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Kranioplastie (Schädeldefektdeckung)

​​In den letzten Jahren kommt es zunehmend zu medizinischen Fragen zur Abdeckung von Schädeldefekten (Kalottendefekt) nach einer Intensivtherapie akuter Hirnerkrankungen.

Ursachen dafür können sein

  1. Druckentlastende Entdeckelungen bei schwerer intrakranieller Drucksteigerung (50 Prozent der Fälle)
  2. Schwere Traumata mit multiplen Frakturen ohne rekonstruktive Möglichkeit aus körpereigenen Knochen
  3. Tumorentfernung mit Knochenbeteiligung
  4. Aseptisches absterbendes Knochengewebe und Entfernung nach neurochirurgischen Eingriffen mit passagerer Kraniotomie
  5. Infektionen (lokal und generalisiert) mit Knochenbeteiligung nach neurochirurgischen Operationen
  6. Abstoßungen auf andere Ersatzmaterialien


Eine Deckung des Schädeldefektes ist mit eigenem Knochen nach der Kraniotomie empfehlenswert, auch wenn die Infektionsraten beträchtlich sind (bis 25 Prozent). Nach guter Implantation kann eine sehr gute individuelle Defektdeckung durch Knochenintegration erreicht werden.

Trotzdem gibt es eine wachsende Anzahl von Patient:innen, bei denen der eigene Knochen nicht genutzt werden kann. Diese Patient:innen können verstärkt an Kopfschmerzen, fokalen Symptomen, Epilepsie, „sinking skalp flap syndrom" und hirnorganischen Psychosyndromen leiden. Bei großen Defekten können Hirnprolaps (hervorquellende pulsierende Hirnmasse) und Hirnshift (Hirnverlagerungen) auftreten. Ausgrenzung und depressive Stimmungen sind häufig. Die optimale Schädeldefektdeckung (Kranioplastie) hat Einflüsse auf funktionelle, psychische und ästhetische Aspekte.

Deshalb spielen die richtige Auswahl des Materials und der Fertigungsprozess des Implantates für eine hohe Passgenauigkeit eine wichtige Rolle und haben entscheidenden Einfluss auf die intraoperative Handhabung und den postoperativen Heilungsprozess. Für die Neurochirurgie werden in Deutschland verschiedene Materialien und Fertigungen angeboten. Kleinere Defekte unter 4 cm x 4 cm sind prinzipiell durch Knochenersatz (Calvarian split, Hüftknochen), Titannetze oder PMMA abdeckbar. Dabei wird die Passform intraoperativ erstellt.

Bei größeren oder komplexeren Schädeldefekten wird diese Möglichkeit aus kosmetischen und funktionellen Gründen nicht empfohlen, um einen optimalen Implantat-Knochenübergang zu erreichen und die notwendige Stabilität des Implantates zu gewährleisten. Für diese Defekte wird eine individuelle CAD / CAM- (computer aided design / manufactured) basierte Herstellung durchgeführt. Durch die Entwicklung am Computer kann das Implantat passgenau zum umgebenden Knochen angefertigt werden.

Zur Materialauswahl stehen derzeit in Leipzig Titan und Hydroxylapatit zur Verfügung. Titan überzeugt durch seine Stabilität und Verträglichkeit bei fehlender Osteomigration und möglicher Thermosensibilität. Hydroxylapatit ist dem Knochen nachempfunden und soll osteomigrativ wirken.

Die Neurochirurgische Klinik, als Zentrum für diesen Behandlungsschwerpunkt, bietet zusätzlich die Möglichkeit einer ambulanten Beratung.

Patientenselbsthilfegruppe

Liebigstraße 20, Haus 4
04103 Leipzig
Sekretariat:
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Ambulanz:
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Fax:
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