Zahlen zur Gewebespende 2022: Augenhornhaut stabil, Mangel an Herzklappen immer größer | | <img alt="Sachsen ist 2022 zweitstärkstes Bundesland bei der Gewebespende. Trotzdem beklagt die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) einen besorgniserregenden Mangel bei Herzklappen" src="/presse/PressImages/pic_20230103104911_f3fcfed910.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2023-01-02T23:00:00Z | Leipzig/Hannover. 3.070 Menschen spendeten in Deutschland im Jahr 2022 Gewebe – ein neuer Rekord. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) die Gewebespende erneut steigern: 53 Gewebespendekoordinator:innen bearbeiteten knapp 45.000 Spendermeldungen, führten 7.915 Aufklärungsgespräche und erhielten 3.367 Zustimmungen. 42,5 Prozent aller Spender:innen und Angehörigen stimmten einer Gewebespende zu. Zweitstärkstes Bundesland in 2022 ist Sachsen: Hier wurden insgesamt 446 Gewebespenden realisiert, davon 102 am Universitätsklinikum Leipzig (UKL), einer Gesellschafterin der DGFG. Hier liegt die Zustimmungsquote sogar bei 45,5 Prozent. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung blickt die DGFG besorgt in die Zukunft. Denn was fehlt, sind lebensrettende Herzklappen. | <p>Während die DGFG die Spende von Augenhornhäuten ausbauen konnte, musste die gemeinnützige Gesellschaft einen starken Rückgang in der Spende von Herzklappen hinnehmen. Grund dafür ist insbesondere der Rückgang in der Organspende, aus der noch immer der Großteil an Herzklappen gewonnen wird. Zusätzlich gefährdet das im März in Kraft getretene "Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende" nach Ansicht der DGFG die Patientenversorgung erheblich. Die darin festgeschriebenen Zugriffsbeschränkungen auf das geplante Register werden den Spendeprozess behindern und zu einem erheblichen Einbruch der Zahlen führen, sollte bis zum Registerstart an der Gesetzesreform nichts mehr geändert werden, so die Gesellschaft.<br><br></p>
<p>"Das im März 2022 in Kraft getretene Gesetz wird in dieser Form zu einem Ausbremsen unserer Arbeit in der Gewebespende führen. Für jeden einzelnen Fall wären wir auf die Auskunft aus dem Register, die nur über bevollmächtigte Klinikangestellte mit einem elektronischen Heilberufeausweis abgerufen werden kann, angewiesen. Bei rund 45.000 Fällen pro Jahr kann das nicht funktionieren", hält Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG, fest. "Diese Gesetzesreform macht deutlich, dass auf politischer Seite eine völlige Unkenntnis über die Prozesse in der Gewebespende bestehen.</p>
<p>Diese Kritik wird auch vom UKL als einer der fünf Gesellschafterkliniken der DGFG unterstützt: "Wir dürfen am Ende nicht in eine Situation kommen, in der eine mit guten Vorsätzen initiierte Gesetzesreform die bestmögliche Patientenversorgung mittels Gewebetransplantation behindert, unter Umständen sogar verhindert ", sagt Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL. <br><br></p>
<p><strong>Immer mehr Augenhornhäute - immer weniger Herzklappen</strong></p>
<p>Auch im dritten Pandemiejahr ist es der DGFG gelungen, die Gewebespende weiter auszubauen: 7.111 Gewebetransplantate konnte die DGFG erfolgreich vermitteln, darunter 4.366 Hornhauttransplantate. In der <a href="/einrichtungen/augenheilkunde">Leipziger Universitätsaugenklinik</a> erhielten 136 Patient:innen eine Spenderhornhaut. </p>
