Leipzig. Soviel Selbständigkeit und Selbstbestimmung wie möglich, soviel Hilfe wie nötig – dass ist das Credo des Teams am Medizinischen Zentrum für Erwachsene mit geistiger oder mehrfacher Behinderung (MZEB) am Universitätsklinikum Leipzig. Seit anderthalb Jahren schließt das UKL mit diesem Angebot in der Klinik für Neurologie eine Versorgungslücke, denn werden Kinder mit Einschränkungen erwachsen, fällt die bis dahin enge Betreuung weg. Darunter leiden nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Angehörige. Hier Abhilfe zu schaffen ist das Ziel des Teams um Oberarzt Wolfgang Köhler, Leiter des MZEB.
"Unsere Patienten können sich oft nur eingeschränkt mitteilen, sind bei der Verständigung auf Hilfe und besondere Aufmerksamkeit angewiesen", beschreibt Köhler die Herausforderung. "Das macht es schwerer zu erkennen, ob ein gesundheitliches Problem vorliegt und was sich dahinter verbirgt." Oft leiden die Betroffenen lange unbemerkt. Das zu verhindern, ist dem erfahrenen Spezialisten und seinem Team ein zentrales Anliegen. "Die Betreuung in einem Zentrum wie dem unseren ist daher sehr umfassend - wir betrachten unsere Patienten ganzheitlich und nicht jeweils nach dem einzelnen Erkrankungsbild. Zudem können wir auf alle Bereiche des Klinikums zur gemeinsamen Diagnostik und Therapie zugreifen. Auch Partner im niedergelassenen Bereich sind in die Behandlung einbezogen", so Köhler.
Das MZEB-Team verfügt dabei sowohl über die Ausbildung als auch die Räumlichkeiten, um auch mit den Schwierigkeiten bei der Behandlung von Schwerstbehinderten umgehen zu können. "Viele unserer Patienten können in einer normalen Praxis nicht gut versorgt werden, weil der Praxisablauf nicht auf ihre besonderen Bedürfnisse abgestimmt werden kann", weiß Köhler aus Erfahrung. Umso wichtiger seien daher die spezialisierten Zentren, von denen es inzwischen drei in Sachsen gibt. Zuwenig, wie Köhler sagt, zumal die Notwendigkeit einer solchen Behandlung nicht flächendeckend anerkannt und finanziert werde. "Wir können daher nur Betroffenen helfen, die im direkten Umkreis unseres Zentrums leben. Patienten aus anderen Landkreisen können wir bis auf Weiteres leider nicht mehr betreuen."
Dabei profitieren die Patienten, die meist über lange Zeiträume behandelt werden, ganz direkt durch eine schnellere und bessere Versorgung. Und auch deren Angehörige, denn eine Behinderung betrifft niemals nur den Betroffenen selbst. Partner, Eltern oder Kinder, die die Patienten in das Zentrum begleiten, finden hier ebenfalls ein offenes Ohr. Köhler: "Letztlich geht es darum, dafür zu sorgen, dass unsere Patienten und deren Familien ein lebenswertes Leben führen können - mit allen unseren Mitteln."