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Morbus-Hirschsprung | Uniklinikum Leipzig

​Morbus Hirschsprung ist eine angeborene Erkrankung, die den Enddarm eines Kindes betrifft und bei der bestimmte Nervenzellen in der Darmwand, die für die Bewegung des Darms zuständig sind, nicht richtig ausgebildet sind. Um diese Krankheit zu behandeln, gibt es verschiedene Operationsmethoden, die nach den Kinderchirurgen benannt sind, die sie entwickelt haben. Diese Methoden variieren: Einige sind schonende Eingriffe, die durch den Anus durchgeführt werden, andere nutzen eine Bauchspiegelung, die weniger invasive Schnitte erfordert, und manchmal werden auch Kombinationen dieser Techniken angewendet. Die Wahl der Methode hängt von der spezifischen Form des Morbus Hirschsprung bei den Patienten und den Empfehlungen der Kinderchirurgie ab. 

Erkrankung

Synonyme: Hirschsprung-Krankheit, Aganglionose, Megacolon congenitum, HSCR

Morbus Hirschsprung ist eine angeborene Erkrankung, die vor allem den unteren Teil des Dickdarms betrifft, insbesondere das letzte Drittel bekannt als Sigma und Rektum. In seltenen Fällen kann die gesamte Darmregion betroffen sein, was als totale Kolonaganglionose oder Zülzer-Wilson-Syndrom, eine seltene angeborene Fehlbildung, bezeichnet wird. Diese Erkrankung, die ungefähr bei einem von 3000 bis 5000 Neugeborenen auftritt, betrifft Jungen bis zu viermal häufiger als Mädchen.

Der Name der Krankheit geht zurück auf den Kinderarzt Harald Hirschsprung, der die charakteristischen Symptome dieser angeborenen Erkrankung 1888 erstmals detailliert beschrieb. Das Hauptproblem bei Morbus Hirschsprung ist das Fehlen spezieller Nervenzellen in der Darmwand, die Ganglienzellen genannt werden. Diese Zellen sind für die Steuerung der muskulären Kontraktionen des Darms verantwortlich, die normalerweise den Stuhl Richtung Ausgang schieben. Ohne diese Nervenzellen kann die Peristaltik, also die wellenförmige Bewegung des Darms, die den Stuhl vorantreibt, nicht stattfinden. Als Ergebnis können betroffene Kinder oft ihren ersten Stuhlgang nicht normal absetzen, was zu einer verzögerten Ausscheidung des Mekoniums führt und häufig mit starken Verstopfungen und einem aufgeblähten Bauch einhergeht. 

Der Morbus Hirschsprung zeigt sich typischerweise in zwei Altersphasen mit teils unterschiedlichen Symptomen:

1. Bei Neugeborenen äußert sich die Krankheit oft durch starke Verstopfung, spritzende Stuhlabgängen und einen auffällig gewölbten Bauch und möglicherweise galliges Erbrechen und Gedeihstörung. 
2. Bei älteren Kindern steht vor allem anhaltende, chronische Verstopfung im Vordergrund.

Bei einigen Kindern mit Morbus Hirschsprung kann es zu einer gefährlichen Anhäufung von Bakterien im Dickdarm kommen, die so stark ist, dass sie lebensbedrohlich werden kann. Dieser Zustand wird als „Hirschsprung assoziierte Enterocolitis (HAEC)“ oder "toxisches Megacolon" bezeichnet.  

Die Behandlung von Morbus Hirschsprung erfordert in der Regel einen chirurgischen Eingriff zur Korrektur dieser angeborenen Fehlbildung, die in spezialisierten Zentren für Kinderchirurgie durchgeführt werden sollte, um optimale Ergebnisse zu gewährleisten. Wir in Leipzig sind Europäisches Referenzzentrum (ERNICA) für die Behandlung des Morbus Hirschsprung-Patienten. 

Zu Beginn der Behandlung bzw. bei Diagnoseverdacht wird der Dickdarm oft durch das Einbringen von Flüssigkeit über den After entlastet, was rektale Irrigation genannt wird. Dies ist wichtig, um gefährliche Darmbakterien auszuwaschen und die Gesundheit der Patienten zu schützen. In besonderen Fällen, um die Patienten in der Kinderchirurgie zu stabilisieren, kann auch vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt werden.

