Leistenhernien bilden sich niemals spontan zurück und müssen immer
verschlossen werden. Die Operation sollte zeitnah (d.h. wenige Wochen)
nach Diagnosestellung durchgeführt werden, um eine Inkarzeration und deren
Folgeschäden zu vermeiden. Das Alter des Kindes spielt dabei eine untergeordnete
Rolle. Der einzige Unterschied besteht darin, ob die Operation als ambulanter
oder stationärer Eingriff durchgeführt werden kann:
A) Ambulante Operation: reifgeborene Kinder ab dem 6.
Lebensmonat oder ehemals
frühgeborene Kinder ab dem 12. Lebensmonat
B) Stationäre Operation: reifgeborene Kinder bis zum 6.
Lebensmonat oder ehemals
frühgeborene Kinder bis zum 12. Lebensmonat
Bei bestehenden Begleiterkrankungen beraten wir Sie gerne persönlich und
besprechen, welches Operationsverfahren für Ihr Kind das Geeignetste ist.
Diagnostik
Die Schwellung in der Leiste des Kindes wird in der Regel von den Eltern, der
Hebamme oder dem Kinderarzt zuerst bemerkt. Die klinische Untersuchung sollte
von einem Kinderchirurgen bestätigt werden, ist jedoch im Rahmen der Vorstellung
bei uns nicht immer reproduzierbar.
Operative Verfahren (Verschluss der
Leistenhernie = Herniotomie)
Prinzipiell stehen zwei operative Verfahren zur Verfügung. Beide
Operationsmethoden sind am Universitätsklinikum Leipzig etabliert und
vergleichbar bezüglich der Rezidiv- und Komplikationsrate.
A) Minimal-invasive Operation
Der operative Verschluss mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) stellt am
Universitätklinikum Leipzig den Standard dar. Hierbei bringt der
Kinderchirurg im Bauchnabel einen kleinen Schnitt an, durch den ein dünnes
Röhrchen (Trokar) in den Bauchraum eingebracht wird. Durch den Trokar wird Luft
in den Bauchraum geblasen und eine Kamera eingeführt (Bauchspiegelung). Hiermit
kann der ganze Bauch inspiziert werden. Die Bruchpforte des Leistenbruchs wird
aufgesucht und über einen winzigen Nadeleinstich in der Leiste (Stichinzision,
2-3mm) verschlossen (Abb. 2 bis 5).
Abb. 1: Operatives Setup der minimal-invasiven
Bauchspiegelung (Laparoskopie). | |
Abb. 2: Bruchlücke des Leistenbruchs beim Mädchen (Bild bei der
Laparoskopie). | |
Abb. 3: Über eine Stichinzision in der Leiste wird die Bruchlücke des
Leistenbruchs verschlossen. | |
Abb. 4: Die Bruchlücke wird unter laparoskopischer Sicht mit einem Faden
umfahren (lila Faden) | |
Abb. 5: Die Bruchlücke wird durch Zuziehen des Fadens verschlossen. | |
Die Vorteile bestehen in einem besseren kosmetischen
Ergebnis (winzige Narbe in der Leiste). Auch die kürzere
Operationszeit und weniger Wundinfektionen (durch geringeres Gewebstrauma)
sprechen für dieses Verfahren. Zusätzlich kann die Gegenseite „von innen"
beurteilt werden und bei vorliegender Bruchlücke der anderen Seite (und auch
symptomatischer Leistenhernie) im gleichen Eingriff mitversorgt werden.
Dieses Verfahren ist auch als ambulanter Eingriff möglich.
Abb. 6: Kosmetisches Ergebnis. | |
B) Offene Operation
Alternativ kann durch den Kinderchirurgen ein ca. 2cm langer Schnitt in der
Bauchhautfalte über dem Leistenkanal gesetzt werden. Im Anschluss wird nach
sorgfältiger Eröffnung des Leistenkanals der Bruchsack (Processus vaginalis
peritonei) verschlossen. Die Wunde wird mit Fäden genäht, die sich von selber
auflösen und daher nicht gezogen werden müssen. Die Narbe ist später ebenfalls
nicht sehr auffällig, da der Hautschnitt in der Bauchhautfalte erfolgt.
Narkoseverfahren
Für die operative Versorgung einer Leistenhernie ist nicht zwingend eine
Vollnarkose erforderlich. Unsere Kollegen aus der Kinderanästhesie können bei
sehr kleinen Kindern alternativ eine Regionalanästhesie
(„Wach-Kaudalanästhesie") anbieten. Hierbei werden mit einer
„Rückenmarksnarkose" die Beine und die Leiste vorübergehend betäubt, sodass die
Operation auch ohne Vollnarkose möglich ist. Dieses Verfahren nutzen wir bei der
Leistenbruchoperation ehemaliger Frühgeborener und bei Kindern, die jünger als 6
Monate sind. Die minimal-invasive Operation ist mit diesem Narkoseverfahren
allerdings nicht möglich.
Die Allgemeinnarkose wird bei Kindern ab dem 6. Lebensmonat angewendet. Das
minimal-invasive Verfahren ist hierunter problemlos möglich.
Gern klären Sie unsere Narkoseärzte im Rahmen der Operationsvorbereitung
ausführlich über die verschiedenen Anästhesieverfahren auf.