Sie sind hier: Skip Navigation LinksKlinik und Poliklinik für Strahlentherapie

Gebärmutterhalskrebs

Behandlungsabläufe

​Detaillierte Informationen zur Erstvorstellung mit Aufklärungsgespräch und der Bestrahlungsplanung finden Sie im Abschnitt „Ihre Behandlung in der Strahlentherapie".

Die Behandlung kann grundsätzlich ambulant und stationär erfolgen. Bei simultaner Radiochemotherapie erfolgt zumindest der Therapiebeginn bevorzugt stationär. Eine genaue Abwägung erfolgt im Rahmen des Aufklärungsgespräches. Vor dem eigentlichen Therapiebeginn ist eine Therapieplanung erforderlich.

Dies umfasst für die perkutane Radiotherapie am Linearbeschleuniger

1. Termin – Planung

  • Anpassung der Lagerungshilfsmittel
  • Durchführung des Planungs-CT in der festgelegten Position unter definierter Blasenfüllung, ggf. PET-CT (Positronenemissionstomographie in der Nuklearmedizin zur besseren Sichtbarmachen von Tumorgewebe

2. Termin – Simulation

  • Nach Erstellung des Bestrahlungsplanes durch einen Medizin-Physik-Experten und Prüfung des Planes durch einen Facharzt erfolgt die Kontrolle der einzelnen Therapiefelder mit Hilfe eines Durchleuchtungsgerätes (sog. „Simulation").
  • Anbringen von Markierungen auf der Haut zur späteren Reproduzierbarkeit der Patientenlagerung.

3. Termin - Erste Bestrahlung am Linearbeschleuniger

  • Ersteinstellung am Bestrahlungsgerät mit bildgebender Lagerungskontrolle
  • Fraktionierte Bestrahlungsserie 5x wöchentlich , Dauer ca. 15 Minuten
  • regelmäßige Lagerungskontrolle durch MTRA und bildgebende Verfahren

Im Falle einer simultan geplanten Chemotherapie zusätzlich weitere Termine

  • Blutentnahme, EKG
  • Funktionsprüfung der Nieren mittels nuklearmedizinischer Untersuchung (DTPA  Nieren-Clearence)
  • Audiometrische Untersuchung (Hörtest)

Dies umfasst für die HDR-Brachytherapie

Bei primärer Therapie ohne vorherige Tumoroperation (Verwendung„Ring-Stift-Applikator")

1. Termin – Planung

  • Prüfung Therapieansprechen in ca. 4 Woche der perkutane Bestrahlung
  • Anlage Führungshülse („Cervixröhrchen") in Universitätsfrauenklinik
  • MRT-Untersuchung mit liegendem Applikator zur Festlegung des Bestrahlungsvolumens

2. Termin – erste Bestrahlungsfraktion der HDR-Brachytherapie

  • Einbringen des Applikators
  • Verabreichung der ersten Bestrahlungsfraktion in Anwesenheit von einem Facharzt und einem Medizin-Physik-Experten entsprechend vorab definierter Planung, Dauer ca. 15 -30 Minuten

Bei adjuvanter Therapie nach vorheriger Tumoroperation (Verwendung„Vaginal-Applikator")

1. Termin – Planung

  • Durchführung des Planungs-CT in der festgelegten Position unter definierter Blasenfüllung
  • Erneute gynäkologische Untersuchung und Festlegung der Applikatorgröße

2. Termin – erste Bestrahlungsfraktion der HDR-Brachytherapie

  • Einbringen des Applikators
  • Verabreichung der ersten Bestrahlungsfraktion in Anwesenheit von einem Facharzt und einem Medizin-Physik-Experten entsprechend vorab definierter Planung, Dauer ca. 15 Minuten

Bestrahlungsindikationen

​Die Strahlentherapie ist ein wichtiger Grundpfeiler der Therapie des Gebärmutterhalskrebs und kann in verschiedenen Konstellationen zum Einsatz kommen.

1. Bestrahlung und ggf. zusätzliche Chemotherapie im Anschluss an eine Operation

Unsere Behandlung schließt sich in diesem Fall an eine operative Entfernung der Gebärmutter mit Zervix  und ggf. weiterer Organe  oder einer alleinigen Zervixabrasion an.