<p>Die Augenhornhaut ist mit 83,5 Prozent nach wie vor das meistgespendete Gewebe. Neben der Spende von Augenhornhäuten, Herzklappen, Blutgefäßen und Amnionmembranen (gewonnen bei einer Plazentaspende) widmete sich die DGFG 2022 auch der Spende von Knochen, Sehnen und Bändern (muskuloskelettale Gewebe = MSG). Im Rahmen dieser 28 MSG-Spenden konnten 388 Präparate gewonnen werden. </p>
<p>In der Versorgung mit Herzklappen zeigte sich ein anderes Bild: Nur 144 Herzklappen konnte die DGFG in 2022 zur Transplantation vermitteln, zehn weniger als im Vorjahr.</p>
<p>"Bei mehr als 300 Anfragen für eine Herzklappe ist das bedeutend zu wenig, wenn man bedenkt, dass hier die Lebenserwartung der Patient:innen darunter leiden muss", sagt Börgel. <br><br></p>
<p><strong>Großteil der Herzklappen stammt aus der Organspende</strong></p>
<p>Nach wie vor ist die Organspende wichtig für die Patientenversorgung insbesondere mit kardiovaskulärem Gewebe (KVG), das heißt Herzklappen und Blutgefäßen: Insgesamt stammten 322 Gewebespenden von Organspender:innen (10,5 Prozent). Bei 55 Prozent dieser Gewebespenden konnte das Herz für die Gewinnung der noch funktionsfähigen Herzklappen und Gefäße entnommen werden.<br><br></p>
<p><strong>Amnionmembran-Transplantation: Immer mehr greifen auf Alternative zurück</strong></p>
<p>Als Alternative zur herkömmlichen Amnionmembran-Transplantation, bei der die dünne Eihaut aus der mütterlichen Plazenta auf die Augenoberfläche genäht wird, greifen immer mehr Augenärzt:innen auf den AmnioClip-plus (AC+) zurück. 140 dieser Clips konnte die DGFG in 2022 vermitteln, rund 60 Stück mehr im Vergleich zum Vorjahr. Der AC+ ist eine Innovation aus dem DGFG-Netzwerk. Er kann ähnlich wie eine Kontaktlinse auf das erkrankte oder verletzte Auge gelegt werden. Vorteil: Die Amnionmembran ist in ein Ringsystem eingespannt und kann nach erzieltem Erfolg wieder herausgenommen werden. Eine zusätzliche Naht entfällt, was für einen schonenderen Heilungserfolg bei Patient:innen sorgt. Gewonnen wird die Amnionmembran im Rahmen der Plazentaspende, einer Lebend-Gewebespende bei geplantem Kaiserschnitt. In 2022 konnte die DGFG 21 Plazentaspenden realisieren.</p>
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<p><strong>Ansprechpartnerin DGFG </strong><br>Kristin Kleinhoff<br>Presse- und Öffentlichkeitsarbeit <br>Feodor-Lynen-Str. 21 | 30625 Hannover<br><a>presse@gewebenetzwerk.de </a> <br>Telefon:  0511 / 563 559 34<br>Telefax:  0511 / 563 559 55</p>
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Wie Sehen funktioniert und welche Erkrankungen unsere Augen bedrohen | | <img alt="" src="/presse/PressImages/pic_20220524092815_499d34bd87.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2022-05-23T22:00:00Z | Leipzig. Was wir sehen, beeinflusst unser Fühlen, Denken und Handeln. Seheindrücke können viele Körperreaktionen auslösen: So wird uns übel, wenn wir etwas Ekelerregendes sehen. Die Lieblingsspeise lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Farben wie Orange und Gelb können die Stimmung verbessern. Die Menge und Zusammensetzung des Lichts steuern auch unseren Schlafrhythmus. Der Sehsinn hat auch angesichts der Informationsmenge eine Sonderstellung. Mehr als 50 Prozent des menschlichen Gehirns aus über 100 Milliarden Nervenzellen und 100 Billionen Synapsen sind an der Analyse und Interpretation beteiligt. | <p>In einem unterhaltsamen Überblick wird Prof. Dr. Focke Ziemssen, Direktor der
