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Lymphabfluss-Szintigraphie

Die Wächterlymphknoten-Entfernung hat ihren Ursprung in der Diagnostik von Peniskarzinomen. Sie wurde bald auf andere Tumore, die sich vorrangig über das Lymphsystem ausbreiten bzw. absiedeln, übertragen. So erfolgt in Deutschland derzeit ein routinemäßiger Einsatz dieser Methode beim Mammakarzinom, malignen Melanom der Haut, malignen Tumoren im Mund-, Kiefer- und Gesichts- Bereich sowie beim Prostatakarzinom.

Um den Wächterlymphknoten (engl. Sentinel lymph node = SLN) ausfindig zu machen, wird in Deutschland standardmäßig das nuklearmedizinische Verfahren der Lymphabfluss-Szintigrafie eingesetzt.​

Sentinel Lymph Node (SLN)

​Der Wächterlymphknoten ist der erste Lymphknoten, der im Abflussgebiet eines Tumors liegt und über eine eigene Lymphbahn verfügt. Weil der Lymphabfluss variabel und damit oft nicht vorhersagbar ist, muss bei jedem Patienten die individuelle Lage des SLN mittels Lymphabfluss-Szintigrafie dargestellt werden.

Die Entfernung des SLN erfolgt meist im Rahmen der Tumoroperation oder einer Nachresektion des Tumors mit Vergrößerung des Sicherheitsabstandes. Nach der Entfernung wird der SLN durch die Pathologen untersucht unter der Fragestellung eines Befalles durch abgesiedelte Tumorzellen. Der Nicht-Befall bzw. Befall des SLN durch abgesiedelte Tumorzellen dient als Wegweiser, ob eine Absiedlung des Tumors über die Lymphbahnen bereits erfolgt ist oder nicht. Diese Aussage ist für die weitere Therapie entscheidend.

Der individuelle Nutzen für den Patienten ergibt sich aus der Reduktion der operativ zu entfernenden Lymphknoten. Gegenüber der konventionellen Lymphadenektomie (Entfernung sämtlicher möglicherweise befallener Lymphknoten) ist außerdem eine wesentlich aufwendigere histologische Untersuchung von wenigen SLN möglich (z.B. Serienschnitte, Immunhistochemie).

In-transit Lymphknoten (ILN)

​In-transit Lymphknoten zeichnet aus, dass sie sich in der Frühaufnahme wie SLN darstellen, aber ihre Signale bei Spätaufnahmen nicht mehr nachweisbar sind. Das zweite Charakteristikum der ILN ist ihre Lokalisation irgendwo zwischen Primum und drainierter LK-Region. Sie können sowohl parallel als auch in Serie zur primären Lymphabflussregion mit dem SLN geschaltet sein. ILN treten gehäuft am Körperstamm auf.

Weil sich In-transit- Lymphknoten in den Spätaufnahmen nicht mehr nachweisen lassen - im Gegensatz zum SLN - wird davon ausgegangen, dass Tumorzellen in gleicher Weise wie das Radiopharmakon den ILN passieren und erst auf der Ebene des SLN zurückgehalten werden. Deswegen wird der SLN als Indikator für eine lymphogene Aussaat des Tumors untersucht und in der Regel nicht die In-transit-Lymphknoten.

Ziele der Lymphabfluss-Szintigrafie

  • ​Darstellung der individuellen Lymphabflussgefäße aus der Tumorregion
  • Identifikation aller vom Tumor abführenden Lymphabflussbahnen
  • Identifikation von In-transit-Lymphknoten (ILN)
  • Feststellung der Anzahl an Sentinel Lymph Nodes und deren Lokalisation
  • Abgrenzung der SLN von anderen Lymphknoten der jeweiligen Lymphknotenregion

Untersuchungsablauf

​Die Applikation des Radiopharmakons erfolgt in oder unter die Haut (je nach Tumorart). Die beim Transport bis in die Lymphknoten emittierte Strahlung erkennt man in der Frühaufnahmeserie der Lymphabfluss-Szintigramme. Die Partikel werden aufgrund ihrer Größe im Lymphknoten zurückgehalten.

Die Anreicherung des Tracers erfolgt besonders im SLN, der als erster Lymphknoten in den Szintigrammen sichtbar wird. Die Partikel des radioaktiven Tracers zerfallen entsprechend ihrer Halbwertszeit.

Zur Lymphabfluss-Szintigraphie wird 99m Technetium-Nanokolloid mit einer Radioaktivitätskonzentration von 80-250 MBq (je nach Tumorart) eingesetzt. In Abhängigkeit von Narben- bzw. Tumorgröße werden 4 bis 12 Aktivitätsdepots angelegt. Dabei wird ein Sicherheitsabstand von einem Zentimeter zwischen Tumor-/Narbenrand und Injektionsstelle eingehalten, da anderenfalls die exakte Zuordnung des SLN zum Tumorgebiet unsicher wird.

Da das Radiopharmakon einem raschen Abfluss vom Applikationsort unterliegt, erfolgen sofort nach der Injektion Frühaufnahmen an einer Doppelkopfkamera. Spätaufnahmen werden 15 bis 20 Stunden nach der Injektion des Radiopharmakons (in der Regel am OP-Tag) angefertigt. Die Spätaufnahmen dienen zur Bestätigung des SLN, zur Identifikation von ILN und zur Klärung der Lageverhältnisse des SLN. Anschließend wird das unter Haut gelegene Aktivitätsmaximum (SLN) mit Hilfe einer Gamma-Handsonde detektiert und die entsprechende Hautstelle mittels eines wasserfesten Stiftes markiert.

Beispiel

​Lymphabfluss-Szintigrafie eines Melanoms am oberen Rücken mittig

Die beiden statischen Aufnahme (Abb. 1 und 2) erfolgten 30 min nach der Injektion im Anschluss an die dynamische Aufnahmeserie:


Abb. 1 von vorne


Abb. 2 von der Seite rechts

Es stellen sich die Region um den voroperierten Primärtumor (1), ein SLN oberhalb des Schlüsselbeines (2) und ein SLN in der rechten Achselhöhle (3) dar.

Die beiden statischen Spätaufnahmen (Abb. 3 und 4) erfolgten 20 Stunden nach der Injektion am Morgen des OP-Tages:


Abb. 3 von vorne


Abb. 4 von der Seite rechts

Es stellen sich die Region um den voroperierten Primärtumor (1), der SLN oberhalb des Schlüsselbeines (2) und der SLN in der rechten Achselhöhle (3) dar.

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