Die Empfehlung zu einer anschließenden (adjuvanten) Strahlentherapie – ggf. ergänzt um eine zusätzliche Chemotherapie (Radiochemotherapie) – richtet sich nach der Aufarbeitung des histologischen Materials und dem Ausbreitungsstadium des Tumors und orientiert sich an den Empfehlungen der interdisziplinären S3-Leitline zur Behandlung des Zervixkarzinoms.

Die Ergänzung der Operation um eine anschließende Strahlen- oder Strahlenchemotherapie zielt darauf ab, verbliebene mikroskopisch-kleine Tumorzellnester abzutöten und damit die Heilungschance zu verbessern und das Rückfallrisiko zu verkleinern.

2. Bestrahlung, ggf. in Kombination mit einer gleichzeitigen Chemotherapie als alleinige Therapiemaßnahme anstatt Operation

Bei fortgeschrittenem Tumorbefall und in Fällen, bei denen eine Operation nicht sinnvoll möglich ist oder von der Patientin nicht gewünscht wird, kommen Strahlentherapie und ggf. eine gleichzeitige Chemotherapie als alleinige Behandlungsmaßnahme zum Einsatz.

In diesem Fall ist die Behandlung darauf ausgerichtet, die Dosis gezielt im Tumorgebiet zu applizieren und den Tumor radikal zu zerstören.

Auch durch diese Behandlung streben wir in der Regel die vollständige Beseitigung des Tumors bei Erhalt des betroffenen Organs an.

3. Palliative Bestrahlung bei lokalem symptomatischen Befall oder Metastasen

Die Bestrahlung ist in diesem Fall darauf ausgerichtet, Tumor / Metastasen zu verkleinern und Gefäße zu veröden und dadurch eine Besserung der Symptome (z.B. Schmerzen, Blutungen) sowie ein Zurückdrängen bzw. ein verlangsamtes Fortschreiten der Erkrankung zu erreichen. 

Bei begrenztem Ausmaß einer Metastasierung (sog. Oligometastatische Erkrankung) kann die Radiotherapie auch mit dem Ziel einer Heilung zur Anwendung kommen. Näheres finden Sie auf der Seite Metastasen.

Welche Bestrahlungstechniken kommen zum Einsatz?

Bei der Strahlentherapie des Gebärmutterhalskrebses (Cervixkarzinoms) werden grundsätzlich zwei Bestrahlungstechniken angewandt. Oftmals kommen im Rahmen der Therapie auch beide Bestrahlungstechniken in Kombination zum Einsatz.

1. Perkutane Photonenteletherapie mit einem Linearbeschleuniger

Bei dieser Bestrahlungstechnik wird die Patientin unter einem Linearbschleuniger-Bestrahlungsgerät gelagert und das Zielgebiet von außen bzw. „durch die Haut" aus verschiedenen Einstrahlrichtungen mit Strahlen behandelt.

Zur Anwendung kommen modernste Bestrahlungstechniken, die auf einer computergestützten Bestrahlungsplanung beruhen. Durch die intensitätsmodulierte Radiotherapie erreichen wir eine individuelle Anpassung der Therapiefelder mit dem Ziel einer zuverlässigen Erfassung des Zielgebietes bei gleichzeitiger Schonung Risikoorganen wie zum Beispiel der Harnblase. Es erfolgt immer eine begleitende Lagerungskontrolle während der Strahlenbehandlung durch moderne bildgebende Verfahren. Dabei kann sowohl eine Abweichung der Patientenlagerung als auch eine Lageänderung von Zielorganen dargestellt und ggf. korrigiert werden. Nähere Informationen finden Sie auf der Seite bildgeführte Strahlentherapie – IGRT.