<a href="/einrichtungen/augenheilkunde">Augenklinik am Universitätsklinikum Leipzig</a> (UKL), bei seinem Vortrag innerhalb der Reihe "<a href="/Seiten/medizin-fuer-jedermann.aspx">Medizin für Jedermann</a>" erklären, was unsere Augen von einer digitalen Fotokamera unterscheidet. Am Beispiel optischer Illusionen und Phänomene wird er erläutern, welche aktuellen Erkenntnisse aus der Forschung über die Bilderfassung und kognitive Verarbeitung für das Verständnis von Krankheiten helfen.</p><p>"Millionen in Deutschland sind von einer Makuladegeneration oder einem Glaukom betroffen. Für Betroffene dieser Volkskrankheiten und ihre Angehörigen ist es wichtig, die Ursachen zu verstehen und den Verlauf zu kennen", so Prof. Ziemssen. "Denn ein Problem zu begreifen, ist der erste wichtige Schritt, selbst wenn eine Sehbehinderung oder Erblindung nicht immer rückgängig gemacht werden kann. Leider können in vielen Situationen eine neue Brille oder optische Korrekturen nicht wirklich weiterhelfen. Aber der Verlust der Fahrtauglichkeit oder der Lesefähigkeit ist manchmal durch das richtige und rechtzeitige Eingreifen zu vermeiden."</p><p>Wie der Leipziger Klinikchef weiterhin sagt, ist vielen ist nicht bewusst, welche technischen Möglichkeiten und innovativen Therapien schon heute in der Augenheilkunde zur Verfügung stehen. Neben Gentherapie und mikrochirurgischen Verfahren sind die frühe Erkennung von Augenerkrankungen und gründliche Untersuchung die Voraussetzung einer wirksamen Behandlung. Prof. Ziemssen wird dazu einen Überblick über Geräte und Verfahren geben. </p><p>Konkrete und alltagstaugliche Tipps für die Augengesundheit laden zu weiteren Fragen und Diskussionen im Anschluss ein. Prof. Ziemssen lädt alle Betroffenen und Interessierten herzlich ein, zu dem interaktiven Austausch beizutragen.</p><div class="embed-responsive embed-responsive-16by9">
<iframe width="1920" height="1080" class="embed-responsive-item" src="https://www.youtube.com/embed/q6EkBzPRyK0" frameborder="0"></iframe> </div><p> </p><p>UKL-Vortragsreihe "Medizin für Jedermann"</p><p>Thema:
<a href="/Seiten/medizin-fuer-jedermann-augen.aspx">"Wie Sehen funktioniert und welche Erkrankungen unsere Augen bedrohen"</a></p><p>am 1. Juni 2022 </p><p>von 18.15 bis 19.30 Uhr</p><p>Online teilnehmen unter: 
<a href="/">www.uniklinikum-leipzig.de</a></p><p> </p> |
Führende Ärzte des Universitätsklinikums Leipzig erwarten weniger Silvester-Verletzungen durch Böllerverbot | | <img alt="Solche Böller sollten zu diesem Jahreswechsel möglichst keine Verletzungen verursachen - das hoffen zumindest Ärzte des UKL mit Blick auf das aktuelle Böllerverbot." src="/presse/PressImages/pic_20211227113351_369853df76.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2021-12-26T23:00:00Z | Leipzig. Nach 2020 wird auch in diesem Silvestertag ein Jahreswechsel ohne große Böllerei über die Bühne gehen und Feiern auf öffentlichen Plätzen sind in diesem Jahr sachsenweit nicht gestattet – damit auch Feuerwerk und das Anzünden von Knallern. | <p>"Und das ist auch gut so", bekräftigt der Kinderchirurg Prof. Dr. Martin Lacher. "Denn jedes Silvester haben zehn bis 20 Kinder aus der Region Leipzig durch Böller schwere Verletzungen davongetragen, die nicht selten lebenslange Folgen hatten. Außer im vergangenen Jahr: Da hatten wir durch das coronabedingte Böllerverbot keinen einzigen Fall." Der Direktor der <a href="/einrichtungen/kinderchirurgie">Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie</a> am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) begrüßt deshalb, dass auch in diesem Jahr die große Knallerei zu Silvester und Neujahr ausfällt: "Zugespitzt könnte man sagen: Die Corona-Pandemie ist gut für die Kinderhände. Denn bei den normalen Jahreswechseln vor Covid-19 hatten wir regelmäßig Unfälle, bei denen Kindern ein oder mehr Finger abgerissen wurden." </p>
