Leipzig. Mit einem Informationstag am Freitag, 5. Juli, begeht das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) am Universitätsklinikum Leipzig sein einjähriges Bestehen. Das MZEB bietet eine spezielle ambulante Versorgung für Menschen mit schweren, komplexen Mehrfachbehinderungen.
Beim "Informationstag für Menschen mit Behinderung" können Besucher durch persönliche Gespräche mit Teammitgliedern Einblicke in deren Arbeit erhalten. Der Tag soll auch dazu dienen, Berührungsängste abzubauen.
In einem Vortrag erläutert Hannes Roicke, Arzt im MZEB, wie Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung Schmerzen wahrnehmen und mit ihnen umgehen. Außerdem ist Schwester Daniela Trambowsky von der UKL-Palliativstation mit ihrem Besuchshund Sunny vor Ort. "Freuen Sie sich darauf, beim Speed-Dating neue Menschen zu treffen, bei Spaß und Bewegung andere Betroffene kennenzulernen oder etwas über ein tolles Garten-Mitmachprojekt zu erfahren", erläutert Oberarzt Wolfgang Köhler, Leiter des MZEB, das Aktionsprogramm. "Menschen mit Schluckstörungen wird ein fruchtiger Drink an Leipzigs erster 'Schluck-Bar' serviert. Denn wir haben gern dafür gesorgt, dass auch derjenige, der an einer solchen Einschränkung leidet, die sommerliche Jahreszeit genießen kann."
MZEB schließt Versorgungslücke für junge Erwachsene
Das Zentrum ist Teil der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKL. "Menschen mit schweren geistigen und / oder komplexen Behinderungen benötigen unsere Unterstützung, um ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben führen zu können. Unser Angebot versteht sich als Ergänzung zur medizinischen Regelversorgung und kann von Haus- und Fachärzten in Anspruch genommen werden", sagt Oberarzt Köhler.
Für derartig Betroffene gebe es im Kindes-und Jugendalter hervorragende Angebote zur Versorgung, berichtet er. "Doch erreichen die Patienten das Alter von 18 Jahren, entsteht oft plötzlich eine Lücke. Die Weiterversorgung ist häufig unsicher, darunter leiden Patienten stark", so Köhler. Diese Sicherung der Versorgung besonders bedürftiger Behinderter ist mit einem erst 2015 in Kraft getretenen Bundesgesetz den MZEB aufgetragen worden.
Die Patienten kommen meist aus den Sozialpädiatrischen Zentren oder aus Leipziger Einrichtungen der Behindertenhilfe auf Zuweisung der behandelnden Haus- und Fachärzte. Ab einem Grad von 50 Prozent gilt man derzeit als schwerbehindert. "Doch solche Ziffern und groben Raster werden der Sache der Patienten nicht gerecht", meint hingegen Oberarzt Köhler. Denn es sei momentan umstritten, wer Zugang zu einer derartigen Versorgung habe, sagt der UKL-Mediziner. Bei diesen komplexen und seltenen Erkrankungen mit schweren Behinderungen sei auch die Finanzierung der Behandlung zurzeit noch ungeklärt, kritisiert er.
Aus seiner Sicht ergibt sich der Zugang daraus, welche Auswirkungen die Behinderung auf das Leben des Patienten hat: "Es sind ganz praktische Fragen: Beispielsweise können einige Patienten sich kaum mitteilen, sie benötigen zur Fortbewegung einen Rollstuhl und haben schwere Sehbehinderungen oder psychische Probleme", benennt Köhler funktionelle Auswirkungen der Behinderung.
"Wir schauen, was es braucht für eine geregelte Teilhabe am Leben, für ein möglichst selbstbestimmtes Leben. Dabei möchten wir die Patienten und ihre Angehörigen unterstützen", hebt der Leiter des MZEB hervor. "Wir begleiten sie auf dem Weg des Übergangs von der Schule in die Berufswelt und damit in die Erwachsenensituation." Denn auch die psychosoziale Situation der Menschen sei von größter Bedeutung für ihre Lebensqualität.
"Gerade bei einem Erstkontakt stellen wir sicher, dass unser gesamtes Team den Patienten sieht und ganzheitlich einschätzt", erklärt Köhler, "denn es geht beileibe nicht nur um ärztliche Fragen." Zu seinem Team gehören neben einer Case Managerin und einer Sozialarbeiterin deshalb auch Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und Psychologen.
Mit ihnen allen können die Besucher des Informationstages am 5. Juli ins Gespräch kommen.
Informationstag für Menschen mit Behinderung des MZEB
Freitag, 5. Juli,
15 bis 18 Uhr,
Universitätsklinikum Leipzig,
Klinikpark hinter Haus 6 (Kinder- und Frauenmedizin),
Liebigstraße 20a,
04103 Leipzig