Nachdem sich der allgemeine Gesundheitszustand und der Ernährungszustand des Kindes stabilisiert haben, wird der eigentliche Haupteingriff in unserer Klinik durchgeführt. Während dieser Operation wird der betroffene Darmabschnitt, der keine Nervenzellen enthält, entfernt. Hierbei kommen moderne, minimal-invasive chirurgische Techniken zum Einsatz, und in einigen Fällen wird auch roboter-assistierte Chirurgie verwendet, um die Eingriffe so schonend wie möglich zu gestalten.

Auf diesem Youtube-Video​ wird noch einmal erklärt, wie die Diagnose gestellt wird.

Weiterführende Informationen/Veröffentlichungen aus unserer Klinik für Kinderchirurgie rund um den Morbus Hirschsprung finden Sie hier: 

1) Patiententag Leipzig 2023 zum Morbus Hirschsprung. Das Programm beginnt mit einer Begrüßung und Einführung durch Prof. Dr. Martin Lacher, gefolgt von einem Vortrag über verschiedene Operationsmethoden, ebenfalls präsentiert von Prof. Dr. Martin Lacher. Anschließend wird das Management des komplizierten Morbus Hirschsprung in zwei Teilen behandelt, wobei PD Dr. Jan-Hendrik Gosemann den ersten Teil und Prof. Dr. Martin Lacher den zweiten Teil übernimmt. Susann Neubert spricht danach über das mechanische Bowel-Management. Nicole Schwarzer stellt die Organisation SoMA e.V. vor. Zum Abschluss gibt es eine Frage- und Diskussionsrunde mit allen anwesenden Referent​en
https://ukl-live.de/mediathek_view.php?id=322

2) Manchmal haben Kinder auch nach der Operation Probleme mit anhaltender Verstopfung oder können ihren Stuhl nicht gut kontrollieren. In solchen Fällen kann es nötig sein, den Darm mithilfe von Medikamenten oder durch mechanische Methoden zu entleeren. Dieses Vorgehen nennt man 'Bowel Management'. Wie das genau funktioniert, erkläre ich in diesem YouTube-Video:
Bowel Management bei Kindern mit Morbus Hirschsprung + Anorektalen Fehlbildungen - wie geht das? (youtube.com)

3) Webinar über die sogenannte „totale Kolonagangleonose“. Dies ist ein Zustand, bei dem der gesamte Dickdarm keine Nervenzellen hat, was zu schweren Verdauungsproblemen führt. Das Zülser-Wilson-Syndrom ist eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung, die durch neurologische Störungen, geistige Behinderung und verschiedene körperliche Anomalien gekennzeichnet ist.

4) Ein Webinar über Komplikationen eines Morbus Hirschsprung



Unser Behandlungskonzept

Die erste Kontaktaufnahme mit unserer Klinik kann entweder bei uns vor Ort oder über eine Video-Sprechstunde stattfinden. In diesem ersten Gespräch erklären wir Ihnen, welche Behandlungen möglich sind und beantworten all Ihre Fragen. Bitte bringen Sie alle bisherigen Untersuchungsergebnisse wie Röntgenbilder vom Darm, Ultraschallbilder oder Gewebeproben, falls vorhanden, zu diesem Termin mit.

Um festzustellen, ob Morbus Hirschsprung vorliegt, könnten noch weitere Untersuchungen nötig sein. Wir planen diese Untersuchungen so, dass alles schon vor einem eventuellen Krankenhausaufenthalt in unserer Klinik organisiert ist. So müssen Sie und Ihre Familie nur so kurz wie nötig im Krankenhaus bleiben.

Diagnostik

Ultraschalluntersuchung des Bauches

Mit dieser Untersuchung können wir sehen, wie voll der Dickdarm ist und an welchen Stellen er weiter als normal ist.

Röntgenaufnahme des Dickdarms mit Kontrastmittel („Kolon-Kontrasteinlauf")

Wir führen einen weichen Gummischlauch vorsichtig in den After ein, um ein spezielles Kontrastmittel in den Dickdarm zu bringen. Dieses Kontrastmittel hilft uns, den Dickdarm auf Röntgenbildern sichtbar zu machen. Auf diesen Bildern können wir oft erkennen, welche Teile des Dickdarms verengt sind und welche besonders weit sind. Manchmal sind die Ergebnisse dieser Untersuchung nicht ganz klar, besonders, wenn nur ein kleiner Teil des Darms betroffen ist oder wenn wir ein Neugeborenes untersuchen. Bei Neugeborenen ist der betroffene Darmabschnitt oft noch nicht deutlich erweitert.