IMRT zur Erfassung der Parametrien und Lymphabflussgebiete (grüne Isodosen) mit simultan integriertem Boost des Zervixkarzinoms und der Lymphknotenmetastasen (gelbe Isosdosen)​ ​


2. Intraluminale HDR-Brachytherapie

Bei dieser Technik wird ein sogenannter Applikator von vaginal direkt am Zielgebiet im oberen Scheidendrittel sowie im Bereich des Gebärmutterhalses positioniert. Erfolgte keine Tumoroperation kommt in der Regel ein sog. Ring-Stift-Applikator zur Anwendung. Dieser Applikator besteht, wie der Name es besagt, aus zwei Teilen, wobei der Ring im Bereich des Muttermundes und der Stift im Gebärmutterhals platziert wird.  Anschließend wird der Applikator im Nachladeverfahren (sog. Afterloading) für wenige Minuten mit einer radioaktiven Strahlenquelle bestückt, so dass die Geschwulst „von innen" bestrahlt. Auf diese Weise kann Dosis direkt am Tumor wirken und umliegendes Gewebe bestmöglich geschont werden. Für die Bestrahlung mit einem Ring-Stift-Applikator wird in der Regel durch die Universitätsfrauenklinik eine Führungshülse in den Gebärmutterhals implantiert.

In bestimmten Fällen kann es notwendig sein, zusätzlich zum Applikator Hohlnadeln direkt in das Tumorgewebe einzubringen.

Erfolgt die Brachytherapie nach Entfernung der Gebärmutter, wird ein Vaginalapplikator verwendet. Über ihn wird die Strahlenquelle direkt an das Risikogebiet im Bereich der Scheidenstumpfnarbe herangeführt. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite Brachytherapie.

Welche Therapiekonzepte gibt es?

​Für die Behandlung des Cervixkarzinoms stehen unterschiedliche Konzepte zur Verfügung, aus denen für jede Patientin individuell das günstigste ausgewählt wird.  Einflussfaktoren sind u.a. das Ausbreitungsstadium der Erkrankung, das Risikoprofil, Begleiterkrankungen und nicht zuletzt die Präferenz der Patientin. Bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Therapie orientieren wir uns an den Leitlinien für Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Cervixkarzinoms der Deutschen Krebsgesellschaft (S3-Leitlinien).

Konventionelle Strahlentherapie nach erfolgter Operation ggf. ergänzt mit Chemotherapie und HDR-Brachytherapie (sog. Adjuvante Therapie)

In Standardfraktionierung erfolgt die Radiotherapie von außen (perkutan) am Linearbeschleuniger 1x täglich an fünf Wochentagen über einen Zeitraum von ca. 5 - 6 Wochen.  Wurde der Tumor im Bereich der Scheide nur sehr knapp entfernt, erfolgt ggf. eine Dosisaufsättigung der Scheidenstumpfnarbe und des oberen Scheidendrittels mittels HDR-Brachytherapie empfohlen. Die Brachytherapie erfolgt dann parallel zur perkutanen Bestrahlung, wobei in der Regel zwei Sitzungen im Abstand von 1 - 2 Wochen notwendig sind. Sollte parallel eine Chemotherapie empfohlen sein,  erfolgt diese während des mehrwöchigen Bestrahlungszeitraums in der Regel mit Cisplatin 40mg/m² Körperoberfläche jeweils einmal wöchentlich einige Stunden vor der Bestrahlung.

Konventionelle Strahlentherapie in Verbindung Chemotherapie und HDR-Brachytherapie als alleinige Therapiemaßnahme mit dem Therapieziel einer Heilung (kombinierte primäre Radiochemotherapie)

Ähnlich wie in der adjuvanten Radiotherapie erfolgt die Bestrahlung von außen (perkutan) am Linearbeschleuniger 1x täglich an fünf Wochentagen über einen Zeitraum von ca. 5 - 6 Wochen.  Parallel wird eine Chemotherapie empfohlen, wobei diese während des mehrwöchigen Bestrahlungszeitraums in der Regel mit Cisplatin 40mg/m² Körperoberfläche jeweils einmal wöchentlich einige Stunden vor der Bestrahlung erfolgt.

Nach ca. vier Wochen der Bestrahlung von außen erfolgt eine Kontrolle des Tumoransprechens mit dem Ziel die zusätzliche HDR-Brachytherapie einzuleiten. Wenn möglich, wird dazu eine Führungshülse in den Gebärmutterhals eingebracht. Die Brachytherapie wird parallel zur Bestrahlung von außen bzw. direkt im Anschluss durchgeführt. Es sind in der Regel vier Applikationen vorgesehen.

