist dann, ob es für die identifizierten Veränderungen geeignete Behandlungen wie Immuntherapien oder spezielle Medikamente gibt, die einen Gewinn an Lebenszeit versprechen", beschreibt der Onkologe Hacker das weitere Vorgehen. Auch für diesen Schritt der Recherche greifen die Experten des Zentrums auf umfangreiche Daten zu, die Studienergebnisse und weitere Informationen umfassen. Im besten Fall finden sie dabei ein geeignetes Medikament. "Die gewonnen Erkenntnisse diskutiert das interdiziplinäre Team im molekularen Tumorbaord und gibt dann Empfehlungen dazu ab, welche Therapien aussichtsreich sein können", so Prof. Hacker. Auch nach laufenden klinischen Studien werde dabei gesucht, um den Patient:innen so Zugang zu neuen vielversprechenden Medikamenten zu eröffnen. Außerhalb klinischer Studien erfolgt eine Beantragung der Kostenübernahme bei den Krankenkassen, da die identifizierten Medikamente in der Regel außerhalb der regulären Zulassung eingesetzt werden. <br><br></p>
<p>Doch obwohl es hier in den vergangenen Jahrzehnten rasante Fortschritte gegeben hat - eine Therapieoption für jeden Einzelfall gibt es noch nicht. In etwa der Hälfte der Fälle könne eine Empfehlung abgegeben werden. Weil die Behandlung so hoch individuell ist, ist der Erfolg aber auch dann nicht garantiert. Von einem Allheilmittel für jedermann sei die personalisierte Medizin daher derzeit noch ein gutes Wegstück entfernt. "Aber wir sind sehr optimistisch, dass wir immer mehr Menschen wirksam helfen können", betont Prof. Florian Lordick, der Leiter des <a href="/einrichtungen/uccl">Universitären Krebszentrums am UKL</a>, "denn die Entwicklung bewegt sich mit großen Sprüngen, sodass wir immer wieder neue Ansätze und auch wirksame Medikamente finden und anbieten können." Der erste Schritt dazu sei es, die Option der personalisierten Krebsmedizin überhaupt erst in Betracht zu ziehen. "Dazu möchten wir insgesamt vor allem unsere onkologisch tätigen Kolleg:innen ermutigen, denn es ist oft mehr möglich als man zunächst glaubt", so Prof. Lordick.  </p>
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<p><strong>Hintergrund </strong></p>
<p><strong>Sprechstunde für personalisierte Medizin am UKL</strong></p>
<p>Geeignet für: Krebspatient:innen in guter physischer Verfassung, die die Standardtherapien bereits durchlaufen haben<br><br></p>
<p><strong>Zugang:</strong> nur mit Überweisung durch den Onkologen <br><br></p>
<p><strong>Kontakt: </strong></p>
<p>Tel. +49 (0) 341 97-11735</p>
<p>Fax +49 (0) 341 97-28218</p>
<p>E-Mail: Molekulares-Tumorboard@medizin.uni-leipzig.de</p> |
„Gelingende Kooperation auf Augenhöhe zum Nutzen der Patient:innen“ | | <img alt="Prof. Matthias Steinert, Leiter der Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig, (li.) und PD Dr. Kay Kohlhaw. Leiter der Allgemeinchirurgie am Sana Klinikum Leipziger Land, kooperieren erfolgreich bei der Behandlung von Tumorpatient:innen." src="/presse/PressImages/pic_20240502084239_44a3f71a03.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-05-01T22:00:00Z | Leipzig. Das Sana Klinikum Leipziger Land und das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) etablieren gemeinsam Lösungen, um die Flächenversorgung auch bei hochkomplexen Erkrankungen sicherstellen zu können. Davon profitieren besonders Patient:innen mit Lungenkrebs und Erkrankungen, die eine komplizierte thoraxchirurgische Therapie erfordern. Das Modell steht stellvertretend für gelingende Kooperationen zwischen Kliniken verschiedener Versorgungslevel. | <p>Wie kann in Zeiten des Fachkräftemangels auch im Gesundheitswesen eine hochqualitative Versorgung wohnortnah erfolgen?  