<p>Solche schwerwiegenden Verletzungen können am UKL zum Glück für die Betroffenen sehr gut versorgt werden, weil die Kinderchirurgen mit ihren Kollegen vom Bereich<a href="/einrichtungen/oup/plastische-ästhetische-spezielle-handchirurgie"> Plastische, Ästhetische und Spezielle Handchirurgie</a> um Prof. Dr. Stefan Langer interdisziplinär zusammenarbeiten. So kam so mancher Finger zwar wieder dorthin, wo er hingehört. Aber eine Funktion wie vor dem Unfall könne aufgrund der Verletzungsschwere oft nicht erreicht werden. </p>
<p>Wobei in der eigentlichen Silvesternacht Kinder und Jugendliche meist nur leichte Verbrennungen davontrugen, beispielsweise durch das unsachgemäße Anzünden von Raketen. "Die schlimmsten Verletzungen entstanden immer am Neujahrstag", erzählt. Prof. Lacher. "Da liegen die Eltern noch müde im Bett, und Kinder und Jugendliche nutzen das, um auf die Suche nach Blindgängern zu gehen. Diese Feuerwerkskörper sind hundsgemein gefährlich, weil es wegen der kurzen Zündschnur oft keine Zündverzögerung gibt und die Knaller oder Raketen sofort losgehen - mit den entsprechenden Folgen."</p>
<p>Welche schlimme Auswirkungen Feuerwerkskörper haben können, davon kann auch der Augenarzt Prof. Dr. Focke Ziemssen ein Lied singen. "In den Vor-Corona-Jahren hatten wir allein in Leipzig jeweils zwölf bis 16 Betroffene mit zum Teil schweren Verletzungen. Im letzten Jahr aber gab es nur vier Patienten mit leichten Ausprägungen", sagt der Direktor der <a href="/einrichtungen/augenheilkunde">Uni-Augenklinik</a>. 30 bis 40 Prozent der schweren Verletzungen durch Feuerwerkskörper hätten leider Kinder und Jugendliche als Zuschauer und Passanten betroffen. "Die positiven Effekte, also vermiedene Erblindungen sind aus Ländern wie Schweden, Finnland oder den Niederlanden durch Verbote vor Corona bekannt. Letztes Jahr haben sich die schützenden Verbote auch im Register unserer Fachgesellschaft mit einem Rückgang um 80 Prozent bewährt."</p>
<p>Auch die <a href="/einrichtungen/notaufnahme">Zentrale Notfallaufnahme (ZNA)</a> des UKL kann über sinkende Zahlen durch den vergangenen böllerfreien Jahreswechsel berichten. "Während wir 2018 zu 2019 und 2019 zu 2020 jeweils rund 200 Patienten zu versorgen hatten, waren es beim Jahreswechsel 2020 zu 2021 nur 153", so Prof. Dr. André Gries, Ärztlicher Leiter der ZNA. "Wobei dieser Rückgang nicht nur mit Böllern zusammenhängt. Wir hatten auch weniger Betrunkene, die sich bei Stürzen verletzten, weniger Schlägereien und weniger Schnittverletzungen. Alle Mitarbeiter der Notaufnahme würden sich freuen, wenn dieser Jahreswechsel wieder etwas ruhiger verlaufen würde. Denn durch die Corona-Pandemie haben wir ohnehin schon voll zu tun."</p> |
Prof. Dr. Focke Ziemssen leitet die Klinik für Augenheilkunde | | <img alt="Prof. Focke Ziemssen leitet seit 1. September die Klinik für Augenheilkunde am UKL." src="/presse/PressImages/pic_20210915130409_2ad76f2326.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2021-09-14T22:00:00Z | Leipzig. Staffelstabübergabe an der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig: Prof. Dr. Focke Ziemssen hat mit seiner Berufung zum 1. September auch die Leitung von Deutschlands ältester Augenklinik übernommen. Er tritt die Nachfolge von Prof. Peter Wiedemann an, der die Klinik von 1993 bis zum Frühjahr 2021 leitete. | <p>Der 46-jährige Netzhautexperte wechselt vom Universitätsklinikum Tübingen, wo er die letzten Jahre stellvertretender Klinikdirektor war. Einer der Schwerpunkte seiner klinischen und wissenschaftlichen Arbeit sind die Auswirkungen von Diabetes auf das Auge. Jugendliche Diabetesformen und die Detektion neuer Mutationen untersuchte er bereits in seiner Promotion. <br><br></p>
