Sie sind hier: Skip Navigation LinksKlinik und Poliklinik für Kinderchirurgie

Nekrotisierende Enterokolitis | Uniklinikum Leipzig

​​​Die Nekrotisierende Enterocolitis (NEC) ist die häufigste, lebensbedrohliche Erkrankung des Darmes von Früh- und Neugeborenen.

Erkrankung

​Die NEC ist eine ausgeprägte Entzündung eines oder mehrerer Darmabschnitte.

​Abb. 1: Schemazeichnung einer NEC. Sowohl der Dünn- als auch der Dickdarm kann an mehreren Stellen entzündet sein (Modifiziert nach „Operative Pediatric Surgery", 6th edition, L.Spitz & A.G. Coran, 2006).

 
Sie tritt bei etwa 5 bis 10 Prozent der extremen Frühgeborenen (Geburtsgewicht unter 1500 g) auf. Die genaue Ursache ist bislang unklar. Man geht davon aus, dass das unreife Immunsystem des Magen-Darm-Trakts von Frühgeborenen bei der Krankheitsentstehung der NEC eine tragende Rolle spielt. Es wurden verschiedene Risikofaktoren beschrieben, von denen aber jedem einzelnen keine entscheidende Bedeutung zukommt.

Die Kinder fallen mit allgemeinen Krankheitszeichen wie bei einer Lethargie auf. Auch kann die Hautfarbe wegen der eingeschränkten Durchblutung in der Haut "schmutzig-grau" sein. Hinzu kommen Atem- und Kreislaufstörungen. Insgesamt ähneln diese Symptome denen einer Blutvergiftung ("Sepsis"). Die Bauchdecke der kleinen Patienten ist gebläht und druckschmerzhaft, die Muskeln der Bauchdecke deswegen angespannt. Auch können die Darmschlingen, die sehr träge werden, darunter sichtbar werden. In Folge dieser Prozesse wird die Nahrung nicht mehr vertragen. Der Stuhlgang kann sich in seiner Konsistenz ändern, eventuell können auch Blutbeimengungen auftreten.

Um die NEC zu diagnostizieren, werden in der Regel neben der wiederholten körperlichen Untersuchung mehrfache Blutuntersuchungen und bestimmte Röntgenuntersuchungen durchgeführt. Hier zeigen sich erhöhte Infektwerte im Blut. Auf dem Röntgenbild des Bauches kann man die erweiterten Darmschlingen und verdickten Darmwände sehen. Typisch für die NEC sind Gasbläschen in der Darmwand (Pneumatosis intestinalis) oder Luft in der Pfortader. Falls die Darmentzündung die Darmwand durchbrochen hat, sieht man auf dem Röntgenbild „freie Luft" in der Bauchhöhle.

Wenn der klinische Verdacht einer NEC besteht, wird versucht, die Darmentzündung mit konservativen Maßnahmen wie Nahrungskarenz, Antibiotika und Stabilisierung von Atmung und Kreislauf "in den Griff" zu bekommen. Gelingt dies nicht oder hat die Darmentzündung die Darmwand bereits durchbrochen, müssen die Kinder meist operiert werden.

Unser Behandlungskonzept

​Alle Kinder, bei denen der Verdacht einer NEC besteht, werden auf unserer kinderchirurgisch/neonatologischen Intensivstation in ganz enger Kooperation mit unseren Neonatologen betreut. Diese interdisziplinäre Betreuung und Beurteilung der kleinen Patienten ist für die optimale Therapie und für die Einschätzung, ob und wann ein Kind operiert werden muss, von entscheidender Bedeutung.

Diagnostik und konservative Therapie

Auf der Intensivstation wird Ihr Kind wiederholt körperlich untersucht und weitere Untersuchungen (Blutuntersuchung, Abstriche auf Bakterien, Röntgenuntersuchungen) durchgeführt. Es wird versucht, durch kreislaufunterstützende Medikamente und Antibiotika die NEC "in den Griff" zu bekommen. Dennoch kommt es vor, dass die Darmentzündung so schwer ist, dass eine generelle Bauchfellentzündung entsteht (Peritonitis) oder die Darmwand durchbricht. Dann müssen wir Ihr Kind operieren. 

