Sie sind hier: Skip Navigation LinksKlinik und Poliklinik für Strahlentherapie

Prostatakarzinom

Bestrahlungsindikationen

​Die Strahlentherapie ist einer der wichtigen Grundpfeiler der Therapie des Prostatakarzinoms und kann in verschiedenen Konstellationen zum Einsatz kommen.

1. Bestrahlung als alleinige Therapiemaßnahme anstatt Operation

Die Bestrahlung ist darauf ausgerichtet, die Dosis gezielt im Tumorgebiet zu applizieren und den Tumor radikal zu zerstören. Wird der Krebs rechtzeitig erkannt, erreicht eine alleinige Bestrahlung Heilungsraten zwischen 85 und 95 Prozent.

2. Bestrahlung nach einer Operation, wenn die Aufarbeitung des histologischen Materials ein hohes Rückfallrisiko nahelegt

Die Bestrahlung zielt darauf ab, verbliebene mikroskopische kleine Tumorzellnester im OP-Gebiet abzutöten und damit die Heilungschance zu verbessern.

3. Bestrahlung bei lokalem oder regionären (Lymphknotenmetastasen) / Rückfall nach alleiniger Operation (sogenanntes PSA-rezidiv)

Die Bestrahlung ist darauf ausgerichtet, die Rezidivherde abzutöten und eine Heilung zu erzielen.

4. Bestrahlung bei Fernmetastasen

Prostatakarzinome, insbesondere wenn sie ein aggressives Wachstumsmuster aufzeigen, können Tochtergeschwülste im Körper ausbilden. Betroffen ist vorwiegend das Skelettsystem. Die Strahlentherapie kann zur Linderung von Symptomen eingesetzt werden. Bei begrenztem Ausmaß der Metastasierung (sog. Oligometastatische Erkrankung) kann sie auch mit dem Ziel einer Heilung zur Anwendung kommen. Näheres finden Sie auf der Seite Metastasen.

Welche Bestrahlungstechniken kommen zum Einsatz

​Zur Anwendung kommen modernste Bestrahlungstechniken, die auf einer computergestützten Bestrahlungsplanung beruhen. Durch die intensitätsmodulierte Radiotherapie erreichen wir eine individuelle Anpassung der Therapiefelder mit dem Ziel einer zuverlässigen Erfassung des Zielgebietes bei gleichzeitiger Schonung von Blase und Enddarm. Es erfolgt immer eine begleitende Lagerungskontrolle während der Strahlenbehandlung durch moderne bildgebende Verfahren. Dabei kann sowohl eine Abweichung der Patientenlagerung als auch eine Lageänderung der Prostata im Becken z.B. durch Änderung der Enddarmfüllung dargestellt und ggf. korrigiert werden. Nähere Informationen finden Sie auf der Seite Bildgeführte Strahlentherapie – IGRT.

​ ​IMRT Bestrahlung: 3-D Ansicht der computergestützten Bestrahlungsplanung

IMRT Bestrahlung: Transversalschnitt mit Isodosenverteilung

IMRT Bestrahlung: Saggitalschnitt mit Isodosenverteilung


Die interstitielle Brachytherapie ist eine Kontakttherapie, bei der Hohlnadeln unter Ultraschallkontrolle über den Damm in die Prostata eingeführt werden, welche dann im Nachladeverfahren (Afterloading) mit einer radioaktiven Strahlenquelle (Ir192) beladen werden. Die Brachytherapie wird als Dosisaufsättigung mit der Bestrahlung von außen kombiniert. In zwei Sitzungen wird jeweils eine hohe Dosis (10 Gy) appliziert (HDR – High Dose Rate). Als Planungssystem verwenden wir das moderne Oncentra-Prostate der Firma Elekta, welches aktuell die exakteste Therapieplanung und höchste Therapiequalität erlaubt.

Welche Therapiekonzepte gibt es?

​Für die Behandlung des Prostatakarzinoms stehen unterschiedliche Konzepte zur Verfügung, aus denen für jeden Patienten individuell das günstigste ausgewählt werden kann. Einflussfaktoren sind u.a. das Risikoprofil, der Therapieansatz (alleinige Bestrahlung oder postoperative Bestrahlung), Begleiterkrankungen und nicht zuletzt die Präferenz des Patienten. Bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapie orientieren wir uns an den Leitlinien für Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Prostatakarzinoms der Deutschen Krebsgesellschaft (S3-Leitlinien).

