Gemeinsam stark nach dem Schlaganfall | | <img alt="Prof. Dominik Michalski (li.) und Prof. Joseph Claßen im fachlichen Austausch mit Daniela Geisler, einer der Schlaganfall-Lotsinnen am UKL." src="/presse/PressImages/pic_20241025110436_26df67e811.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-10-24T22:00:00Z | Leipzig: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einem Schlaganfall zu erkranken – mit teils gravierenden Folgen: Sie reichen von dauerhaften Lähmungen, über Sprach-, Sprech- und Gedächtnisstörungen bis hin zur Harninkontinenz. Hinzukommt eine große emotionale Belastung der betroffenen Patient:innen und ihrer Angehörigen. Um das Bewusstsein für die Erkrankung in der Bevölkerung zu erhöhen, hat die Welt-Schlaganfall-Organisation 2006 den Welt-Schlaganfalltag ins Leben gerufen. Er wird jährlich am 29. Oktober mit wechselnden nationalen Schwerpunkten und Aktionen begangen. In diesem Jahr stellt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe die Nachsorge in den Fokus – ein Thema, welches auch den Schlaganfall-Expert:innen des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) am Herzen liegt. Sie laden daher Betroffene, Angehörige und Interessierte zum Austausch ein. | <p>Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu überleben, ist in den vergangenen Jahren gewachsen. "Das liegt vor allem an den Möglichkeiten der modernen Medizin. Und dennoch muss sich noch vieles ändern," sagt Prof. Dominik Michalski, Oberarzt der Schlaganfallspezialstation der <a href="/einrichtungen/neurologie">Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKL</a> und ergänzt: "Das betrifft insbesondere die Nachsorge nach einem Schlaganfall. Dieses Thema ist sehr komplex, weil es sich in der Regel über einen sehr langen Zeitraum erstreckt und neben medizinischen auch jede Menge soziale Fragen beinhaltet." <br><br>Um die Nachsorge der am <a href="/">Universitätsklinikum Leipzig</a> behandelten Patient:innen zu verbessern, kommen untern anderem Schlaganfall-Lotsinnen zum Einsatz. Sie helfen zum Beispiel, den Übergang der Patient:innen vom Krankenhaus in die Rehabilitation und später in die ambulante Betreuung abzufedern. Prof. Joseph Claßen, Direktor der der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKL, erklärt hierzu: "Die Nachsorge beginnt bereits im Krankenhaus mit der Feststellung der Risikofaktoren, die den Schlaganfall verursacht haben - seien es Diabetes, Bluthochdruck, eine Herzrhythmus-, Gerinnungs- oder eine Stoffwechselstörung. Und auch in der stationären Rehabilitation werden Schlaganfall-Patient:innen engmaschig betreut. Im Übergang in die ambulante Nachsorge jedoch besteht oft eine Lücke, die wir mit dem Einsatz unserer Lotsinnen zu schließen versuchen."<br><br>Einer aktuellen Befragung der <a href="https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/start">Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe</a> nach fühlen sich auch Angehörige häufig mit den entstehenden Herausforderungen allein gelassen. Deshalb beziehen die am UKL tätigen Schlaganfall-Lotsinnen Angehörige in ihre Suche nach Unterstützungsmöglichkeiten im Alltag, Ansprechpartner:innen für individuelle Fragen und Probleme in der häuslichen Umgebung mit ein. "Oberstes Ziel dabei ist es", sagt Prof. Dominik Michalski, "die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und das Risiko eines weiteren Schlaganfalls und von Folgeerkrankungen wie Angststörungen und Depressionen zu verringern."  <br><br>Welche konkreten Unterstützungsmöglichkeiten es für betroffene Patient:innen und Angehörige nach einem Schlaganfall gibt und welche Maßnahmen unternommen werden können, um weiteren Schlaganfällen vorzubeugen, sind Inhalt der Informationsveranstaltung des UKL anlässlich des diesjährigen Welt-Schlaganfalltags. Gezeigt wird auch der Dokumentarfilm "Alles auf Anfang", der verdeutlichen soll, wie vielfältig die Probleme nach einem Schlaganfall sind. Darüber hinaus laden Prof. Dominik Michalski und Kolleg:innen dazu ein, mit ihnen, den Lotsinnen und Vertreter:innen von Selbsthilfegruppen zum Thema Schlaganfall-Nachsorge ins Gespräch zu kommen. <br><br><strong>Gemeinsam stark nach dem Schlaganfall - Informationsveranstaltung am UKL<br></strong>Dienstag, 29.10.2024<br>17:30 Uhr - 19:30 Uhr<br>Haus 1, Seminarraum 8/9<br><a href="/">www.uniklinikum-leipzig.de</a></p>
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Besondere Struktur für die Versorgung von Erwachsenen mit Schwerbehinderung | | <img alt="Dr. Wolfgang Köhler (li.) begrüßt den Beauftragten des Bundes für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, am UKL." src="/presse/PressImages/pic_20241023154818_188e8b8b01.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-10-22T22:00:00Z | Leipzig. Seit 2017 werden in der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) in einem speziellen Zentrum schwerbehinderte Erwachsene interprofessionell versorgt. Mit diesem Medizinischen Behandlungszentrum für Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (MZEB) schließt das UKL eine große Versorgungslücke. Am 23. Oktober 2024 besuchte der Beauftragte des Bundes für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, das Behandlungszentrum, das in der Region einzigartig ist. Begrüßt wurde er dort von Prof. Christoph Josten, dem Medizinischen Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig sowie dem gesamten Team des MZEB. | <p>Am UKL begrüßt wurde Jürgen Dusel von Prof. Christoph Josten, dem Medizinischen Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig, sowie dem gesamten Team des MZEB. "Dieser Besuch ehrt uns sehr und lenkt den Blick auf die großartige, aber oft zu wenig gewürdigte Arbeit unseres MZEB", sagt Prof. Josten. Er erinnert auch an den langen Weg, der bis zum heutigen Erfolg zurückgelegt werden musste. <br>2017 startete das Zentrum, dessen Leitung ein Jahr später der erfahrene Neurologe Dr. Wolfgang Köhler bis zum Jahr 2023 übernahm. Es bietet seitdem eine spezielle ambulante Versorgung für Menschen mit schweren, komplexen Behinderungen. Damit ergänzt das<a href="/einrichtungen/neurologie/Seiten/mzeb.aspx"> MZEB</a> die Arbeit der Sozialpädiatrischen Zentren, unter anderem des <a href="/einrichtungen/kinderklinik/Seiten/sozialpaediatrisches-zentrum.aspx">SPZ an der UKL-Kinderklinik</a>. Aus anfänglich 266 Patient:innen, die hier jährlich betreut wurden, wurden im Laufe der Jahre mehr als 800. "Das zeigt anschaulich den großen Bedarf, den es an dieser Stelle gibt, gerade für Erwachsene", erläutert Dr. Wolfgang Köhler, der Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der MZEB in Deutschland ist. Unter seiner Leitung entwickelte sich das MZEB am UKL zu einer Einrichtung, die auch bei niedergelassenen Kolleg:innen geschätzt wird. Denn während Kinder und Jugendliche mit schweren Behinderungen in sozialpädiatrischen Zentren betreut werden, fallen Patient:innen mit Erreichen der Volljährigkeit oft sozusagen in ein Versorgungsloch. "Weil wir das einzige Zentrum in der Region sind, kommen wir hier jedoch zunehmend an unsere Grenzen, die von den Krankenkassen festgelegt sind. Der wirkliche Bedarf geht über diese Grenzen weit hinaus", so Köhler weiter. Ohne Vergütung kann das Klinikum die Versorgung nicht für alle anbieten, die sie nötig hätten. </p>