Abb. 1: Kolon-Kontrasteinlauf bei einem 3 Monate alten Jungen mit Morbus Hirschsprung. Man sieht das (weiß) kontrastierte, erweiterte Rektum (Mastdarm).

 
Gewebeentnahme aus der Darmschleimhaut per Biopsie („Rektumbiopsie")

Bei einer Biopsie entnehmen wir eine kleine Probe der Darmschleimhaut, um sie genauer zu untersuchen. Ein Spezialist, der Pathologe, schaut sich diese Probe unter dem Mikroskop an und verwendet spezielle Färbetechniken, um zu sehen, ob Nervenzellen vorhanden sind. Das ist wichtig, um bestimmte Krankheiten, wie zum Beispiel Morbus Hirschsprung, festzustellen. Bei Verdacht auf eine ausgedehnte Form dieser Krankheit, müssen wir manchmal durch eine kleine Bauchoperation, die wir Bauchspiegelung oder „Laparoskopie“ nennen, Proben aus verschiedenen Teilen des Darms entnehmen. Sowohl für die normale Biopsie aus dem Enddarm als auch für die Biopsie per Bauchspiegelung ist eine kurze Narkose nötig, und Sie kommen dafür zu einem ambulanten Besuch in unsere Klinik.

Molekulargenetische Diagnostik

Bei dieser Untersuchung testen wir eine Blutprobe Ihres Kindes auf bestimmte Gendefekte, die bei Morbus Hirschsprung wichtig sein können. Dieser 'Gentest' kann jedoch die Krankheit nicht allein diagnostizieren; er wird oft für wissenschaftliche Studien verwendet. Außerdem ist es mit diesen genetischen Methoden nicht möglich, Morbus Hirschsprung schon vor der Geburt festzustellen

Operation

Wenn bei Ihrem Kind Morbus Hirschsprung diagnostiziert wird, steht eine Operation an, die zu einem geplanten Zeitpunkt durchgeführt wird. Das Ziel dieser Operation ist es, den Teil des Darms zu entfernen, in dem die wichtigen Nervenzellen fehlen. Danach wird der gesunde Teil des Darms, der noch normal funktioniert, mit dem kurzen Stück des Enddarms, das übrigbleibt, verbunden. Diese Verbindung nennt man 'Anastomose'. Besonders wichtig ist dabei, dass auch im Bereich des Analkanals und des Schließmuskels operiert wird. Es ist sehr wichtig, dass diese Operation sehr vorsichtig durchgeführt wird, um den Schließmuskel nicht zu beschädigen, damit Ihr Kind weiterhin normal den Stuhl halten kann.

Es gibt verschiedene Operationsmethoden für Morbus Hirschsprung, die nach den Kinderchirurgen benannt sind, die sie entwickelt haben. Manche Methoden werden ausschließlich durch den Anus ausgeführt, andere erfolgen durch eine Bauchspiegelung, die minimal-invasiv ist, oder durch eine Kombination beider Techniken. In unsere Klink favorisieren wir den laparoskopisch assistierten Durchzug nach Swenson. Er erlaubt eine Mobilisierung des Dickdarms über eine Bauchspiegelung ohne den Schließmuskel zu überdehnen mit maximaler Schonung des Analkanals.

Auf diesem Youtube-Video​ habe ich Ihnen die OP-Methoden des Morbus Hirschsprung noch einmal erklärt. 

Folgende Operationsmethoden werden in unserem Zentrum häufig durchgeführt:

  • Soave bzw. de la Torre (endorektale transanale Rektosigmoidektomie) Resektion, Durchzug durch eine Darmmanschette ohne Schleimhaut und transanale End-zu-End-Anastomose.
  • Swenson (Rektosigmoidektomie) Durchzug, Resektion und transanale End-zu-End-Anastomose.
  • Duhamel (retrorektale transanale Durchzugsoperation) Resektion, Durchzug und transanale End-zu-Seit-Anastomose).

