Ein akutes Nierenversagen entwickelt sich relativ schnell und kann sich binnen
weniger Wochen wieder erholen.
Das akute Nierenversagen
Das akute Nierenversagen kann, aber muss nicht mit einem strukturellen
Schaden der Nieren einhergehen bzw. kann auch wieder ohne weitere Konsequenzen
abheilen. Letzteres ist nicht immer der Fall: Nach 3 Jahren werden bis zu 28 Prozent
der Patienten dialysepflichtig, die vor dem akuten Nierenversagen schon eine
chronische Niereninsuffizienz hatten. Fast 8 Prozent der Patienten, die vor der akuten
Niereninsuffizienz keine Einschränkung der Nierenfunktion aufwiesen, müssen
ebenfalls nach 3 Jahren in das chronische Hämodialyseprogramm aufgenommen
werden.
Ursachen für ein schnelles Versagen der Nieren finden sich anatomisch gesehen
entweder vor, in oder nach der Niere. Z.B. kann ein unfallbedingter Blutverlust
zur mangelnden Versorgung der Nieren mit Nährstoffen führen (vor der Niere
= prärenal). Schwere Erkrankungen des Herzens und der Leber
können ebenfalls Faktoren sein, die zu einem prärenalen Nierenversagen führen.
Dauert dieses meist wieder zu behebende prärenale Nierenversagen zu lange, tritt
ein echter struktureller Schaden der Nieren ein. Man bezeichnet letzteres auch
als Nierenversagen „im eigentlichen Sinne" (in der Niere
= intrarenal). Meist werden solche intrarenalen Nierenversagen
durch Missbrauch oder unachtsamen Gebrauch von Medikamenten hervorgerufen.
Deswegen ist es eines der wichtigsten Anliegen der Nierenspezialisten, jede
vorliegende Nierenschädigung darauf zu prüfen, ob hier potentiell toxische
Effekte von Medikamenten eine Rolle gespielt haben.
In der Klinik ist es oft eine große Herausforderung, ein prärenales
von einem intrarenalen Nierenversagen zu unterscheiden. Hier gibt erst eine
Reihe von hochspezifischen Parametern Auskunft, welche meist nur an größeren
Klinikeinrichtungen bestimmt werden können.
Urin-Parameter | Nierenversagen |
| Prärenal | Intrarenal |
Urin-Osmolarität [mOsm/kg] | >500 | ≈300 |
Urin-/Plasma-Osmolarität-Ratio | >1,1 | 0,9-1,05 |
Urin-Natrium [mM] | <10 | >30-40 |
Fraktionelle Natrium-Exkretion [%] (nicht bei Diuretika!) | <1 | >2 |
Fraktionelle Harnsäure-Exkretion [%] | <7 | >15 |
Fraktionelle Harnstoff-Exkretion [%] | <35 | >35 |
Ein akutes Nierenversagen kann auch durch Steine im ableitenden Harnsystem
infolge Rückstau des filtrierten Urins entstehen. Hier spricht man dann vom
postrenalen (nach der Niere = postrenal) Nierenversagen.
Postrenale Störungen können sehr einfach über eine Ultraschalluntersuchung
identifiziert werden. Die Diagnostik des postrenalen Nierenversagens ist die
Domäne unserer urologischen Kollegen. An unserem Klinikum arbeiten wir sehr eng
miteinander, um auch diese Form des Nierenversagens einer schnellen und
effizienten Therapie zukommen zu lassen.