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<p>Hinzu kommt, dass die jetzige Versorgungsstruktur aus allen Nähten platzt. "Die aktuelle Ambulanz war zunächst als Interim gedacht, was jetzt zu Schwierigkeiten führt. Umso mehr freuen wir uns, dass nun im nächsten Neubau auf dem Klinikumsgelände auch das MZEB eine neue Heimat finden wird", beschreibt Prof. Joseph Claßen, Direktor der <a href="/einrichtungen/neurologie">Klinik für Neurologie,</a> die Perspektiven. "Es ist besonders schön, dass an den Planungen dafür auch unsere Patientinnen und Patienten mitgewirkt haben, sodass ihre Belange hier beispielgebend berücksichtigt werden können", so Claßen weiter. </p>
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<p>Im Zentrum stehen den Patient:innen neben Ärzten und Pflegekräften ebenso Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter zur Seite. Die Anbindung an die Neurologie trägt dem Umstand Rechnung, dass die Ursachen der Schwerbehinderung oft in neurologischen Erkrankungen liegen. Viele der hier behandelten Patient:innen benötigen aufgrund der schweren Einschränkungen und Behinderungen eine intensive Betreuung, die nicht an der Kliniktür endet. Allerdings stellen die Anschlussversorgung und Betreuung vor allem für bestimmte Patientengruppen zunehmend ein Problem dar, wie Dr. Caroline Bergner schildert, seit 2023 neue Leiterin des Zentrums. "Vor allem Patíent:innen mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, zum Beispiel Erkrankungen aus dem Autismusspektrum, sind von einem sehr problematischen Mangel an Betreuungsoptionen betroffen", so die Neurologin. "Wir freuen uns daher sehr, dass der Beauftragte des Bundes uns besucht und sich mit uns zu den Problemen in der medizinischen Versorgung dieser Patientengruppe austauscht."<br><br></p> |
27. Leipziger Schlaganfalltag: Die Rolle von Rehabilitation und Nachsorge bei der Langzeitversorgung Betroffener im Fokus | | <img alt="Neurologie-Klinikdirektor Prof. Joseph Claßen (li.) und Oberarzt Prof. Dominik Michalski (2.v.l.) – hier bei einer Fallbesprechung mit Alexandra Brixi (re.), Pflegerische Leiterin der Neurologischen Intensivstation und Stroke Unit, sind die wissenschaftlichen Gastgeber des 27. Leipziger Schlaganfalltages." src="/presse/PressImages/pic_20240429104822_a835d32157.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2024-04-28T22:00:00Z | Leipzig. Bei der Behandlung von Schlaganfällen spielen Themen wie die neurologische Rehabilitation und Nachsorge eine zentrale Rolle, denn die Folgen eines Schlaganfalls spüren Betroffene, aber auch ihre Angehörigen, oft jahrelang.
Im Mittelpunkt des 27. Leipziger Schlaganfalltages, einer Hybrid-Veranstaltung (vor Ort und im Netz) am Sonnabend, 4. Mai, steht daher nicht das akute Ereignis, sondern der Langzeitverlauf. Dazu berichtet Heike Herzog von ihren Erfahrungen als Schlaganfallpatientin, und bei einer Gesprächsrunde diskutieren Vertreter:innen aus den einzelnen Bereichen der sogenannten Versorgungskette. | <p>Auch die Stiftung "Deutsche Schlaganfall-Hilfe" wählt für den bundesweiten Aktionstag am 10. Mai in diesem Jahr das Motto "Ein Schlaganfall trifft nie einen Menschen allein". <br>"Aus gutem Grund haben wir Expert:innen der Rehabilitation und der Nachsorge eingeladen", erklärt Oberarzt Prof. Dominik Michalski von der <a href="/einrichtungen/neurologie">Klinik