Konventionell fraktionierte Strahlentherapie der Prostata bzw. Prostataloge mit oder ohne Erfassung der Lymphabflussgebieten des Beckens

In Standardfraktionierung erfolgt die Radiotherapie an fünf Wochentagen über einen Zeitraum von 7 - 8 Wochen. Falls indiziert, werden in den ersten ca. fünf Wochen die Lymphabflussgebiete des Beckens mit erfasst.

Hypofraktionierte Bestrahlung

Basierend auf unseren aktuellen Erfahrungen können wir unsere Bestrahlungs-konzepte weiter optimieren und durch eine Einführung hoher Einzeldosen eine bessere Tumorkontrolle und damit Heilungswahrscheinlichkeit in der alleinigen Radiotherapie bei mittlerem und hohem Risikoprofil und vor allem aber eine Verkürzung der Bestrahlungszeit erreichen. Die IMRT kann in Form einer integrierten Aufsättigung eine hohe Einzeldosis im Tumorgebiet applizieren, sogenanntes „Dose Painting" oder auch „integrierter Boost". Die Behandlungszeit kann so von ca. 7 ½ Wochen auf ca. 5 ½  Wochen um etwa 2 Wochen verkürzt werden. Zudem kann eine verbesserte Tumorkontrolle erwartet werden, da die biologisch effektive Tumordosis im Tumorgebiet gesteigert wird. Bei Patienten mit niedrigem Risikoprofil wird lediglich die Gesamtbehandlungszeit durch eine Erhöhung der Einzeldosis und Senkung der Enddosis verkürzt.

HDR-Brachytherapie

Bei der primären Radiotherapie kann die Bestrahlung von außen mit einer interstitiellen Brachytherapie kombiniert werden. Bei der Brachytherapie können sehr hohe Einzeldosen (10 Gy) in sehr kurzer Zeit appliziert werden, wodurch insbesondere beim mittleren oder hohen Risikoprofil eine bessere Tumorkontrolle erwartet wird. Die Brachytherapie erfolgt im Rahmen einer ca. 5-wöchigen Bestrahlung von außen in 2 Sitzungen mit einem Abstand von in der Regel 2 Wochen (z.B. in der 2. und 4. Bestrahlungswoche). Weitere Informationen finden Sie auf der Seite Brachytherapie.

Behandlungsablauf

​Detaillierte Informationen zur Erstvorstellung mit Aufklärungsgespräch und der Bestrahlungsplanung finden Sie auf der Seite „Ihre Behandlung in der Strahlentherapie".

1. Termin – Planung

  • Anpassung der Lagerungshilfsmittel
  • Durchführung des Planungs-CT in der festgelegten Position unter definierter Blasenfüllung

2. Termin – Simulation

  • Nach Erstellung des Bestrahlungsplanes durch einen Medizin-Physik-Experten und Prüfung des Planes durch einen Facharzt erfolgt die Kontrolle der einzelnen Therapiefelder mit Hilfe eines Durchleuchtungsgerätes (sog. „Simulation").
  • Anbringen von Markierungen auf der Haut zur späteren Reproduzierbarkeit der Patientenlagerung.

3. weitere Termine – Bestrahlung am Linearbeschleuniger

  • Ersteinstellung am Bestrahlungsgerät mit bildgebender Lagerungskontrolle
  • Fraktionierte Bestrahlungsserie 5x wöchentlich, Dauer ca. 10 Minuten
  • regelmäßige Lagerungskontrolle durch MTRA und bildgebende Verfahren

4. HDR-Brachytherapie

  • 2 Applikationen im Abstand von in der Regel 2 Wochen
  • stationär

Aufnahmetag

In der Leitstelle werden zunächst Ihre Daten erhoben und in das klinikweite Informationssystem eingepflegt. Danach nehmen wir Ihnen Blut ab und untersuchen es vor allem auf ausreichende Gerinnung. Sollten Sie Blutverdünner einnehmen, müssen wir diese vor der Afterloading-Therapie medikamentös umsetzen.