Palliative Strahlentherapie und Strahlentherapie zu Symptomkontrolle

Insbesondere in fortgeschrittenen Situationen, in denen eine vollständige Heilung nicht mehr angestrebt werden kann, ist es wichtig die Behandlungskonzepte den Bedürfnissen und der Krankheitsgeschichte der Patientinnen anzupassen. Es erfolgt in den meisten Fällen eine alleinige Bestrahlung vom außen. Ziel ist eine Lebensverlängerung bei möglichst guter Lebensqualität durch ein möglichst weitgehendes Zurückdrängen des Tumors sowie Linderung bzw. Verhinderung von tumorbedingten Symptomen, wie z.B. Schmerzen und Blutungen. Unser Ziel ist insbesondere in diesen Situationen eine Verkürzung der Behandlungszeit. Die tatsächliche Behandlungsdauer und die verwendeten Techniken werden durch Ausbreitungsstadium, die Symptome sowie die aktuelle Situation und die Wünsche der Patientin bestimmt. In der Regel erfolgt die Behandlung 1x täglich an fünf Wochentagen über einen Zeitraum von 2 - 4 Wochen.

Verträglichkeit der Behandlung und Verhaltenshinweise

​Durch die neuesten Entwicklungen in der Strahlentherapie treten gravierende Nebenwirkungen deutlich seltener auf, so dass die Lebensqualität nach der Therapie in den allermeisten Fällen nicht beeinträchtigt wird. Im Bestrahlungszeitraum kann es zu Reizungen im Bereich des Darmes, der Harnblase oder der Haut kommen. Eine Enddarmreizung zeigt sich durch gehäuften Stuhldrang und Durchfälle. Eine Harnblasenreizung manifestiert sich durch gehäuften Harndrang und z.B. Brennen beim Wasserlassen. Erfolgt eine simultane Chemotherapie kann Übelkeit auftreten. Durch die prophylaktische Gabe entsprechender Medikamente kann dies jedoch in den meisten Fällen verhindert bzw. gelindert werden.

Durch Einhaltung der folgenden Hinweise können Sie das Risiko für Nebenwirkungen reduzieren.

Sie können während der Therapie Ihre gewohnte Lebensführung grundsätzlich beibehalten, sollten jedoch folgende Ratschläge berücksichtigen:

  • Tragen Sie keine Reizstoffe auf die Haut in der Beckenregion auf.
  • Verwenden Sie beim Waschen und Duschen mit warmem Wasser keine Seife, da Ihre Haut vorübergehend die Fähigkeit zur eigenen Schutzstoffbildung verliert.
  • Fette, scharf gebratene sowie schwere Speisen, scharfe Würzungen, frische Salate und rohes, blähendes Obst sollten Sie vermeiden.
  • Tendenziell günstig wirken sich Kartoffeln, Reis und gekochtes Gemüse aus. Auch Bananen und schwarze Schokolade können hilfreich sein.
  • Verzehren Sie Milchprodukte in kleinen Mengen. Die enthaltenen Säurebakterien können Durchfall provozieren.
  • Achten Sie darauf, genügend zu trinken.
  • Vermeiden Sie drückende, beengende sowie aus Synthetikmaterial bestehende Kleidung.
  • Sorgen Sie zur Bestrahlungssitzung für eine gut gefüllte Harnblase.  Bei gefüllter Blase wird ein Teil der Blasenwand aus dem Bestrahlungsfeld herausgehalten. Dadurch sinkt das Risiko von Nebenwirkungen maßgeblich. Trinken Sie dazu circa 30 Minuten bis eine Stunde vor der Bestrahlung einen halben Liter Flüssigkeit und gehen Sie erst nach der Bestrahlungssitzung zur Toilette. Nähere Informationen erhalten Sie zum Aufklärungsgespräch in Form eines Trinkprotokolls

Bei simultaner Chemotherapie sind regelmäßige Blutbildkontrollen (meist 2x/Woche) erforderlich, um Mangelerscheinungen z.B. der weißen Blutkörperchen oder Blutplättchen frühzeitig zu erkennen.

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