und Poliklinik für Neurologie</a> des Universitätsklinikums Leipzig (UKL), der gemeinsam mit Klinikdirektor Prof. Joseph Claßen die wissenschaftliche Leitung der Veranstaltung innehat. "Bei einer Rehabilitation geht es darum, Sprachstörungen und Lähmungen zu verbessern. Im längeren Verlauf dockt dann die Nachsorge an - auch, um zum Beispiel einen zweiten Schlaganfall zu verhindern und ein soziales Netzwerk aufzubauen, das bei den alltäglichen Herausforderungen Hilfestellungen geben kann", erläutert Prof. Michalski. <br>Neben der Perspektive von Expert:innen seien aber auch die Erfahrungen von Betroffenen wichtig, so der UKL-Neurologe, da so besser Themen identifizierbar werden, die einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen, aber dem Behandlungsteam entgehen könnten.</p>
<p>Traditionell befasst sich die Veranstaltung zudem mit aktuellen Entwicklungen in der praktischen Behandlung. In diesem Jahr geht es dabei um Störungen der Blutgerinnung als seltene, aber relevante Ursache für einen Schlaganfall. Hierzu referiert Privatdozent Dr. Christian Pfrepper, Oberarzt der <a href="/einrichtungen/medizinische-klinik-1/hämostaseologie/unser-team">UKL-Hämostaseologie</a>. <br>Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion zu den Fortschritten und Herausforderungen der lokalen Schlaganfallversorgung. Die Teilnehmenden dieser Runde bilden die sogenannte Versorgungskette ab. "Es war uns besonders wichtig, die Vertreter:innen aus den verschiedenen Behandlungsabschnitten miteinander ins Gespräch zu bringen, da alle an der Versorgung von Schlaganfall-Patient:innen beteiligt sind", erklärt Prof. Claßen. Einbezogen sind daher Mitarbeitende des Rettungsdienstes der Stadt Leipzig, der <a href="/einrichtungen/notaufnahme">UKL-Notfallaufnahme</a> und Schlaganfallspezialstation (Stroke Unit) sowie der Rehabilitations-Einrichtungen und Nachsorge. <br><br></p>
<p><strong>Rezertifizierung als "Überregionale Stroke Unit"</strong><br>Die Schlaganfallspezialstation der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Leipziger Universitätsklinikums ist kürzlich als "Überregionale Stroke Unit" rezertifiziert worden. "Wir haben damit erneut bewiesen, dass Menschen, die einen Schlaganfall erleiden, hier am UKL auf optimale Weise behandelt werden", resümiert Oberarzt Michalski und betont zugleich den Charakter der gemeinsamen Anstrengung all derjenigen, die in die Versorgung Betroffener einbezogen sind. Hierzu zählen neben dem ärztlichen und pflegerischen Personal auch Logopäd:innen, Physio- und Ergotherapeut:innen, aber auch Mitarbeitende des Funktions- und Sozialdienstes. Alexandra Brixi, Pflegerische Leiterin der Neurologischen Intensivstation und Stroke Unit, meint fasst es dann auch so zusammen: "Wir verstehen uns als multiprofessionelles Team, denn nur so ist diese exzellente Versorgung unserer Patient:innen, aber auch ihrer Angehörigen möglich. Und das liegt uns allen hier am Herzen!"<br><br><br></p>
<p><strong>27. Leipziger Schlaganfalltag</strong></p>
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<li>Sonnabend, 4. Mai 2024,</li>
<li>9 bis 13.30 Uhr</li>
<li>Mediencampus Villa Ida</li>
<li>Poetenweg 28, 04155 Leipzig</li>
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<p>Online: <a href="http://www.ukl-live.de/schlaganfalltag">www.ukl-live.de/schlaganfalltag</a></p>
<p>Die Teilnahme ist in Präsenz und online jeweils kostenfrei und ohne Voranmeldung möglich.</p> |