<p>Weitere Schwerpunkte seiner Forschung, der er sich unter anderem während eines Auslandsaufenthaltes am "Centre of Molekular and Cell Imaging" in London widmete, sind die Makuladegeneration, zelluläre Mechanismen der Netzhaut, die starke Kurzsichtigkeit sowie Fragen der augenmedizinischen Versorgung. Mit Blick auf den großen Schwerpunkt der Stoffwechselerkrankungen, die breit aufgestellten Neurowissenschaften und das Leipziger Fraunhofer-Institut für Immunologie freut sich Prof. Ziemssen darauf, jetzt in Leipzig mit einem großen Kreis von Kollegen aus den verschiedensten Fächern zusammenarbeiten zu können. "Ich kann hier auch an die großartige Arbeit meines Vorgängers Prof. Wiedemann anknüpfen", so Prof. Ziemssen. "Die <a href="/einrichtungen/augenheilkunde">Klinik</a> ist, wie unser gesamtes Fachgebiet, sehr breit aufgestellt. Wir behandeln alle Altersgruppen von Kleinkindern bis zu hochaltrigen Senioren". Das Spektrum reicht von entzündlichen Augenerkrankungen (Uveitis), der Schielambulanz, Kontaktlinsenanpassung und elektrophysiologischen Diagnostik von Netzhauterkrankungen über die Versorgung schwerer Unfälle und Hornhaut-Transplantationen bis hin zur Glaukom- und Tumorchirurgie.</p>
<p><br>Das Auge, beschreibt Prof. Ziemssen, sei zwar ein kleines, aber ein hochkomplexes Organ, bei dessen diagnostischer Untersuchung und Behandlung eine Vielzahl ausgefeilter technischer Instrumente zum Einsatz kommt. "Das macht unsere Arbeit anspruchsvoll, aber auch sehr spannend und abwechslungsreich. Mit dem rasanten Fortschritt der technischen Innovationen wie Gentherapie und Robotik wachsen auch unsere Möglichkeiten", so der Ophthalmologe, der sich mit diesen Fragen auch in seinen Funktionen im Vorstand der <a href="https://www.retinologie.org/">Retinologischen Gesellschaft</a> und als Vorsitzender der <a href="https://www.diabetes-auge.de/index.php/idfa-und-agda">Initiativgruppe "Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen"</a> beschäftigt. <br><br></p>
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<p>Die Aufgabe der universitären Augenmedizin sieht er in der Ergänzung der Leistungen der niedergelassenen Augenärzte und in der Weiterentwicklung neuer Verfahren und Ansätze. "Ich freue mich hier auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Augenärzten in der Region sowie eine gute Kooperation mit den Kliniken in Chemnitz und Dresden", so Ziemssen, der nicht nur auf Leipziger Vorfahren verweisen kann, sondern auch verwandtschaftliche Verbindungen nach Dresden hat. Auch deshalb freue er sich, jetzt nach Sachsen zu kommen. <br><br></p>
<p>Unter seinen Zielen für die kommenden Jahre ist neben dem weiteren Einsatz in der Versorgungsforschung auch die breite Aufklärung über Augenerkrankungen. Ziemssen: "Besonders wichtig ist es, die Betroffenen ins Zentrum zu rücken. Ein Wunschziel wäre der gut informierte Patient, der weiß, welche Beschwerden wie einzuschätzen sind und bei ernsten Problemen rechtzeitig den Weg zu uns findet." <br><br></p>
