Es können drei Therapiekonzepte unterschieden werden. Die neoadjuvante Radiochemotherapie, die neoadjuvante Radiotherapie (Kurzzeit-Konzept) und die adjuvante Radiochemotherapie.
Besteht ein lokal fortgeschrittenes Rektumkarzinom wird eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie vor der Operation empfohlen. Die neoadjuvante Radiochemotherapie kann in vielen Fällen eine Verkleinerung des Tumor (Downstaging) sowie befallener Lymphknoten erreichen. Unter dem Mikroskop betrachtet konnte unterschiedlich ausgeprägt eine Tumorrückbildung gesehen werden (Regressionsgrad). Je ausgeprägter die Rückbildungstendenz war, umso besser scheint nicht nur eine Tumorkontrolle im Bereich der Beckenregion erreicht zu werden, sondern das Risiko für eine Fernmetastasierung scheint ebenso abgesenkt werden zu können.
Die neoadjuvante Therapie besteht aus 28 Bestrahlungen mit einer Einzeldosis von 1,8 Gy, 5x pro Woche bis zu einer Gesamtdosis von 50,4 Gy. Der Therapiezeitraum beträgt sechs Wochen. Parallel zur Bestrahlung erfolgt eine Chemotherapie. Diese kann entweder als Infusion oder in Tablettenform erfolgen. Nach Abschluss der Radiochemotherapie erfolgt die Operation mit einem Intervall von 6 - 8 Wochen.
Die zukünftigen Strategien sind darauf ausgerichtet, die Tumorrückbildung zu verstärken. Hierzu werden zusätzliche, intensivere Chemotherapien eingesetzt. Um diese Fragestellung zu beantworten, führt die Arbeitsgemeinschaft Radioonkologie zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie und Chirurgische Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft ein prospektives Behandlungsprotokoll durch, das ebenso nach dem Zufallsprinzip zwei unterschiedliche Therapiemodalitäten untersucht.
Die alleinige neoadjuvante Radiotherapie (Kurzzeitbestrahlung) kann ebenso eine Senkung des lokalen Rückfallrisikos erreichen. Ein Einfluss auf die Fernmetastasierungsrate konnte jedoch nicht erkannt werden. Ferner ist die Frage unbeantwortet, ob durch eine intensivere Behandlung ein sogenanntes Downstaging besser erreicht werden und ob hierdurch die Fernmetastasierungsrate abgesenkt werden kann. Demzufolge kann das Kurzzeitkonzept derzeit nicht als genereller Standard empfohlen werden. Sie stellt jedoch eine Alternative für Patienten dar, die z.B. aufgrund des Alters oder Nebenerkrankungen nicht für eine kombinierte Radiochemotherapie in Frage kommen.
Die neoadjuvante Radiotherapie besteht aus 5 Bestrahlungen mit einer Einzeldosis von 5 Gy, 5x pro Woche bis zu einer Gesamtdosis von 25 Gy. Der Therapiezeitraum beträgt eine Woche. Alternativ kann mit dem Ziel der besseren Verträglichkeit diese Therapie auch auf zweimal tägliche Fraktionen aufgeteilt werden. Während der Bestrahlung erfolgt keine Chemotherapie. Nach Kurzzeitbestrahlung sollte die Operation entweder innerhalb von 10 Tagen nach Beginn der Radiotherapie oder nach 4 - 8 Wochen erfolgen.
Das Rektumkarzinom im frühen Stadium wird alleinig operativ versorgt. Zeigt sich bei der Untersuchung des Operationspräparates ein fortgeschrittenes Stadium (T3/4; befallene Lymphknoten, R1-Resektion) besteht die Indikation zur adjuvanten Radiochemotherapie.
Die adjuvante Therapie besteht aus bis zu 28 Bestrahlungen mit einer Einzeldosis von 2,0 Gy bis zu einer Gesamtdosis von 54 - 56 Gy. Der Therapiezeitraum beträgt sechs Wochen. Während der Bestrahlung erfolgen zwei Zyklen Chemotherapie. Abschließend wird eine adjuvante Chemotherapie empfohlen.
Insbesondere in fortgeschrittenen Situationen, in denen eine Operation nicht mehr angestrebt werden kann, ist es wichtig die Behandlungskonzepte den Bedürfnissen und der Krankheitsgeschichte der Patienten anzupassen. Es kann dann eine Radiotherapie in palliativer Intention erfolgen. Ziel ist ein möglichst weitgehendes Zurückdrängen des Tumors sowie Linderung bzw. Verhinderung von tumorbedingten Symptomen, wie z.B. Schmerzen und Blutungen. Unser Ziel ist insbesondere in diesen Situationen eine Verkürzung der Behandlungszeit. Die tatsächliche Behandlungsdauer und die verwendeten Techniken werden durch Ausbreitungsstadium, die Symptome sowie die aktuelle Situation und die Wünsche der Patienten bestimmt. In der Regel erfolgt die Behandlung 1x täglich an fünf Wochentagen über einen Zeitraum von 1 - 3 Wochen.