Operationstag

Die Einlage der Hohlnadeln findet entweder unter Vollnarkose oder unter Betäubung der unteren Körperhälfte (Lumbalanästhesie) statt. Die Einzelheiten bespricht vorab der Anästhesist mit Ihnen. Für den Eingriff muss ein Blasenkatheter gelegt werden. Die Behandlung dauert insgesamt circa eine Stunde. Sie umfasst neben der Einlage der Hohlnadeln in die Prostata, die Berechnung des Bestrahlungsplanes, die Lagekontrolle der Applikatoren und die Bestrahlung. Anschließend werden Sie zur Überwachung auf unsere Station verlegt. Wir kontrollieren Ihren Urin und führen eine Restharnbestimmung durch. Am ersten Tag nach der HDR-Brachytherapie können Sie die Station verlassen.

Verträglichkeit der Behandlung und Verhaltenshinweise

​Angesichts hoher Heilungsaussichten rückt die Lebensqualität in den Mittelpunkt der Behandlung. Durch die neuesten Entwicklungen in der Strahlentherapie treten gravierende Nebenwirkungen nur sehr selten auf, so dass die Lebensqualität nach der Therapie in den allermeisten Fällen nicht beeinträchtigt wird. Im Bestrahlungszeitraum kann es zu Reizungen im Bereich des Enddarmes, der Harnblase oder der Haut kommen. Eine Enddarmreizung zeigt sich durch gehäuften Stuhldrang und evtl. schmerzhaften Stuhlgang. In seltenen Fällen kann es zu Schleim- oder Blutabgang kommen. Insbesondere bei Mitbehandlung der Lymphknotengebiete im Becken kann es gelegentlich zu Durchfällen kommen. Eine Harnblasenreizung manifestiert sich durch gehäuften Harndrang und z.B. Brennen beim Wasserlassen. Durch Einhaltung der folgenden Hinweise können Sie das Risiko für Nebenwirkungen reduzieren.

Sie können während der Therapie Ihre gewohnte Lebensführung grundsätzlich beibehalten, sollten jedoch folgende Ratschläge berücksichtigen:

  • Tragen Sie keine Reizstoffe auf die Haut in der Beckenregion auf.
  • Verwenden Sie beim Waschen und Duschen mit warmem Wasser keine Seife, da Ihre Haut vorübergehend die Fähigkeit zur eigenen Schutzstoffbildung verliert.
  • Fette, scharf gebratene sowie schwere Speisen, scharfe Würzungen, frische Salate und rohes, blähendes Obst sollten Sie vermeiden.
  • Tendenziell günstig wirken sich Kartoffeln, Reis und gekochtes Gemüse aus. Auch Bananen und schwarze Schokolade können hilfreich sein.
  • Verzehren Sie Milchprodukte in kleinen Mengen. Die enthaltenen Säurebakterien können Durchfall provozieren.
  • Achten Sie darauf, genügend zu trinken.
  • Vermeiden Sie drückende, beengende sowie aus Synthetikmaterial bestehende Kleidung.
  • Sorgen Sie zur Bestrahlungssitzung für eine gut gefüllte Harnblase.  Bei gefüllter Blase wird ein Großteil der Blasenwand aus dem Bestrahlungsfeld herausgehalten. Dadurch sinkt das Risiko von Nebenwirkungen maßgeblich. Trinken Sie dazu circa 30 Minuten bis eine Stunde vor der Bestrahlung einen halben Liter Flüssigkeit und gehen Sie erst nach der Bestrahlungssitzung zur Toilette. Nähere Informationen erhalten Siewährend des Aufklärungsgesprächs in Form eines Trinkprotokolls.

Nachsorge

​Die Nachsorge wird durch die strahlentherapeutische Gesetzgebung vorgeschrieben. Sie erfolgt in enger Kooperation mit dem überweisenden Arzt.

Ca. acht Wochen nach Abschluss der Strahlentherapiebehandlung erfolgt eine Nachkontrolluntersuchung. Der Termin wird Ihnen mitgeteilt. Danach erfolgen einmal jährlich weitere Kontrolluntersuchungen in der Strahlentherapie-Ambulanz. Die Untersuchungen dienen insbesondere der Erkennung, Erfassung und ggf. Behandlung radiogener Spätnebenwirkungen. Zusätzlich wird auch der onkologische Verlauf dokumentiert. Hierzu sollten möglichst Informationen zu anderen Kontrolluntersuchungen (z.B. PSA-Werte) mitgebracht werden. Die onkologische Nachsorge selbst erfolgt durch den zuständigen Facharzt für Urologie. 

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