<p>Deshalb engagiert er sich unter anderem in dem<a href="http://www.sehenimalter.org/initiativkreise.html#:~:text=Der%20Initiativkreis%20entscheidet%20%C3%BCber%20die%2cgibt%20Arbeitsergebnisse%20zur%20Ver%C3%B6ffentlichung%20frei."> Initiativkreis "Sehen im Alter"</a> seit Jahren in Patientenorganisationen und der Selbsthilfe, die sich einerseits gegen Fehlanreize und Fehlentwicklungen als Auswüchse der Kommerzialisierung und andererseits um Barrierefreiheit und eine Rehabilitation nach Sehverlust bemühen. "Der Erhalt der Sehkraft hat für alle eine große Bedeutung. Um so wichtiger ist es, verständliche Informationen zu erhalten und sich auf die unabhängige Beratung verlassen zu können. Wenn es darum geht, vermeidbaren Sehverlust zu verhindern, dürfen unsere Patienten darauf vertrauen, dass wir sie wie unsere eigenen Angehörigen beraten und betreuen."</p>
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Ziel erreicht: Leipzigs Augenmedizin ist wieder auf der internationalen Landkarte | | <img alt="Universitätsklinikum Leipzig und Universität Leipzig verabschieden Prof. Peter Wiedemann: Der Direktor der UKL-Augenklinik und international anerkannte Augenspezialist geht zum 31. März in den Ruhestand." src="/presse/PressImages/pic_20210331113128_fc0a5dc1f5.jpg" style="BORDER:px solid;" /> | 2021-03-30T22:00:00Z | Leipzig. Nach fast 28 Jahren an der Spitze der Augenklinik verlässt Prof. Peter Wiedemann zum Monatsende das Universitätsklinikum Leipzig und geht in den Ruhestand. In den vergangenen Jahren prägte der Augenmediziner aber auch als Prorektor der Universität und Mitglied im Hochschulrat die Geschicke der Alma mater Lipsiensis und stand nationalen und internationalen Fachgesellschaften vor – zuletzt dem Weltverband der Augenärzte. Dank seines Engagements gewann so der Standort Leipzig mit der ältesten Augenklinik Deutschlands in der Fachwelt einen festen Platz auf der internationalen Landkarte. | <p>"Prof. Peter Wiedemann ist ein großartiger Augenspezialist und ein geschätzter und geachteter Kollege, dessen Stimme in vielen Gremien, sowohl an unserem Klinikum als auch in der Fachwelt, großes Gewicht hat", beschreibt Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL, seinen langjährigen Kollegen Wiedemann. "Unter seiner Leitung wurde das Renommee der Leipziger <a href="/einrichtungen/augenheilkunde">Augenklinik</a> gefestigt und weiter ausgebaut, vor allem auch zum Wohle der Patienten, deren optimale Versorgung ihm als leidenschaftlichem Arzt und Operateur immer am Herzen lag. Wir wünschen ihm einen erfüllten Ruhestand und werden ihn schmerzlich vermissen", so Josten. </p>
<p> "Mein aufrichtiger Dank gilt dem langjährigen Engagement und herausragenden Wirken von Prof. Wiedemann als international renommierter Wissenschaftler, erfahrener Mediziner und ehemaliger Prorektor der <a href="https://www.uni-leipzig.de/">Universität Leipzig</a>", ergänzt Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking. "Umso mehr freue ich mich, dass er als gewähltes Hochschulratsmitglied unserer Universität eng verbunden bleibt und die universitären Belange gerade auch für unseren   Exzellenzanspruch weiterhin stärken wird."</p>