Eine Antwort liefern das <a href="https://www.sana.de/leipzigerland">Sana Klinikum Leipziger Land</a> in Borna und das <a href="/">Universitätsklinikum Leipzig</a>: Die beiden Krankenhäuser praktizieren seit vielen Jahren eine Level-übergreifende Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen. Besonders intensiv und erfolgreich gestaltete sich diese im vergangenen Jahr im Bereich der Thoraxchirurgie. "Wir haben gemeinsam eine gute Strategie entwickelt, wie wir dank Arbeitsteilung und einer Kooperation auf Augenhöhe eine optimale Versorgung unseren Patient:innen hier in der Region sicherstellen können", beschreibt PD Dr. Kay Kohlhaw, Leiter der <a href="https://www.sana.de/leipzigerland/medizin-pflege/allgemein-visceral-mic-und-gefaesschirurgie-thoraxchirurgie">Allgemein- , Viszeral- und Gefäßchirurgie</a> und des Onkologischen Zentrums am Sana Klinikum Leipziger Land in Borna. <br><br></p>
<p>Ein abgestuftes Diagnostiksystem und die direkte Anbindung an moderne und aufwändige Verfahren der personalisierten Medizin ermöglichen es dabei, universitätsmedizinische Standards auch in die Fläche zu tragen. Das sei vor allem bei komplexen Erkrankungen relevant, die eine hohe Spezialisierung erfordern. So werden Patient:innen mit Lungenkrebs, die sich in Borna oder Zwenkau vorstellen, gemeinsam behandelt: "Besteht ein Verdacht auf einen solchen Befund, erfolgt im <a href="/einrichtungen/uccl">UCCL, dem universitären Krebszentrum</a>, eine gemeinsame Tumorkonferenz mit allen für die Therapie relevanten Fachgebieten des UKL, bei der mit den Kolleg:innen in Borna über die Weiterbehandlung entschieden wird", erläutert <a href="/einrichtungen/vttg/thoraxchirurgie">Prof. Matthias Steinert</a> das Vorgehen. Der Thoraxchirurg verantwortet am UKL die chirurgische Versorgung vor allem von Menschen mit Lungenkrebs, aber auch anderen Erkrankungen der Lunge. </p>
<p>"Gerade in solchen Fällen wissen wir, dass eine Behandlung in zertifizierten Zentren mit einer hohen Fallzahl dank der Routine und Erfahrung einen echten Überlebensvorteil für die Patient:innen bietet", ergänzt Dr. Kohlhaw. <br><br></p>
<p>Der Gesetzgeber trägt dem Rechnung, indem er für hochkomplexe Therapien Mindestfallzahlen definiert. Bei der operativen Versorgung von Lungenkrebs sind dies 75 Fälle pro Krankenhausstandort. Ziel ist es, diese besonders schwierigen und planbaren Eingriffe zu zentralisieren und sicherzustellen, dass die Behandlung dort erfolgt, wo die beste Routine und Ausstattung vorhanden sind. Über die Zusammenarbeit der beiden Onkologischen Zentren gelingt es, die von den Zertifizierungsgesellschaften vorgegebenen Mindestfallzahlen zu erfüllen. Patient:innen außerhalb von universitären Kliniken erhalten so auf abgestimmten Weg eine bestmögliche operative Behandlung und kompetente Versorgung.</p>
<p>"Die Behandlung von Krebserkrankungen ist sehr komplex", bestätigt Dr. Roland Bantle, Geschäftsführer der Sana Kliniken in Borna. "In etablierten Krebszentren werden Patient:innen von Anfang an auf diesem Weg begleitet. Das Zusammenspiel verschiedener Experten ermöglicht dabei den Patient:innen neben einer wohnortnahen Betreuung auch eine hohe Behandlungsqualität und somit das bestmögliche Behandlungsergebnis". Spezialisierte Leistungen seien somit keine Frage des Standortes. "Was zählt, sind durchdachte Zentrumsstrukturen, die Standards vereinen und sich an Leitlinien orientieren, unabhängig von Stadt oder Land. Davon profitieren die uns anvertrauten Patient:innen", so Bantle.<br><br></p>