Laparoskopische Biopsie und Präparation

Abb. 2: Über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) kann der Dickdarm gelöst („mobilisiert") oder auch ein Stück Dickdarm für die feingewebliche Untersuchung auf Nervenzellen (Biopsie) entnommen werden.
(Bild modifiziert nach Chung and Chen - Atlas of Pediatric Surgical Techniques, Elsevier, 2010)

Abb. 3: In Bildmitte sieht man den Dickdarm, der links im Bild erweitert ist. Unten und rechts im Bild sieht man Dünndarm.

Abb. 4: Über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird ein Stück Dickdarm entnommen, ohne dabei die Schleimhaut (Mukosa) zu verletzen (sog. „seromuskuläre Biopsie").

Abb. 5: Die Schleimhaut bleibt nach der Probeentnahme intakt, was verhindert, dass Dickdarminhalt (Stuhl) in die Bauchhöhle treten kann.

Abb. 6: Laparoskopische Mobilisation. Durch die Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird der Dickdarm gelöst („mobilisiert"). Auf diesem Bild verläuft der Dickdarm von mitte-oben nach rechts unten. Mit einem kleinen Elektrohäkchen werden die Aufhängungen des Dickdarms so gelöst, dass er später vom After aus nach außen durchgezogen werden kann.


Operation nach Soave bzw. de la Torre (endorektale transanale Rektosigmoidektomie)
 

Abb. 7: Das Kind wird in Rückenlage operiert und die Beine hochgehalten. Mit mehreren kleinen Haltefäden wird der Analkanal nach „außen gestülpt" (exponiert), dass der Operateur optimale Sicht in das Operationsgebiet erhält.
(Bild modifiziert nach Chung and Chen - Atlas of Pediatric Surgical Techniques, Elsevier, 2010)

Abb. 8: Die Schleimhaut wird oberhalb einer bestimmten Struktur im Analkanal (Linea dentata) rundherum eingeschnitten und unmittelbar unter der Schleimhaut (Soave bzw. de la Torre Schicht) oder entlang der gesamten Rektumwand (Swenson-Schicht) in die Teife präpariert. Diese Präparation wird so weit fortgeführt, bis die „Peritoneale Umschlagfalte" erreicht ist, an der man in den Bauchraum gelangt. So kann in der Regel der gesamte Mastdarm (Rektum) und Dickdarm, welcher krankhaft verändert und daher enggestellt ist (keine Ganglienzellen enthält), nach außen gezogen werden.
(Bild modifiziert nach Chung and Chen - Atlas of Pediatric Surgical Techniques, Elsevier, 2010)

Abb. 9: An der Stelle, wo der Dickdarm nicht mehr enggestellt ist, vermutet der Operateur, dass sich wieder Ganglienzellen im Dickdarm befinden. Dann wird eine weitere Probeentnahme für den Pathologen entnommen.
(Bild modifiziert nach Chung and Chen - Atlas of Pediatric Surgical Techniques, Elsevier, 2010)

Abb. 10: Nach Bestätigung des Vorhandenseins von Ganglienzellen durch die Pathologie wird der Dickdarm an dieser Stelle durchtrennt.
(Bild modifiziert nach Chung and Chen - Atlas of Pediatric Surgical Techniques, Elsevier, 2010)

Abb. 11: Der gesunde, funktionierende Dickdarm (der Ganglienzellen trägt) wird rundherum in den Analkanal eingenäht.
(Bild modifiziert nach Chung and Chen - Atlas of Pediatric Surgical Techniques, Elsevier, 2010)

 

Duhamel-Operation (retrorektale transanale Durchzugsoperation)

Abb. 12: Der erkrankte Teil des Dickdarms, der keine Ganglienzellen trägt, wird vom Bauchraum aus entfernt. Dann wird der gesunde Dickdarm, der Ganglienzellen enthält bis kurz vor eine bestimmte Landmarke im Analkanal (Linea dentata) heruntergezogen.
(Bild modifiziert nach Chung and Chen - Atlas of Pediatric Surgical Techniques, Elsevier, 2010)

Abb. 13: Ein automatisches mechanisches Klammernahtgerät („Stapler") wird in den Anus und den durchgezogenen Dickdarm eingeführt (etwa 8cm) und eine Verbindung zwischen dem Rektum (vorne liegend - ohne Ganglienzellen) und dem durchgezogenen Dickdarm (hinten liegend - mit Ganglienzellen) geschaffen. Der Stapler ist in der Lage, Gewebe zuerst zu durchtrennen und dann die Ränder mittels einer Klammernahtreihe zu verschließen. So entsteht ein Stuhl-Reservoir.
(Bild modifiziert nach Chung and Chen - Atlas of Pediatric Surgical Techniques, Elsevier, 2010)

Laparoskopisch-assistierte Durchzugsoperation nach Swenson (Rektosigmoidektomie, Resektion und transanale End-zu-End-Anastomose)

Bei ausgewählten Patienten führen wir diese Operation auch mit dem Operationsroboter DaVinci robotisch-assistiert durch.