<p>Leipzig bleibt damit auch nach der Emeritierung Lebensmittelpunkt von Prof. Peter Wiedemann - für gut befunden in 28 Jahren.  "Das war damals eine der wichtigsten Entscheidungen meines Lebens, aber ich habe sie nie bereut: 1993 kam ich aus dem bunten Köln in das damals recht triste Leipzig", erzählt Prof. Dr. Peter Wiedemann rückblickend. "Natürlich lockte die Professur, aber auch die Arbeit. Denn ich dachte: Als Chef habe ich die Chance die Klinik so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle. Als ich dann am 2. September 1993 anfing, zerstoben schnell einige meiner Träume. Die Klinik war, offen gesagt, sehr heruntergekommen und sogar zum Teil baupolizeilich gesperrt. Drei Professorenstellen an der Klinik waren nicht besetzt, es gab kaum Operateure und keinen nutzbaren OP-Saal." Prof. Wiedemann zog die Tradition der Leipziger Augenklinik an. Immerhin ist sie die älteste Augenklinik Deutschlands, weil schon 1820 die Gründung der deutschlandweit ersten Augenabteilung verzeichnet ist. Um das Jahr 1900 herum wirkte hier mit Hubert Sattler einer der bedeutendsten Augenärzte der Zeit. </p>
<p>Was er aber betont: Die Räumlichkeiten und die Ausstattung waren zwar desolat, aber das Personal war fachlich hervorragend ausgebildet. "Ärzte und Schwestern waren hochmotiviert". Nur eines störte ihn gelegentlich: "Der Kollektivgeist mag zwar die Belegschaft stark machen. Aber man versteckte sich gerne im Kollektiv, wenn es um Fehler ging." 1997 war dann ein Ziel erreicht - die Augenklinik konnte als eine der ersten Einrichtungen des UKL einen Neubau in der Liebigstraße 12 beziehen - mit modernen Räumen und Geräten. <br><br></p>
<p>Doch der Spezialist für Erkrankungen der Netzhaut war auch mit dem Ziel nach Leipzig gekommen, die Klinik wieder auf die internationale Landkarte zu bringen. Diese hatte zwar in der DDR einen vorzüglichen Ruf, aber die internationale Ausstrahlung war unter den Gegebenheiten des Eisernen Vorhanges geschwunden. Wieder eine Rolle zu spielen - dieses Ziel ist sowieso nicht einfach zu erreichen. Es wird aber noch schwieriger, wenn es an "den unerlässlichen Geldmitteln" für Forschung und Lehre mangelt, weil diese notwendigerweise in die Neubauten investiert wurden. Indes konnte sich der Direktor der Augenklinik als Prorektor der Universität, als Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, als Mitglied der Leopoldina, als einziger europäischer Mitherausgeber des Standardwerkes der Retinologie, und besonders als Präsident des International Council of Ophthalmology, des Weltverbandes der Augenärzte, persönlich einbringen, um Leipzig in der Fachwelt bekannter zu machen. 2009, im Jahr des 600. Geburtstags der Universität, trafen sich die deutschen Augenärzte zu ihrem Jahreskongress in der Messestadt. "All diese Funktionen kosten Zeit und Kraft", sagt Prof. Wiedemann. "Es war nicht immer einfach, Arbeit, Funktionen und Ämter unter einen Hut zu bekommen. Denn ich war ja ein Operateur. Da muss man in Übung bleiben, kann nicht mal ein paar Monate kürzertreten und ist immer durch die Patienten terminlich gebunden."</p>
<p>Ob technisch herausfordernde Operationen, Arbeiten seiner Forschergruppe über Müllerzellen, ein Corona-bedingt erstmalig virtueller Weltkongress der Augenärzte oder die Mitarbeit an einem Beschlusspapier (World Report on Vision) der Weltgesundheitsorganisation zum weltweit generellen Recht auf augenärztliche Behandlung - diese Meilensteine zeichnen den Weg des Augenarztes. Sein Hauptziel hat er erreicht. Die Messestadt ist wieder auf der internationalen Landkarte der Augenheilkunde. Dabei ist Leipzig ja eigentlich nur eine Station seines Lebens.  Ingolstadt, Bochum, Erlangen, Köln lagen davor, genauso wie die USA oder Frankreich. Mit dem Ruhestand vor Augen stand er mit seiner Frau vor der Frage, ob man hierbleibt. Die Tochter wird Augenärztin in Köln, der Sohn ist Richter in Mannheim. Gemeinsam wurde entschieden: "Wir bleiben in dieser schönen Stadt."</p>
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