<p>Das eine solche Kooperation auch in anderen Fachgebieten eine gute Lösung für die aktuellen Herausforderungen in der Krankenversorgung sein kann, davon ist auch Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig, überzeugt. "Wir verbinden auf diese Weise Qualitätssicherung mit Effizienz und dem besten Angebot für die Erkrankten", so Josten. "Dank solcher Kooperationen können Patient:innen in der Region versorgt werden, denn weder das Zentrum noch das nachversorgende Klinikum sind weit entfernt. Gleichzeitig vermeiden wir belastende und teure Doppeluntersuchungen und stellen sicher, dass die Therapien von erfahrenen Experten durchgeführt werden, womit Komplikationen vermieden und die Überlebenschancen erhöht werden." </p>
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Erfahrung bei seltenen Krebsfällen | | <img alt="Privatdozent Dr. Sigmar Stelzner (Mi.), Stellvertretender Bereichsleiter Viszeralchirurgie, am Bett einer Patientin, die mit dem Verfahren HIPEC behandelt wurde. Das UKL ist nun eines von bundesweit sieben zertifizierten „Kompetenzzentren für die Chirurgie der bösartigen Erkrankungen des Peritoneums“." src="/presse/PressImages/pic_20240325103911_900fe92840.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-03-24T23:00:00Z | Leipzig. Der Bereich Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ist gemeinsam mit vielen Partnern des Universitären Krebszentrums Leipzig erfolgreich als "Kompetenzzentrum für die Chirurgie der bösartigen Erkrankungen des Peritoneums" zertifiziert worden. Das UKL ist damit eines von nur sieben solcher Zentren bundesweit und das einzige in den ostdeutschen Bundesländern. Die Zertifizierung ergänzt die im Krebszentrum gebündelte onkologische Expertise am UKL um einen weiteren wichtigen Baustein. Gebraucht wird diese Kompetenz bei Krebserkrankungen mit Beteiligung des Bauchfells. Die Ausbreitung der Krebserkrankung über eine große Organfläche führt oftmals zu erheblichen körperlichen Beschwerden und einer kritischen Prognose. | <p>Krebserkrankungen im Bereich des Peritoneums, also des Bauchfells, sind eine interdisziplinäre Aufgabe, an der viele medizinische Fächer beteiligt sind. Treten Tumoren am Bauchfell auf, ist die Krebserkrankung in der Regel bereits fortgeschritten und nur noch selten heilbar. <br>Allerdings stehen den Krebsmedizinern inzwischen Verfahren zur Verfügung, die die Erkrankung stoppen und kontrollieren können. "Dabei nutzen wir eine Kombination aus Operation und einer lokalen Chemotherapie, die während der Operation eingesetzt wird", erläutert <a href="/einrichtungen/vttg">Privatdozent Dr. Sigmar Stelzner</a>. Der Viszeralchirurg hat große Erfahrungen im Einsatz des HIPEC genannten Verfahrens und hat in den vergangenen anderthalb Jahren erfolgreich daran gearbeitet, das UKL zu einem Kompetenzzentrum für diese besonderen Fälle aufzubauen. <br>Dass dies gelungen ist, wurde jetzt durch eine Zertifizierung seitens der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) bestätigt. Das Universitätsklinikum Leipzig ist damit eines von nur sieben solcher Zentren bundesweit, an die sich Patient:innen mit Tumoren des Peritoneums wenden können, um eine qualitativ hochwertige und nach neustem technologischem Standard durchgeführte Therapie zu erhalten.</p>
<p>"Wir wissen inzwischen aus Studien, dass wir mit dem Einsatz von HIPEC vielen Betroffenen helfen können,", führt Dr. Stelzner aus. Das Ziel ist es, Lebenszeit bei einer guten Lebensqualität zu schenken, was im Schnitt mit etwa zwei zusätzlichen Jahren gelingt. "Bei etwa jedem vierten Fall kommt der Krebs auch nach fünf Jahren nicht wieder, womit auch eine Heilung möglich wird", so Stelzner.    </p>