Operation

Die Operation kann entweder im Operationssaal der Kinderklinik oder auch auf der Intensivstation selber durchgeführt werden. Sie sollte eher frühzeitig erfolgen, damit möglichst wenig betroffene Darmanteile entfernt werden müssen. Wir setzen einen quer über den Oberbauch verlaufenden Schnitt von einigen Zentimetern. Dann wird der gesamte Darm sorgfältig auf Entzündungszeichen untersucht. Darmanteile, die von der Entzündung stark betroffen sind, müssen entfernt werden.

​Abb. 2: Intraoperative Ansicht eines entzündeten Darms bei der NEC. Man erkennt Luftansammlungen in der Darmwand („Pneumatosis intestinalis").


Wegen der Entzündung und der Verletzlichkeit des Darms können die beiden Darmenden, die an den entfernten Darmanteil benachbart sind, anschließend nicht wieder direkt zusammengenäht werden (Anastomose). In den meisten Fällen muss daher vorübergehend ein künstlicher Darmausgang (Enterostoma) angelegt werden, damit die Darmentzündung ausheilen kann.

​Abb. 2: Der künstliche Darmausgang kann dann 4 bis 8 Wochen später wieder im Rahmen einer zweiten Operation zurückverlagert werden. (Modifiziert nach „Operative Pediatric Surgery", 6th edition, L.Spitz & A.G. Coran, 2006).


Diese zweite Operation ist für Ihr Kind nicht mehr gefährlich und wir ganz geplant (und nicht mehr notfallmäßig) durchgeführt.

Alle Nähte bestehen aus resorbierbarem Material. Die Fäden müssen später nicht mehr gezogen werden. Die Narbenbildung ist von der individuellen Veranlagung abhängig. Da der Schnitt die sogenannten Spaltlinien der Haut berücksichtigt, sind die Narben später oft weniger sichtbar als erwartet.

Nachbehandlung

​Die NEC ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Trotz moderner neonatologischer und chirurgischer Therapieverfahren sterben immer noch 15 bis 30 Prozent der Frühgeborenen mit NEC. Die Nachsorge richtet sich nach dem Alter Ihres Kindes und danach, wie lange Ihr Kind auf der neonatologischen Intensivstation verbleiben muss, bis es wieder selber Nahrung zu sich nehmen kann und an Gewicht zunimmt.

Veröffentlichungen unserer Mitarbeiter

Török HP, Bellon V, Konrad A, Lacher M, Tonenchi L, Siebeck M, Brand S, De
Toni EN. Functional Toll-Like Receptor (TLR)2 polymorphisms in the susceptibility
to inflammatory bowel disease. PLoS One. 2017 Apr 7;12(4):e0175180

Ginzel M, Yu Y, Klemann C, Feng X, von Wasielewski R, Park JK, Hornef MW, Torow N, Vieten G, Ure BM, Kuebler JF, Lacher M. The viral dsRNA analogue poly (I:C) induces necrotizing enterocolitis in neonatal mice. Pediatr Res. 2016 Apr;79(4):596-602. 

Yu Y, Klemann C, Feng X, Ginzel M, Vieten G, Lacher M, Ure B, Kuebler JF.
Increased inflammatory reaction to intestinal ischemia-reperfusion in neonatal
versus adult mice. Eur J Pediatr Surg. 2015 Feb;25(1):46-50

Schroepf S, Kappler R, Brand S, Prell C, Lohse P, Glas J, Hoster E, Helmbrecht J, Ballauff A, Berger M, von Schweinitz D, Koletzko S, Lacher M. Strong overexpression of CXCR3 axis components in childhood inflammatory bowel disease. Inflamm Bowel Dis. 2010 Nov;16(11):1882-90 