Nachbehandlung

Lebenslange Begleitung

Neben der Expertise zur chirurgischen Korrektur des Morbus Hirschsprung besteht am UKL ein Programm zur Langzeitbetreuung. Hierdurch soll neben einem bestmöglichen funktionellen Ergebnis ein maximales Maß an Lebensqualität für die Patienten und deren Familien erreicht werden. Wir möchten die langfristige Anbindung vom ersten Tag bis zur Adoleszenz gewährleisten und die möglicherweise auftretenden Probleme (wie z.B. Verstopfung oder Durchfälle nach der Operation) frühzeitig erkennen und behandeln.

Nach etwa zwei Wochen sieht der Operateur Sie in unserer Oberärztlichen Spezialsprechstunde für Kolorektale Erkrankungen wieder. Beim ersten Abschnitt der Nachsorge wird die Weite der Analöffnung bestimmt. Hiermit möchten wir eine narbigen Enge der Verbindung („Anastomose"), die mittels Nähten zwischen dem durchgezogenen Dickdarm und dem Analkanal gebildet wurde,  frühzeitig erkennen. Wenn eine Enge vorliegt, erfolgt eine Dehnung (Bougierung) mit runden Metallstiften verschiedenen Durchmessers, den sogenannten Hegar-Stiften. Diese werden mit viel Gleitmittel (z.B. Vaseline) benetzt, in den After eingeführt und so die Narbe vorsichtig gedehnt. Der Durchmesser bzw. die Größen der Hegar-Stifte werden über mehrere Wochen so lange erhöht, bis durchschnittlichen Aftergröße eines gleichaltrigen, gesunden Kindes erreicht ist. Diese Dehnungen werden zunächst täglich mit speziell angefertigten Kunststoff-Stöpseln fortgeführt, später aber in abnehmender Häufigkeit durchgeführt. Auch wenn sie insbesondere zu Beginn noch sehr unangenehm sein können sind Bougierungen sehr wichtig, um narbige Verengungen der Anastomose zu verhindern. Eine einmal entstandene hochgradige Enge (Stenose) des Anus ist sehr schwierig zu behandeln und manchmal nur durch weitere Operationen zu korrigieren.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Durchführung der Bougierung für die meisten Eltern zunächst eine große Überwindung bedeutet. Nachdem wir Ihnen diesen Vorgang jedoch wiederholt ausführlich und mit viel Ruhe erklärt haben und Sie diese hier in unserer Klinik unter Anleitung durchgeführt haben, werden Sie das zu Hause in der Regel sehr gut schaffen. Wenn es jedoch irgendwelche Probleme gibt, sind wir telefonisch und auch in unserer Poliklinik jeden Tag für Sie da und stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Uns ist es wichtig, dass Sie sich nach der Operation nicht alleine gelassen fühlen und wir den manchmal schwierigen Weg gemeinsam gehen.

Publikationen in Fachzeitschriften

1. Granström AL, Irvine W, Hoel AT, Tabbers M, Kyrklund K, Leon FF, Fusaro F, Thapar N, Dariel A, Sloots CEJ, Miserez M, Lemli A, Alexander S, Lambe C, Crétolle C, Qvist N, Schukfeh N, Lacher M, Cavalieri D, van Heurn E, Sfeir R, Pakarinen MP, Bjørnland K, Wester T. Ernica Clinical Consensus Statements on Total Colonic and Intestinal Aganglionosis. J Pediatr Surg. 2024 Apr 26:S0022-3468(24)00295-1. doi: 10.1016/j.jpedsurg.2024.04.019. Epub ahead of print. PMID: 38763854.

2. Feng X, Lacher M, Quitmann J, Witt S, Witvliet MJ, Mayer S. Health-Related Quality of Life and Psychosocial Morbidity in Anorectal Malformation and Hirschsprung's Disease. Eur J Pediatr Surg. 2020 Jun;30(3):279-286.  