<p><br>Wichtig sei die genaue individuelle Prüfung, ob das komplexe Verfahren für die jeweiligen Patient:innen geeignet sei. Denn die oft zehnstündigen Operationen sind eine Herausforderung für den Organismus. Während des Eingriffs wird zum einen das von Tumorzellen befallene Gewebe entfernt, und zum anderen direkt am Gewebe eine erwärmte Chemotherapielösung, die hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC), angewandt. "Das kommt vor allem dann in Frage, wenn die Tumorerkrankungen noch nicht zu Metastasen an anderen Organen geführt haben und der Allgemeinzustand einen solchen großen Eingriff möglich erscheinen lässt", führt PD Sigmar Stelzner weiter aus. </p>
<p>20 solcher Fälle konnten 2023 am UKL behandelt werden, wobei jeweils ein großes Team beteiligt war. "Wir sind sehr stolz, dass wir jetzt mit der Zertifizierung als Kompetenzzentrum die Bestätigung für die hohe Qualität unserer Arbeit erhalten haben", sagt Prof. Florian Lordick, Direktor der <a href="/einrichtungen/medizinische-klinik-2">Klinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie und Pneumologie</a> und Leiter des <a href="/einrichtungen/uccl">Universitären Krebszentrums (UCCL)</a> am UKL. "Damit vervollständigen wir unsere onkologische Expertise um einen wichtigen Baustein, wovon unsere schwer kranken Patient:innen ganz unmittelbar profitieren".  </p> |
Zum Start von ELOS: Frühzeitige Aktivierung des körpereigenen Immunsystems könnte Heilungschancen bei Kehlkopfkrebs vergrößern | | <img alt="Federführend bei der neuen ELOS-Studie ist die Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am UKL. Die Ergebnisse sollen helfen, Kehlkopf-Krebs-Erkrankten die Entfernung des so wichtigen Organs zu ersparen." src="/presse/PressImages/pic_20240215103031_b0fa0e4c04.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-02-14T23:00:00Z | Leipzig. Fürs Schlucken und Sprechen benötigt der Mensch den Kehlkopf. Ihn zu verlieren stellt für die Betroffenen stets einen gravierenden Einschnitt in ihre Lebensqualität dar.
Unter Leitung des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) hat nun die bundesweit neuartige Krebs-Studie ELOS begonnen. ELOS steht für "Europäische Larynx-Organ-Erhalt-Studie". Gemeinsam mit einer Reihe renommierter Kopf-Hals-Tumor-Zentren in Deutschland soll untersucht werden, wievielen Patientinnen und Patienten eine Kehlkopfentfernung erspart werden kann, wenn eine vorgeschaltete Chemotherapie und eine anschließende Strahlenbehandlung miteinander kombiniert werden und ob sich das Ergebnis durch die Gabe des Immuntherapeutikums "Pembrolizumab" sogar noch verbessern lässt.
Die Studie steht offen für alle Betroffenen mit fortgeschrittenem Kehlkopf- und Schlund-Rachen (Hypopharynx)-Krebs. | <p>Seit etwa fünf Jahren haben die sogenannten Immuno-Checkpoint-Inhibitoren, also Medikamente, die das körpereigene Immunsystem gegen Krebs aktivieren, Einzug in die Krebstherapie im Kopf-Hals-Bereich gehalten. Wurden bislang nur wiederkehrende Krebserkrankungen nach erfolgter Standardtherapie damit behandelt, konnte man auch feststellen, dass der frühe Einsatz dieser Immuno-Checkpoint-Inhibitoren vor einer Krebsoperation oder Krebsbestrahlung die Ergebnisse deutlich verbessern kann. <br>Dieses Prinzip soll jetzt bei fortgeschrittenem Kehlkopf- und Rachenkrebs in einer bundesweiten Studie an renommierten Kopf-Hals-Krebszentren unter Federführung der Leipziger <a href="/einrichtungen/hno">HNO-Universitätsklinik</a> geprüft werden, um den Patientinnen und Patienten einen Verlust des Organs zu ersparen.  </p>
