Diagnostik
Zunächst wird in der Klinik der Bauch des Neugeborenen geröntgt. Da sich nach
der Geburt der Magen- und Darmtrakt des Neugeborenen mit Luft füllt, sieht man
Luft nur bis zu dem Ort, wo durch die Atresie eine Unterbrechung in der
Kontinuität des Darms besteht (Abb. 2+3).
Abb. 2: Röntgenabdomenleeraufnahme mit erweiterten
Darmschlingen (Luft = schwarz/dunkel). Bild einer
Jejunalatresie. |  |
Abb. 3: Röntgenabdomenleeraufnahme mit erweiterten
Darmschlingen (Luft = schwarz/dunkel). Bild einer
Ileumatresie. |  |
Da Neugeborene mit einer Darmatresie nach dem Trinken erbrechen, wird ihnen ein
dünner Schlauch aus Silikon („Magensonde") durch die Nase eingeführt. Damit
werden die Sekrete (Speichel, Magensaft, Dünndarmsekret), die wegen der
Fehlbildung des Darms nicht in den weiteren „stromabwärts" gelegenen Dünndarm
fließen können, nach außen abgeführt. Ihr Kind kann in der Regel vor der
Operation auf einer Normalstation betreut werden, wo ein Elternteil fortwährend
beim Kind ist. Nur wenn Ihr Kind noch weitere Fehlbildungen hat (z.B. schwerer
Herzfehler), kann es nötig sein, es zur größtmöglichen Sicherheit auf unserer
Intensivstation zu betreuen.
Therapie
Die Operation ist einheitlich. Der vor der Atresie liegende und darum auch
überdehnte Teil (Abb. 3) des Dünndarms wird mit dem hinter dem fehlenden
Darmabschnitt liegenden sehr schmalen Teil verbunden.
Abb. 3: Intraoperatives Bild einer Jejunalatresie. Man erkennt
den deutlich erweiterten Darm (Bildmitte) und dann im Bild rechts davon (analog
der Schemazeichnung) den unterentwickelten „stromabwärts" gelegene Dünndarm.
Zwischen dem erweiterten und dem unterentwickelten Darm liegt die Atresie =
Passagehindernis. |  |
Dabei gleicht der Kinderchirurg die unterschiedliche Weite der beiden
Darmanteile operativ an. Die Operation wird über einen Bauchschnitt durchgeführt
und kann nur in ganz seltenen und ausgewählten Fällen über eine Bauchspiegelung
(laparoskopisch und damit minimalinvasiv) ausgeführt werden. Über die Vor- und
Nachteile der genauen Operation klären wir Sie vor der Operation ausführlich auf
und versuchen, all Ihre Fragen in Ruhe zu beantworten.
Operation
Wir setzen einen quer über den Oberbauch
verlaufenden Schnitt von einigen Zentimetern. Dann werden die Bauchorgane auf
weitere Fehlbildungen untersucht. Die beiden Teile des Dünndarms werden
freigelegt (Abb. 3). Der erkrankte Darmanteil (der meist nur wenige Zentimeter
lang ist) wird entfernt. Anschließend näht der Kinderchirurg die beiden Teile
zusammen. Diese Verbindung nennt man Anastomose oder im Falle der
Dünndarmatresie Jejunojejunostomie oder Ileoileostomie. Die Naht besteht aus
resorbierbarem Material. Die Fäden müssen später nicht mehr gezogen werden. Die
Narbenbildung ist von der individuellen Veranlagung abhängig. Da der Schnitt die
sogenannten Spaltlinien der Haut berücksichtigt, sind die Narben später oft
weniger sichtbar, als erwartet.
Neugeborene mit einer Dünndarmatresie müssen je nach Begleiterkrankungen und
nach weiteren Faktoren (z.B. Frühgeburtlichkeit) nach der Operation zwischen
einer Woche und einigen Wochen im Krankenhaus bleiben. Sollte Ihr Kind nicht auf
der Intensivstation liegen, werden Kind und Mutter während dieser Zeit auf der
Säuglingsstation von unseren Kinderkrankenschwestern und dem ärztlichen Team
betreut. In den ersten Tagen nach der Operation wird ihr Kind noch nicht über
den Mund oder die Magensonde ernährt, sondern intravenös, über einen Tropf. Die
Magensonde wird auch nach der Operation noch für einige Tage im Magen des Kindes
belassen. Das ist notwendig, um die Sekrete (Speichel, Magensaft,
Dünndarmsekret), die wegen einer vorübergehenden Schwellung des Dünndarms und
der allgemeinen Trägheit des Dünndarms nach der Bauchoperation den weiteren
Dünndarm noch nicht mühelos passieren können, abzuleiten.
Einige Tage nach
der Operation kann Ihr Kind über den Mund ernährt werden. Wie lange es braucht,
bis sein Darm normal funktioniert, ist jedoch nicht vorhersehbar. Jedes Kind
nimmt sich dabei seine Zeit. Wenn Ihr Kind die Nahrung vollständig trinkt und
kontinuierlich an Gewicht zunimmt, ist es gesund und kann nach Hause entlassen
werden.