„Neue Therapien sind ein Meilenstein“ – wird Alzheimer jetzt heilbar? | | <img alt="Im Interview: Prof. Dr. Dorothee Saur, Neurologin am Universitätsklinikum Leipzig und Alzheimer-Expertin. Sie sagt, das Thema halte sie und ihre Kolleg:innen „in Atem“, da neue Alzheimer-Therapien vor der Zulassung stünden." src="/presse/PressImages/pic_20231102115707_073bb8d0c4.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2023-11-01T23:00:00Z | Leipzig. Alzheimer ist nicht heilbar. Doch nun stehen neue Therapien kurz vor der Zulassung. Antikörper bringen die Amyloid-Plaques im Gehirn nachweislich zum Verschwinden. Das kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen, aber nicht rückgängig machen. In Kombination mit einer frühen Diagnostik ließen sich damit allerdings Symptome wirksam aufhalten, sagt Prof. Dr. Dorothee Saur, Neurologin am Universitätsklinikum Leipzig. Im Interview gibt sie Antworten darauf, was die Entwicklung für Patient:innen bedeutet. | <p><strong>Frage: Viele Menschen fürchten sich vor einer Demenz im Alter. Nun laufen aktuell bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA Anträge auf Zulassung für zwei neue Medikamente, die den Gedächtnisverlust bekämpfen sollen. In den USA ist eines davon bereits zugelassen. Was bedeutet das für die Alzheimer-Behandlung?    <br><br></strong></p>
<p><strong>Prof. Saur:</strong> Das ist ein echter Meilenstein, darauf haben wir lange gewartet. Bisher haben wir keine wirksamen Therapien, um den bei einer Demenz einsetzenden Prozess des Abbaus kognitiver Fähigkeiten zu beeinflussen. Die jetzt vor der Zulassung stehenden zwei Therapien setzen genau da an - sie bremsen den Verlust an Gehirn- und Gedächtnisleistung. Das geschieht, indem die verabreichten Antikörper das Immunsystem so stimulieren, dass dieses die vorhandenen Amyloid-Ablagerung im Gehirn, die Plaques, angreift und entsorgt. Das lässt sich mit speziellen PET-Gehirnscans gut nachvollziehen - vorhandene Ablagerungen verschwinden nahezu vollständig. Allerdings wird dadurch bisher das Fortschreiten der Erkrankung noch nicht gestoppt, nur deutlich verlangsamt. Für die Betroffenen macht das aber einen großen Unterschied: Das könnte weitere Lebensjahre mit geringeren Einschränkungen bedeuten. </p>
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<p><strong>Gilt das für alle Alzheimer-Betroffene, oder gibt es Einschränkungen?       <br><br></strong></p>
<p><strong>Prof. Saur:</strong> Es eröffnet uns vor allem bei Menschen mit einem sehr frühen Stadium der Demenz ganz neue Möglichkeiten. Wir können dank moderner Methoden zur Diagnostik inzwischen sehr genau erkennen, ob eine frühe Form der Alzheimererkrankung vorliegt. Die Betroffenen merken da noch nicht viel von der Krankheit im Alltag, haben vielleicht ganz leichte kognitive Störungen, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen. Wir sehen aber mittels PET-Scans oder der Nervenwasserdiagnostik schon, dass hier der Erkrankungsprozess bereits eingesetzt hat. Mit den neuen Mitteln können wir in dieser Phase die Behandlung beginnen und das Voranschreiten um bis zu 30 Prozent verlangsamen. Das ist ein echter Vorteil für die Patient:innen, deren ja noch überwiegend intakte Hirnfunktionen sich damit möglicherweise nicht so schnell verschlechtern. Für diese Gruppe wäre daher der Effekt am größten, sodass wir davon ausgehen, dass die Therapien für Frühverläufe zugelassen werden, auch wenn die Zulassungskriterien derzeit noch offen sind. </p>
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<p><strong>Wann rechnen Sie damit, dass die Therapien in der Klinik ankommen? </strong></p>