<p>Die Studie trägt den Namen "Europäische Larynx-Organ-Erhalt-Studie (ELOS)", da sie gemeinsam mit europäischen Spitzenzentren nach Vorstudien der UKL-HNO-Klinik entwickelt wurde. Geprüft wird das Immuntherapeutikum Pembrolizumab, das zur Aktivierung der körpereigenen Krebsabwehr durch das Immunsystem zugelassen ist. Es wird in Kombination mit einer Chemo- und Strahlentherapie eingesetzt. <br>Das Prinzip der neuen Therapie beruht auf der schon sehr frühzeitigen Beobachtung des Ansprechens auf selbige, um dann zielgerichtet weiter zu behandeln. Spricht der Tumor nämlich nicht auf die neue Immuntherapie an, würde eine notwendige Operation zur Heilung vorgezogen werden - um möglichst wenig Zeit zu verlieren. <br><br>"Wir erwarten mit der neuen Immuntherapie eine deutlich höhere Ansprechrate, als bei einer herkömmlichen Chemotherapie bisher", sagt Prof. Dr. Andreas Dietz, Studienleiter und Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO) am UKL. "Die frühe Ansprechrate ist ein erstes wichtiges Signal für eine gute Krebsheilung mit Erhaltung des Kehlkopfs, der so immens wichtig für das Schlucken und das Sprechen ist", erklärt er.<br>Verlief das Ansprechen zufriedenstellend, wird dann durch eine Strahlentherapie das restliche Tumorgewebe vernichtet. "Wir hoffen so auf eine hohe Zahl von Patientinnen und Patienten mit nicht nur erhaltenem Kehlkopf, sondern auch mit guter Schluck- und Sprechfunktion", betont Prof. Dr. Nils Nicolay, Direktor der <a href="/einrichtungen/strahlentherapie">Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie</a> am UKL. Und Prof. Dr. Florian Lordick, Sprecher des <a href="/einrichtungen/uccl/über-das-uccl/das-mitteldeutsche-krebszentrum">Mitteldeutschen Krebszentrums (CCCG)</a>, ergänzt: "Mit den neuen Immuno-Checkpoint-Inhibitoren haben wir eine komplett neue Garde an Krebsmedikamenten, die deutlich schonender und nebenwirkungsärmer wirken, als die herkömmliche Chemotherapie." <br><br></p>
<p><strong>Neun renommierte Zentren nehmen teil</strong><br>Die sehr aufwendige klinische Studie wurde über mehrere Jahre vorbereitet und durchlief das neue, von der Europäischen Union geforderte CETIS-Verfahren (Clinical Trials Information System) der "European Medicines Agency (EMA) mit der EU-CT Nummer 2022-502751-61-00. <br>Bundesweit nehmen neben Leipzig insgesamt neun renommierte zertifizierte Kopf-Hals-Tumor-Zentren der Universitätsklinika Regensburg, München, Ulm, Würzburg, Mannheim, Köln, Jena und des Klinikums Potsdam teil. "Um den Stellenwert der neuen Therapie statistisch sauber nachweisen zu können, werden 140 Patientinnen und Patienten in die Studie eingeschlossen", so Dr. Gunnar Wichmann aus der HNO-Universitätsklinik Leipzig. <br>Die Studie ist Februar 2024 angelaufen. Sie steht offen für alle Patienten mit fortgeschrittenem Kehlkopf- und Schlund-Rachen (Hypopharynx)-Krebs.</p>
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<p><strong>Kontaktmöglichkeit bei Interesse an einer Teilnahme:</strong></p>
<p>Prof. Dr. Andreas Dietz</p>
<p>Studienleiter</p>
<p>HNO-Universitätsklinik Leipzig</p>
<p><a href="mailto:andreas.dietz@medizin.uni-leipzig.de">andreas.dietz@medizin.uni-leipzig.de</a></p>
<p>Telefon Sekretariat: 0341 / 97-21700</p>
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Molekulares Tumorboard des Leipziger Uniklinikums zunehmend nachgefragt | | <img alt="" src="/presse/PressImages/pic_20240201115601_6922a0880a.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-01-31T23:00:00Z | Leipzig: Die Expertise des Molekularen Tumorboards des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) wird seit seiner Gründung im vergangenen Jahr zunehmend nachgefragt. Die gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Jena im Rahmen des Mitteldeutschen Krebszentrums (CCCG) betriebene Expertenkonferenz versucht auf Basis spezieller Marker im Erbgut von Tumoren patientenindividuelle Ideen für Therapien zu entwickeln. Davon profitieren insbesondere Patient:innen, für die es bisher kaum Therapiemöglichkeiten gegeben hat.