Lacher M, Helmbrecht J, Schroepf S, Koletzko S, Ballauff A, Classen M, Uhlig H, Hubertus J, Hartl D, Lohse P, von Schweinitz D, Kappler R. NOD2 mutations predict the risk for surgery in pediatric-onset Crohn's disease. J Pediatr Surg. 2010 Aug;45(8):1591-7 

Marcos V, Latzin P, Hector A, Sonanini S, Hoffmann F, Lacher M, Koller B, Bufler P, Nicolai T, Hartl D, Griese M. Expression, regulation and clinical significance of soluble and membrane CD14 receptors in pediatric inflammatory lung diseases. Respir Res. 2010 Mar 19;11:32  

Lacher M, Schroepf S, Helmbrecht J, von Schweinitz D, Ballauff A, Koch I, Lohse P, Osterrieder S, Kappler R, Koletzko S. Association of the interleukin-23 receptor gene variant rs11209026 with Crohn's disease in German children. ActaPaediatr. 2010 May;99(5):727-33 

Glocker EO, Kotlarz D, Boztug K, GertzEM, Schäffer AA, Noyan F, Perro M, Diestelhorst J, Allroth A, Murugan D, Hätscher N, Pfeifer D, Sykora KW, Sauer M, Kreipe H, Lacher M, Nustede R, Woellner C, Baumann U, Salzer U, Koletzko S, Shah N, Segal AW, Sauerbrey A, Buderus S, Snapper SB, Grimbacher B, Klein C. Inflammatory bowel disease and mutations affecting the interleukin-10 receptor.
N Engl J Med. 2009 Nov 19;361(21):2033-45  

Lacher M, Schroepf S, Ballauff A, Lohse P, von Schweinitz D, Kappler R, Koletzko S. Autophagy 16-like 1 rs2241880 G allele is associated with Crohn's disease in German children. ActaPaediatr. 2009 Nov;98(11):1835-40 

Lacher M, Kappler R, Schroepf S, Berkholz S, Ballauff A, Bufler P, Baurecht H, von Schweinitz D, Koletzko S. Nuclear pregnane X receptor single nucleotide polymorphism (-25385C/T) is not associated with inflammatory bowel disease in pediatric patients. J PediatrGastroenterolNutr. 2009 Jul;49(1):147-50  

Glas J, Stallhofer J, Ripke S, Wetzke M, Pfennig S, Klein W, Epplen JT, Griga T, Schiemann U, Lacher M, Koletzko S, Folwaczny M, Lohse P, Göke B, Ochsenkühn T, Müller-Myhsok B, Brand S. Novel genetic risk markers for ulcerative colitis in the IL2/IL21 region are in epistasis with IL23R and suggest a common genetic background for ulcerative colitis and celiac disease. Am J Gastroenterol. 2009 Jul;104(7):1737-44 

Lacher M, Kappler R, Berkholz S, Baurecht H, von Schweinitz D, Koletzko S. Association of a CXCL9 polymorphism with pediatric Crohn's disease. BiochemBiophys Res Commun. 2007 Nov 23;363(3):701-7 

Schröder W, Stippel D, Lacher M, Gutschow CA, BeckurtsKT, Hölscher AH. Does continuous mucosal partial carbon dioxide pressure measurement predict leakage ofintrathoracic esophagogastrostomy? Ann Thorac Surg. 2002 Dec;74(6):1917-22 

Schröder W, Stippel D, BeckurtsKT, Lacher M, Gutschow C, Hölscher AH. Intraoperative changes of mucosal pCO2 during gastric tube formation. Langenbecks Arch Surg. 2001 Aug;386(5):324-7 

Kontakt

​Sie möchten sich über unsere Klinik informieren? 

​Anfragen (jederzeit):kinderchirurgie@medizin.uni-leipzig.de
​Anmeldung (8 - 16 Uhr):​0341 - 97 26400 
Liebigstr. 20a, Haus 6
04103 Leipzig
Chefsekretariat:
0341 - 97 26400
Fax:
0341 - 97 26409
Map