3. Arts E, Botden SM, Lacher M, Sloots P, Stanton MP, Sugarman I, Wester T, de Blaauw I. Duhamel versus transanal endorectal pull through (TERPT) for the surgical treatment of Hirschsprung's disease. Tech Coloproctol. 2016 Oct;20(10):677-82. doi: 10.1007/s10151-016-1524-5. Epub 2016 Sep 14. PMID: 27628197.

4. Lacher M, Fitze G, Helmbrecht J, Schroepf S, Berger M, Lohse P, Koletzko S, Ballauff A, Grote V, Goedeke J, von Schweinitz D, Kappler R. Hirschsprung-associated enterocolitis develops independently of NOD2 variants. J Pediatr Surg. 2010 Sep;45(9):1826-31 IF 2,128

5. Gosemann JH, Friedmacher F, Ure B, Lacher M. Open versus transanal pull-through for Hirschsprung disease: a systematic review of long-term outcome. Eur J Pediatr Surg. 2013 Apr;23(2):94-102. doi: 10.1055/s-0033-1343085. Epub 2013 Apr 9. PMID: 23572464.

6. Lacher M, Morbus Hirschsprung. Was sollte der Pädiater wissen?, Kinder- und Jugendmedizin 2018; 18: 11-18 DOI: 10.1055/s-0038-1636715

Häufig gestellte Fragen

Ist Morbus Hirschsprung heilbar? 

Morbus Hirschsprung ist grundsätzlich „heilbar“. Die Behandlung besteht aus einer Operation, bei der der betroffene Abschnitt des Darms entfernt und der gesunde Darm mit dem Anus verbunden wird. Diese Durchzugs- ("Pull-through") Operation hat verschiedene Techniken wie die Swenson-, Duhamel- oder Soave-Operation. Bei diesem Eingriff wird der gesunde Darm mit dem Anus verbunden. Diese Verbindung wird knapp oberhalb der „Linea dentata“ im Analkanal gemacht, damit wichtige Nerven im Analkanal erhalten bleiben. Deshalb bleibt ein kleiner Abschnitt des betroffenen Darms immer vorhanden, was zu dem Grundsatz führt: „einmal Hirschsprung – immer Hirschsprung“. Nach der Operation ist die Prognose meist gut; die meisten Kinder haben bis zur Einschulung normalen Stuhlgang und können normal essen. Langzeitprobleme wie Verstopfung, Stuhlinkontinenz oder Enterokolitis treten jedoch nicht selten auf. Eine Regelmäßige Nachsorge ist wichtig, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Dies umfasst regelmäßige Untersuchungen, Ernährungsberatung und gegebenenfalls Physiotherapie. Insgesamt ermöglicht die chirurgische Behandlung den meisten betroffenen Kindern ein normales Leben.

Wie äußert sich Morbus Hirschsprung?

Morbus Hirschsprung äußert sich vor allem durch schwere Verdauungsprobleme. Typische Symptome sind:

1. Bei Neugeborenen:
o Ausbleiben des ersten Stuhlgangs (Mekonium) innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach der Geburt
o Aufgeblähter Bauch
o Erbrechen, oft grünlich durch Galleninhalt
o Schlechter Appetit und Schwierigkeiten beim Füttern

2. Bei älteren Babys und Kleinkindern:
o Chronische Verstopfung
o Aufgeblähter Bauch
o Wachstumsverzögerungen und schlechtes Gedeihen
o Dünner Stuhl oder Durchfall, der schlecht riecht
o Häufige Darminfektionen (Enterokolitis), die sich durch Fieber, Durchfall und ein sehr krankes Aussehen äußern

Die Symptome variieren je nach Schweregrad und Länge des betroffenen Darmabschnitts. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.

Kann man mit Morbus Hirschsprung leben?

Ja, man kann mit Morbus Hirschsprung leben. Durch eine frühzeitige Diagnose und die richtige Behandlung, in der Regel eine Operation zur Entfernung des betroffenen Darmabschnitts, können die meisten Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen. Nach der Operation ist eine regelmäßige medizinische Nachsorge wichtig, um mögliche Komplikationen wie Verstopfung oder Entzündungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Kinder, die an Morbus Hirschsprung leiden und operiert wurden, benötigen möglicherweise Anpassungen in ihrer Ernährung und gelegentlich Medikamente, um eine normale Darmfunktion aufrechtzuerhalten. Mit der richtigen Betreuung und regelmäßigen ärztlichen Kontrollen können die meisten Kinder und Erwachsene mit dieser Erkrankung eine gute Lebensqualität haben.

