Übergewicht hat in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Neben den nachteiligen Folgen für den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System stört Übergewicht die Immun- und Entzündungsreaktionen, was Entzündungs- und Autoimmunprozesse begünstigt. So verstärkt Übergewicht die Schwere vieler entzündlicher Erkrankungen wie zum Beispiel der Psoriasis, einer chronisch-entzündlichen Hauterkrankung. Diese Tatsachen unterstreichen das Ausmaß dieser Herausforderung und die Notwendigkeit, den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Entzündungen zu verstehen.
Klinische Studien zu Psoriasis
In unserem Labor untersuchen wir den Zusammenhang zwischen Übergewicht und entzündlichen Hauterkrankungen wie der Psoriasis. Wir haben vor kurzem in Mausmodellen und in vitro Ansätzen gezeigt, dass gesättigte Fettsäuren und S100A9 wichtige Faktoren für die durch Übergewicht verursachte Verstärkung der Hautentzündung sind. Diese Erkenntnisse werden nun in klinischen Studien umgesetzt.

Mechanismen der Übergewicht-induzierten Verstärkung von Entzündungsreaktionen in der Haut
A) Übergewicht oder eine fettreiche Ernährung führen zu einer Erhöhung der gesättigten Fettsäuren (SFA), die unter homöostatischen Bedingungen keine Auswirkungen auf die Haut haben.
B) Die Freisetzung von S100A9 bei Verletzungen/Entzündungen in Abwesenheit erhöhter SFA fördert nicht die Aktivierung von Makrophagen/Monozyten.
C) Bei Verletzungen/Entzündungen wird S100A9 freigesetzt. Die Bindung von S100A9 an TLR4 und die Aktivierung von NFkB induziert die Genexpression von IL-1b in Makrophagen. In Gegenwart von hohem SFA, wie bei Übergewicht oder fettreicher Ernährung, wird das Inflammasom in den Zellen aktiviert, was zur Freisetzung von IL-1b führt. Das von den Makrophagen freigesetzte IL-1b verstärkt wiederum die Expression von S100A9 in der Epidermis und im dWAT, wodurch eine anhaltende S100A9-Reaktion bei Entzündungen in der Haut ausgelöst wird. S100A9 beeinträchtigt außerdem die Makrophagenaktivierung und -polarisierung und verhindert so die Auflösung der Hautentzündung, was schließlich zu einer anhaltenden und verstärkten Hautentzündung und einer beeinträchtigten Gewebereparatur beiträgt.
(aus: Franz S, Ertel A, Engel KM, Simon JC, Saalbach A. Theranostics. 2022; 12: 1659–82.)