<p><br><strong>Prof. Saur:</strong> Wir rechnen in Deutschland im Frühsommer 2024 damit. Und dann brauchen wir die entsprechenden Voraussetzungen für die sehr aufwändigen Therapien: Die Bildgebung und Nervenwasseruntersuchung für die Frühdiagnostik und die Therapieplätze. Zum einen müssen die mehrstündigen Infusionen, um die es sich dabei handelt, regelmäßig im Abstand von zwei bis vier Wochen verabreicht werden. Wir sprechen dabei über eine Behandlung, die über mehrere Monate dauern wird, wobei die genaue Dauer noch gar nicht bekannt ist. Die Patient:innen müssen in dieser Zeit gut betreut werden, mit regelmäßigen MRT-Untersuchungen zur Verlaufskontrolle, vor allem zu Beginn der Therapie. Zwar gilt die Therapie grundsätzlich als gut verträglich, aber jeder reagiert individuell, und auch hier gibt es unerwünschte Reaktionen, die rechtzeitig erfasst und behandelt werden müssen.  </p>
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<p><strong>Wie beschäftigt Sie das in der Neurologie am UKL, bereiten Sie sich darauf vor?  <br><br></strong></p>
<p><strong>Prof. Saur:</strong> Das Thema hält uns in Atem. Für Deutschland geht die Deutsche Alzheimer Gesellschaft von 430.000 neuen Demenzerkrankungen pro Jahr aus. In etwa Dreiviertel der Fälle handelt es sich um eine Alzheimer-Erkrankung. Alzheimer-Therapeutika könnten daher schnell in die Gruppe der verordnungsstärksten Arzneimittel aufrücken. <br>Die Strukturen sind dafür aber noch nicht vorbereitet. Wir arbeiten derzeit daran, das zu ändern und an dieser Stelle Vorreiter zu werden. Die niedergelassenen Neurolog:innen in den Praxen werden hier viel leisten können, aber zweifellos nicht komplett alles abdecken. <br>Wir rechnen mit einer großen Nachfrage, für die wir unsere Demenzsprechstunde entsprechend ausstatten wollen. Wir bereiten uns aber auch darauf vor, an dieser Stelle begleitend weiter zu forschen. Wir wissen noch nicht, welche Auswirkungen die Therapien auf lange Sicht haben, das muss beobachtet und ausgewertet werden.  <br>Aber insgesamt ist dies ein großer Schritt. Das, was wir hier erleben, ist zudem nur ein Anfang. Es wird weitere Ansätze geben, beispielsweise zur Diagnostik mittels eines Bluttests, und auch zur Therapie. Denn auch wenn wir die Amyloid-Ablagerung jetzt bekämpfen können, gegen den zweiten Krankheitsauslöser bei Alzheimer, die veränderten Tau-Proteine, ist die Entwicklung noch nicht so weit.</p>
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<p><strong>Fachveranstaltung zum Thema </strong></p>
<p>Für interessiertes Fachpublikum bieten die <a href="/einrichtungen/neurologie">Neurologen am Universitätsklinikum Leipzig</a> zu diesem Thema am 29. November ein Fachsymposium an. </p>
<p>Mehr Informationen dazu finden Sie hier: <a href="/veranstaltungen/Seiten/Veranstaltung_5881.aspx">Klinisch-Neurowissenschaftliches Kolloquium: Minisymposium "Demenzen" (uniklinikum-leipzig.de)</a></p> |
Leben nach Schlaganfall: Aus Erfahrungen lernen | | <img alt="Prof. Dominik Michalski, Oberarzt der Stroke Unit und Neurologischen Intensivstation, im Austausch mit Daniela Geisler, Pflegefachkraft und Schlaganfalllotsin." src="/presse/PressImages/pic_20231017112201_9cc6694dc4.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2023-10-16T22:00:00Z | Leipzig. Ende Oktober wird der Welt-Schlaganfalltag begangen. Mit dem Leitsatz "Jeder Schlaganfall ist ein Notfall – 112!" betont die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, wie wichtig die schnelle Alarmierung des Rettungsdienstes und die nachfolgende Therapie ist.
