Die enormen Fortschritte der Chirurgie und der klinischen
Immunologie haben es ermöglicht, funktionsuntüchtige Organe des Menschen durch
die Übertragung (Transplantationen) intakter Organe eines anderen Menschen zu
ersetzen. Um immunologische Abwehrreaktionen dabei zu unterdrücken, ist jedoch
der Einsatz verschiedener Medikamente, sogenannter Immunsuppressiva,
erforderlich. Neben dem erwünschten Effekt, d.h. die Abstoßung des
transplantierten fremden Organs zu verhindern, zeigt sich jedoch neben einer
erhöhter Infektanfälligkeit des Patienten eine erhöhte Rate an Tumoren. Diese
betreffen insbesondere das Hautorgan, das ständig krebsauslösenden Reizen
insbesondere in Form des UV-Lichtes ausgesetzt ist. Daher müssen vor einer
Transplantation, aber auch in regelmäßigen Abständen danach entsprechende
dermatologische Untersuchungen durchgeführt werden, um frühzeitig Hauttumoren zu
erkennen und zu entfernen.
Während in der Vergangenheit
Abstoßungsreaktionen zu den gefürchtetsten Komplikationen nach
Organtransplantation zählten, hat sich die Transplantationsmedizin heutzutage
besonders mit den Folgen der lebenslangen Einnahme immunschwächender
Medikamente auseinanderzusetzen. Parallel mit der Überlebenszeit nach
Transplantation steigt die Rate bösartiger Hauttumoren in dieser
Patientengruppe. Bereits 10 Jahre nach Transplantation treten bei 40 - 50 Prozent
aller Organtransplantierten erste Hautkrebs-Formen auf.
Lebensbedrohliche Hauttumoren wie das bei Transplantierten
200-fach häufigere Plattenepithelkarzinom und dessen Vorläufer stehen hierbei im
Vordergrund. Auch Basalzellkarzinome und Vorläufer des schwarzen Hautkrebses
werden gehäuft beobachtet.
Unterschiedliche
Risikofaktoren der Hautkrebsentstehung wie Art und Dosierung
der immunsuppressiven Medikation, Sonnenschädigung der Haut, bestimmte
genetische Veranlagung sowie Infektionen durch mit Tumorerkrankungen
vergesellschaftete Viren werden diskutiert.
Internationale
Reihenuntersuchungen an Organtransplantierten haben gezeigt, dass sich
aktinische Keratosen als unmittelbare Vorstufen von einwachsenden
Plattenepithelkarzinomen bereits bei 60 Prozent aller Patienten 5 Jahre nach
Transplantation finden lassen.
An erster Stelle steht die
Vorbeugung (Prophylaxe) von Hautkrebs durch das Vermeiden
übermäßiger Sonnenbestrahlung. Untersuchungen an nicht Transplantierten konnten
zeigen, dass sich aktinische Keratosen alleine durch konsequenten Sonnenschutz
zurückbilden können.
Wir empfehlen Risikopatienten, insbesondere solchen
mit vorbestehend lichtgeschädigter Haut und bereits aufgetretenen Hauttumoren,
eine Untersuchung im 3 Monat-Intervall; alle übrigen Patienten
sollten die Möglichkeit des gesetzlichen Hautkrebsscreenings nutzen.