Um der Bedeutung des Molekularen Tumorboards Rechnung zu tragen, richtet das "Regionale Onkologische Netzwerk Leipzig", das frühere Tumorzentrum Leipzig, am 27. März 2024 zusammen mit der Kreisärztekammer eine Fortbildung zum Thema aus. | <p>ür Prof. Dr. Andreas Dietz, Sprecher des "Regionalen Onkologischen Netzwerks Leipzig", kommt der Erfolg des Molekularen Tumorboards (MTB) nicht von ungefähr: "Wenn irgendetwas gerade Fortschritte macht, dann ist es die molekulare Spezialdiagnostik von Tumoren", sagt der Direktor der Klinik und Poliklinik für <a href="/einrichtungen/hno">Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde</a> des UKL und Spezialist für Kopf-Hals-Onkologie. Dabei handelt es sich um einen tiefgehenden Blick in das Erbgut des befallenen Gewebes. Prof. Dr. Ulrich Hacker, Koordinator des MTB des UKL, und weitere Kolleg:innen identifizieren dabei bestimmte Mutationen und werten sie mithilfe moderner Computertechnik aus. "Wir können mittlerweile hunderte von Mutationen in der Erbsubstanz des Tumorgewebes sequenzieren und aus denen, die nicht passen, weil sie falsch kombiniert sind, sogenannte Signaturen herstellen. Das ist komplex und sehr aufwändig, hilft uns aber, Tumore ein bisschen besser zu untergliedern", ergänzt MTB-Koordinator Prof. Dr. Maximilian von Laffert vom <a href="/einrichtungen/pathologie">Institut für Pathologie</a> am UKL.</p>
<p>Auf Basis dieser Untergliederung können Mediziner wie Prof. Dietz genauer differenzieren, um welche Art von Tumor es sich handelt, und in der Folge genauere Konzepte für deren Therapie entwickeln. "Das gibt uns die Chance, Menschen, die bisher nicht therapiert werden konnten, neue Formen der Behandlung anzubieten, die für sie die Rettung bedeuten können", so Prof. Dr. Florian Lordick, Sprecher des <a href="/einrichtungen/uccl/Seiten/Das-Mitteldeutsche-Krebszentrum.aspx">Mitteldeutschen Krebszentrums (CCCG)</a> am UKL.</p>
<p>Um das Wissen um die Molekulare Tumoranalyse zu erweitern, widmet das "Regionale Onkologische Netzwerk Leipzig", das sich um den kollegialen Austausch aller onkologisch Tätigen und die Verbesserung der Krebstherapie in der Region Leipzig kümmert, seine erste Fortbildung des Jahres 2024 diesem Thema. Im Zentrum stehen dabei drei Fallbeispiele aus den Bereichen Lungenkrebs, Darm- und Kopf-Hals-Krebs. Bei ersterem ist die Molekulare Tumoranalyse mittlerweile Teil der Basisdiagnostik für standardisierte Therapieentscheidungen, letztere dagegen profitiert bislang nur wenig von dieser Art der molekularen Diagnostik. <br>Für Prof. Andreas Dietz ist das allerdings eine Frage der Zeit. Es sei zu erwarten, dass sich die Erforschung molekularer Charakteristika von Tumoren weiter differenziere und sich damit neue Wege zu spezifischeren Therapieansätze öffneten.</p>
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<p><strong>Fortbildung</strong></p>
<p>Thema: "Molekulare Tumorboards - Fallvorstellungen aus 3 Organgruppen"</p>
<p>Mittwoch, 27. März 2024</p>
<p>18.00 Uhr</p>
<p>Kleiner Saal im Haus E</p>
<p><a href="/">www.uniklinikum-leipzig.de</a></p> |