Ist Morbus Hirschsprung ein Gendefekt?

Ja, Morbus Hirschsprung ist oft mit genetischen Faktoren verbunden. Die Erkrankung kann durch Mutationen in verschiedenen Genen verursacht werden, die für die Entwicklung des Nervensystems im Darm wichtig sind. Häufig betroffene Gene sind beispielsweise RET, EDNRB und GDNF.

Morbus Hirschsprung tritt häufig sporadisch auf, das heißt ohne familiäre Vorgeschichte, kann aber auch familiär gehäuft vorkommen. In einigen Fällen ist die Erkrankung mit anderen genetischen Syndromen, wie dem Down-Syndrom und weiteren angeborenen Fehlbildungen, assoziiert.

Die genetische Ursache erklärt, warum manche Kinder mit Morbus Hirschsprung geboren werden. Eine genetische Beratung kann für Familien hilfreich sein, um das Risiko für zukünftige Kinder besser einschätzen zu können.

Kann Morbus Hirschsprung wieder kommen?

Morbus Hirschsprung selbst kann nach einer erfolgreichen Operation nicht "wiederkommen", da der betroffene Abschnitt des Darms entfernt wurde. Allerdings können einige Symptome oder Komplikationen nach der Operation weiterhin auftreten oder sich entwickeln. Dazu gehören:

1. Verstopfung: Manche Kinder haben nach der Operation weiterhin Probleme mit Verstopfung, die eine zusätzliche Behandlung oder Ernährungsanpassungen erfordern können.
2. Enterokolitis: Eine schwere Darmentzündung, die auch nach der Operation auftreten kann. Symptome sind Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber, und sie erfordert eine sofortige medizinische Behandlung.
3. Stuhlinkontinenz: Probleme mit der Kontrolle des Stuhlgangs können ebenfalls nach der Operation auftreten.
4. Darmmotilitätsprobleme: Probleme mit der normalen Bewegung des Darms können bestehen bleiben oder auftreten.

Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig, um diese und andere mögliche Probleme bei Patienten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Mit der richtigen Betreuung können die meisten Kinder jedoch ein normales Leben führen.

Wichtig zu verstehen ist jedoch, dass bei der Operation eines Morbus Hirschsprungs der gesunde Darm mit dem Anus verbunden. Diese Verbindung wird knapp oberhalb der „Linea dentata“ im Analkanal gemacht, damit wichtige Nerven im Analkanal erhalten bleiben. Deshalb bleibt ein kleiner Abschnitt des betroffenen Darms immer vorhanden, was zu dem Grundsatz führt: „einmal Hirschsprung – immer Hirschsprung“.

Wie ist der stuhlgang bei Morbus Hirschsprung?

Der Stuhlgang bei Morbus Hirschsprung ist in der Regel stark beeinträchtigt, was sich durch verschiedene Symptome bemerkbar macht:

1. Bei Neugeborenen:
o Verzögerter oder fehlender Mekoniumabgang (erster Stuhlgang) innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach der Geburt.
o Blähungen und aufgeblähter Bauch.

2. Bei älteren Babys und Kleinkindern:
o Chronische Verstopfung: Die Kinder haben selten Stuhlgang, manchmal nur alle paar Tage oder sogar Wochen.
o Dünner, bandförmiger oder kleiner, harter Stuhlgang.
o Wiederkehrender Durchfall, der sehr übel riechen kann und gelegentlich mit Verstopfung wechselt (Paradoxe Diarrhö).
o Bauchschmerzen und Völlegefühl.

Diese Probleme resultieren daraus, dass der betroffene Abschnitt des Darms keine Nervenzellen (Ganglienzellen) enthält, was die normale Darmbewegung (Peristaltik) verhindert und den Stuhl transportiert.

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung durch eine Operation können diese Symptome in der Regel lindern und die Darmfunktion verbessern. Nach der Operation kann es jedoch weiterhin zu Problemen mit dem Stuhlgang kommen, die eine regelmäßige Nachsorge und möglicherweise Anpassungen in der Ernährung oder zusätzliche Behandlungen erfordern.

Kontakt

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0341 - 97 26409
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