Doch wie geht es nach dem Schlaganfall für die Betroffenen weiter? Dieser Frage gehen Expert:innen des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) nach und laden am Dienstag, 24. Oktober, zu einer Informationsveranstaltung ein. Thema: "Leben nach Schlaganfall: Aus Erfahrungen lernen". | <p>Der erste Teil des Programms beginnt mit einer Lesung der Autorin Heike Herzog aus ihrem Buch "Denn nach einem Schlaganfall ist nichts mehr, wie es war". Die gebürtige Radebeulerin, 1968 in Görlitz geboren, weiß aus eigenem Erleben, wovon sie schreibt und spricht: Am 27. Oktober 2016 erleidet sie einen Schlaganfall. Was sie damals direkt nach dem Ereignis und in den schwierigen Monaten danach fühlte und erlebte und wie es ihr gelang, auch über das Schreiben einen neuen Lebensweg zu finden, möchte Herzog allen Teilnehmenden der Veranstaltung am UKL näherbringen.  </p>
<p>Im zweiten Teil der Veranstaltung steht der Austausch von Erfahrungen mit dem Schlaganfall im Zentrum einer Gesprächs- und Fragerunde. Carsten Zeuke und Dagmar Grundmann, Gründerin und Sprecherin der "Selbsthilfegruppe Gehirnschäden, Leipzig" berichten als Betroffene von ihrem Leben nach einem solchen einschneidenden Ereignis. </p>
<p>Daniela Geisler, Pflegefachkraft und Schlaganfall-Lotsin der <a href="/einrichtungen/neurologie/informationen-für-patienten/struktur-der-klinik#Intensivtherapiestation%20und%20Schlaganfallspezialstation">Stroke Unit, der Schlaganfall-Spezialstation des UKL</a>, schildert ihre Erfahrungen aus Sicht einer Lotsin, die Patient:innen weit über den stationären Aufenthalt hinaus begleitet und Unterstützung in vielfältigster Weise anbietet. Weil Nachsorge meist sehr individuell gestaltet werden muss, hilft Geisler ihren Patient:innen durch den "Dschungel des Gesundheitssystems". "Wir haben in Deutschland ein sehr gutes, aber auch komplexes System von Leistungen. Betroffene kennen sich oft nicht genügend aus. Hier helfen wir mit der Funktion der Schlaganfall-Lotsin weiter", erläutert Prof. Dominik Michalski, Oberarzt auf der Stroke Unit und Organisator der Veranstaltung. Notwendig sei diese über den stationären Aufenthalt hinausgehende Betreuung auch, so Prof. Michalski, weil bei einem relevanten Anteil der Patient:innen trotz erfolgreicher Behandlung in der Akutsituation über länger Zeit oder sogar dauerhaft Einschränkungen bestehen bleiben: "Wir sprechen hier beispielsweise von halbseitigen Lähmungen, die die Mobilität einschränken, Problemen beim Sprechen oder Störungen des Gedächtnisses."</p>
<p>Marlen Trinks leitet die Angehörigensprechstunde, welche die Klinik im vergangenen Jahr etabliert hatte. In der Akutphase nach einem "Schlag" und während des Übergangs zur Nachsorge nehmen die Angehörigen der Patient:innen eine wichtige Rolle ein, sind allerdings oft verunsichert und ratlos. Trinks, selbst Pflegefachkraft und Stroke Nurse, steht mit Rat und Tat zur Seite. "Dieses Angebot hat nicht jede Klinik vorzuweisen", betont Prof. Michalski. </p>
<p>Elvira Miedtank vom Kliniksozialdienst des UKL wiederum kümmert sich um die richtige Reha-Maßnahme und unterstützt beispielsweise bei der Beantragung eines Pflegegrades.  <br>Prof. Michalski gibt abschließend noch selbst Einblicke in die Akutbehandlung und Nachsorge aus medizinischer Sicht. </p>
<p>Aufgrund begrenzter Teilnehmerzahl wird um eine telefonische Anmeldung gebeten.</p>
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<p><strong>Informationsveranstaltung: "Leben nach Schlaganfall: Aus Erfahrungen lernen"</strong></p>
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<li>Dienstag, 24. Oktober 2023, 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr</li>
<li>Universitätsklinikum Leipzig, Haus 1, Seminarraum 8/9</li>
<li>Liebigstraße 12, 04103 Leipzig</li>
</ul>
<p><strong>Anmeldung</strong> unter Telefon: 0341 / 97 - 24207.</p> |